Seit Dienstag ist es amtlich: Max Mosley bleibt vorerst Präsident der FIA. Bei den Automobilherstellern löste das wenige Freudenschreie aus. Das gab selbst Bernie Ecclestone zu, der noch immer Mosleys Rücktritt fordert. "Für mich ist das eine schwierige Situation, denn ich leite die Formel 1-Unternehmensgruppe und die Teams - die Hersteller - stehen ihm sehr ablehnend gegenüber", sagte der Formel 1-Boss der Zeitung The Independent.

BMW war zusammen mit Mercedes-Benz einer der ersten Automobilhersteller, der auf den Fall Mosley mit einer Pressemitteilung reagierte. Sie forderten eine Reaktion der FIA. In Montreal nahm Mario Theissen dazu Stellung: "Es ist eine kritische Situation innerhalb der FIA. Es ist nicht übertrieben, von einer Zerreißprobe zu sprechen." Es sei keine unlösbare Situation, aber eine echte Zerreißprobe. Das belaste nicht nur die FIA und deren Mitgliedsclubs, sondern auch die Partner der FIA, die Autoindustrie und den Motorsport. Trotzdem wiederholte Theissen, dass BMW die Entscheidung der FIA respektiere. "Die Situation kann nur innerhalb der FIA gelöst werden."

Aus sportlicher Sicht sei es für BMW wichtig, dass die FIA ihre Funktion und Rolle als Organisation erfülle, sprich: weiterhin als Regelbehörde agiere. "Es ist für uns wichtig, dass Initiativen wie die Kostensenkungen und die Einführung zukunftsträchtiger Technologien umgesetzt werden." Zu einem möglichen Umgang mit Max Mosley in diversen Arbeitsgruppen wollte sich Theissen nach reiflicher Überlegung nicht äußern. "Aber ich sehe in erster Linie die FIA gefordert, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie das handhaben wird." Denn keiner der Automobilhersteller wird wohl besonders erpicht sein, mit Herrn Mosley an einem Tisch zu sitzen. "Meine erste Sorge ist, dass innerhalb der FIA so viel Aufarbeitungsbedarf und Kontroversen entstehen, dass der Sport am Ende zu kurz kommen könnte."

Bislang haben die Verhandlungen und Gespräche nicht unter dem Thema Mosley gelitten. Bei der Energierückgewinnung gebe es keinen weiteren Entscheidungsbedarf und bei der Budgetobergrenze seien die Diskussionen wie geplant verlaufen. Ob die FIA ein Glaubwürdigkeitsproblem bekomme, hänge davon ab, wie sie mit der Zerreißprobe fertig werde. "Es hängt davon ab, wie die FIA ihre Rolle künftig wahrnimmt und welche Rolle Max Mosley spielen wird." Es gehe darum, wer das Tagesgeschäft handhaben werde. Die Gefahr der Abspaltung einiger FIA-Clubs sei gegeben. "Ich habe überhaupt keinen Kontakt zu den Clubs, aber wenn sie das sagen, muss man es ernst nehmen."

Am 24. Juli 2008 gewann Max Mosley den Prozess gegen die Zeitung "News of the World". Die Richter hielten in ihrem Urteil fest, dass die Privatsphäre durch die Berichterstattung nachhaltig verletzt wurde. Insbesondere die Behauptungen der Zeitung über "Bezüge zum Nationalsozialismus" erwiesen sich als unwahr.