Wir hatten eine lange Rennpause seit Bahrain. Für meinen Geschmack zu lang. Ich denke auch nicht, dass das ursprünglich so geplant war. Das hat sicher mit dem Wegfall von Imola zu tun. Ich war trotzdem sehr beschäftigt und viel unterwegs. Ich war in Leipzig, zwei Mal in München, in Hinwil, zu Filmarbeiten in Monza, auf der Nürburgring-Nordschleife, beim Test in Barcelona und dann gestern noch zu einem wirklich unterhaltsamen Programm in Valencia. Aber der Reihe nach.

Spaß in der grünen Hölle

Der Tag auf dem Nürburgring war absolut phantastisch. Der Nürburgring ist etwas ganz Besonderes für mich. Mönchengladbach ist nur eine Stunde entfernt, ich habe am Ring Fahrrad fahren gelernt, bin x Runden bei meinem Vater auf dem Schoß gesessen, im Winter sind wir manchmal zum Schlitten fahren auf der Hohen Acht gewesen. Auf der Kartbahn, die früher am Rande des Fahrerlagers war, bin ich auch zum ersten Mal Kart fahren - mit zwei Reifen und einer dicken Decke im Rücken, damit ich an die Pedale kam. Ich habe sehr viele schöne Kindheitserinnerungen an den Ring und ja auch schon einige Rennen in verschiedenen Klassen hier gewonnen.

Ich bin kein Nordschleifen-Experte. Ich schätze, ich bin vor dem 28. April rund 1000 km dort gefahren. Aufgrund der Streckenlänge sind das nicht allzu viele Runden. Aber den Verlauf kannte ich natürlich schon und wusste, wo es lang geht. Morgens bin ich eine Inspektionsrunde mit dem Formel BMW gefahren. Mit 140 PS war das Auto ein bisschen untermotorisiert. Aber es war ein unglaubliches Gefühl, vom Grand Prix-Kurs in die Nordschleife abzubiegen und noch dazu ganz allein auf dieser riesigen Rennstrecke zu sein. Normalerweise ist ja gerade auf der Nordschleife extrem viel Verkehr.

Schon morgens waren jede Menge Zuschauer da. Als es dann nach ungezählten Interviews und Autogrammen endlich mit dem Formel 1 losging, war das Kribbeln doch viel stärker, als ich erwartet hatte. Zumal ich morgens im Formel BMW aus der niedrigen Monoposto-Perspektive gesehen hatte, was mich erwartet. Und mit dem Formel BMW geht nicht mehr als 200 km/h. Die hat man im F1 drauf, wenn man das Gas antippt. An den Sprüngen war ich natürlich besonders vorsichtig. Obwohl hier auch Autos fahren, die eine viel größere und glattere Fläche am Unterboden haben und auch nicht viel langsamer sind. Auf der Nordschleife eine gute Runde zu fahren, wenn es darauf ankäme, wäre extrem schwierig. Die Strecke ist halt wahnsinnig lang und hat sehr viele komplizierte Kombinationen und blinde Ecken. Aber ich hatte sowieso keine Chance auf eine gute Rundenzeit. Erstens musste ich Demo-Reifen von Bridgestone verwenden, die rund zehn Prozent langsamer sind als die Standardreifen. Das schreibt das F1-Reglement leider so vor. Und zweitens ist in jeder Runde für einen Abschnitt ein Kameraauto eingeschert, hinter dem ich mit 80 km/h herfahren musste.

Aber um Rundenzeiten sollte es ausnahmsweise ja auch nicht gehen. Wobei ich das sehr gerne auch machen würde! Aber ich wurde ständig ermahnt, bloß vorsichtig zu sein. Es hat mir einen Mörderspaß gemacht, ich hätte am liebsten einen ganzen Tank verfahren und würde das jederzeit wieder machen. Ich hatte im vergangenen Jahr das erste Mal von dieser Idee gehört - das war natürlich Top Secret. Aber seitdem habe ich gehofft, dass die Sache realisiert wird. BMW wird davon auch eine DVD produzieren und auf den Markt bringen. Ich habe mir die Daten von den drei Runden noch nicht genau angeschaut. Es kursieren die wildesten Angaben über die Rundenzeiten. Ich glaube an 7:25 Minuten.

Spaß in drei Disziplinen

PR-Tage machen nicht immer Spaß. Aber in letzter Zeit kann ich mich nicht beklagen. Gestern war ich in Valencia zu einem ganz witzigen Wettbewerb. BMW ist ja nicht nur im Motorsport, sondern auch im Golfsport und beim America's Cup engagiert. Also haben wir morgens José Manuel Lara, ein Golf-Pro aus Valencia, am Golfplatz getroffen. Er hat mir und Mark Bradford, das ist ein Trimmer von BMW Oracle Racing, gezeigt, wie man auf Top-Niveau golft. Für Mark war das Neuland. Ich habe viel Golf gespielt, als ich zwischen 16 und 18 Jahre alt war. Danach hatte ich leider nicht mehr sehr viel Zeit dazu. Ich schätze, mein Handicap liegt mit ein bisschen Training bei etwa 20. José zuzugucken, war phantastisch. Gerade bei schwierigen Löchern. Ich habe einmal ziemlich daneben gesemmelt. Der Ball lag im Rough. Ich habe ihn sogar noch ein bisschen eingebuddelt, bevor ich Lara gebeten habe, mir mal zu zeigen, wie man den da am besten rausholt. Er hat ihn mit einem Schlag perfekt auf dem Green platziert.

Anschließend sind wir auf die Rennstrecke gefahren und ich habe den beiden gezeigt, wie man Formel BMW fährt. Da hat sich Mark gut geschlagen. José landete einmal neben der Strecke. Ihn zieht es halt eher aufs Green. Aber man hat gut beobachten können, wie schnell die beiden ein Gespür für das Fahren entwickelt haben. Spitzensportler müssen generell ein sehr gutes Körpergefühl haben, das macht sich dann auch in einer fremden Disziplin bemerkbar.

Für mich war die Fahraktion natürlich am wenigsten spannend. Aber dann sind wir auch noch segeln gegangen mit zwei historischen America´s Cup Yachten. Wunderschöne Holzschiffe. Für Passagiere übrigens extrem unkomfortabel, aber ich war Steuermann und hatte den einzigen Sitzplatz. Es hat Spaß gemacht. Mit der Pinne umzugehen, das Boot zu wenden etc. Ich hatte dabei Unterstützung von Tony Kolb, der auch zu BMW Oracle Racing gehört.

Am Ende dieses Tages habe ich mir mit Patricia ein wunderschönes Abendessen in einem Spitzenlokal in der Nähe der Rennstrecke von Barcelona gegönnt. Wir haben allein in meinen 30. Geburtstag reingefeiert. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das ein Grund zum Feiern ist. Älter zu werden, ist schon okay. Aber die 30 zeigt mir, wie schnell die Zeit vergeht. Die Jahre sind gerast. Gefühlsmäßig bin ich noch immer 20. Aber ich möchte die letzten zehn Jahre auf keinen Fall missen! So lange bin ich jetzt mit Patricia zusammen, wir sind eine Familie geworden, in diesen Jahren habe ich die entscheidenden Schritte in meiner Formel-1-Karriere gemacht… Ich bin ein rundum zufriedener Mann - und wenn ich nach meinen Wünschen gefragt werde, dann sage ich: Das was ist, soll so bleiben, und Siege in der Formel 1 sollen noch on top kommen.