Frankreich: Motorsport hat Tradition

Vor über 100 Jahren fand in Le Mans am 26. und 27. Juni 1906 der erste Grand Prix der Motorsportgeschichte statt. Das erste registrierte Autorennen wurde allerdings schon zwölf Jahre früher im Jahr 1894 durchgeführt. Die Strecke war ein 103,2 km langer "Straßenkurs", der teilweise keinen Asphaltbelag besaß. Der Kurs, östlich von Le Mans, glich von oben betrachtet einem Dreieck, mit drei engen Haarnadelkurven und der langen Boulaire-Geraden. Pro Tag wurden sechs Runden abgespult, die Fahrer saßen mehr als zwölf Stunden pro Renntag in ihren Boliden. Der erste GP-Sieger der Geschichte wurde der Ungar Ferenc Szisz in einem Renault.

Ferenc Szisz gewann den ersten Grand Prix., Foto: Sutton
Ferenc Szisz gewann den ersten Grand Prix., Foto: Sutton

Seitdem haben sich die Zeiten geändert. Der französische Grand Prix wurde im Rahmen der Formel 1 in Reims, Clermont-Ferrand, Le Mans, Rouen, Le Castellet, Dijon und Magny Cours ausgetragen. In diesem Jahr könnte es allerdings der letzte Frankreich GP werden. Bernie Ecclestone wünscht sich ein Rennen in oder in der Nähe von Paris, am liebsten ein Stadtrennen, aber auch Standorte im EuroDisney oder auf einem Panzerübungsplatz werden in Betracht gezogen. Nicht F1-tauglich ist der legendäre Kurs in Le Mans, auf dem am übernächsten Wochenende die 76. Ausgabe des 24-Stundenklassikers stattfinden wird.

Mit Sebastien Bourdais hat die Grande Nation in dieser Saison erstmals seit einigen Jahren wieder einen Stammpiloten, der eine komplette GP-Saison absolviert. Der letzte französische F1-Starter vor ihm war Franck Montagny. Früher sah das anders aus. Förderprogramme von Elf und Renault brachten Piloten wie René Arnoux, Jacques Laffite, Didier Pironi, Jean Pierre Jabouille und Patrick Tambay hervor. Der letzte Sieg eines Franzosen datiert vom Monaco GP 1996. Damals gewann Olivier Panis ein chaotisches Regenrennen in den Straßen von Monaco. Von den 79 französischen F1-Siegen gehen 51 auf das Konto des einzigen Champions: Alain Prost. Der Professor wurde gleich vier Mal zum Weltmeister gekrönt. Seitdem gab es nur in anderen Rennserien französische Seriensieger: Sebastien Loeb in der WRC, Sebastien Bourdais bei den ChampCars und Laurent Aiello in diversen Tourenwagenmeisterschaften.

F1 in Frankreich
F1-Piloten: 69
F1-Grand Prix 57
F1-Weltmeister 4
F1-Siege 79
F1-Pole Positions 79
F1 Schnellste Runden 87

Italien: Land der Legenden

Als Enzo Ferrari im Februar 1898 als Sohn eines Schlossers in einem Vorort von Modena das Licht dieser Welt erblickte, konnte noch niemand ahnen, dass sein Name in der Zukunft nicht nur in Italien als Inbegriff für die Königsklasse des Motorsports gelten sollte. Wie sich schon um den Geburtstag des legendären 'El Commendatore' Mythen und verschiedene Geschichten ranken, da nicht genau dokumentiert ist, ob er am 18. oder doch zwei Tage später am 20. Februar geboren wurde, sollte auch seine Scuderia Ferrari weltweit zu einem Mythos werden.

Der Commendatore: Enzo Ferrari., Foto: Phipps/Sutton
Der Commendatore: Enzo Ferrari., Foto: Phipps/Sutton

Ferrari ist der einzige Rennstall, der seit 1950 in der Formel 1 vertreten ist. Den ersten Titel gewann das Team mit dem Italiener Alberto Ascari 1952, ein Jahr später folgte der zweite. Insgesamt holte Ferrari bislang je 15 Fahrer- und Konstrukteursweltmeistertitel. Während der Vorzeigerennstall aus Maranello von Sieg zu Sieg eilt und mittlerweile 205 GP-Triumphe aus 764 GP-Starts vorweisen kann, sieht es bei den italienischen Piloten düsterer aus. Neben Ascari sollte nur Nino Farina einen WM-Titel nach Italien holen, es war der allererste der F1-Geschichte im Jahr 1950.

Der letzte Sieg eines Italieners liegt eine Weile zurück: 2006 gewann Giancarlo Fisichella den Großen Preis von Malaysia. Es war sein dritter GP-Sieg bei 200 Teilnehmen. Jarno Trulli hat nur ein Rennen gewonnen, den Großen Preis von Monaco 2004. Selbst den Rekord der meisten GP-Teilnahmen mit 256 GP-Starts hat Italien verloren. Rubens Barrichello löste Riccardo Patrese in der Saison 2008 ab - bei welchem Rennen das geschehen ist oder noch geschehen wird, darüber streiten sich noch die Statistikgelehrten. Aber Italien ist nicht nur Ferrari. Die Erfolglosigkeit der italienischen Vierradpiloten gleicht ein Zweiradartist aus: Valentino Rossi gewann bislang in seiner Karriere 91 Motorradrennen (65 in der 500er Klasse/MotoGP), holte 50 Poles (40), fuhr 74 schnellste Rennrunden (54) und feierte 7 (5) Weltmeistertitel.

F1 in Italien
F1-Piloten: 97
F1-Grand Prix 58
F1-Weltmeister 3
F1-Siege 43
F1-Pole Positions 45
F1 Schnellste Runden 50

Rumänien: Der Motorsport erwacht

Alle sprechen von Valencia und Singapur, über neue Stadtkurse und Nachtrennen. Doch schon im letzten Jahr wurde Motorsportgeschichte geschrieben, wenn auch in kleinerem Umfang: auf einem Straßenkurs in Bukarest fand die erste rumänische Motorsportveranstaltung von internationalem Format statt.

In den Straßen von Bukarest., Foto: Sutton
In den Straßen von Bukarest., Foto: Sutton

Die Streckenführung war schon einmal Formel 1-erprobt: kein Anderer als Hermann Tilke trug die Verantwortung für den 3,1 Kilometer langen Kurs rund um den Palast des ehemaligen Diktators Nikolai Ceaucescu. Gefahren ist übrigens die FIA GT Meisterschaft samt Anhang, sprich der britischen Formel 3, in der zu diesem Zeitpunkt mit Maro Engel auch ein Deutscher aktiv war. Die nächste rumänische Premiere erfolgte im April 2008. Die neu geschaffene Dakar Serie fuhr die erste Marathonrallye durch Ungarn und Rumänien.

Einen Formel 1-Fahrer hat Rumänien bislang noch nicht hervorgebracht, dennoch sind die Rumänen im internationalen Motorsport vertreten. Der erfolgreichste Pilot ist der 19-Jährige Mihai Marinescu, der aktuell für den Rennstall von Giancarlo Fisichella in der Formel BMW Europa antritt. Zuvor gewann Marinescu in diversen Formel- und Kartklassen fünf seiner 94 Rennen. Eine Klasse höher ist Matei Mihaesu unterwegs. Er fährt 2008 für Jenzer Motorsport in der International Formula Master.

F1 in Rumänien
F1-Piloten: 0
F1-Grand Prix 0
F1-Weltmeister 0
F1-Siege 0
F1-Pole Positions 0
F1 Schnellste Runden 0

Niederlande: Jos the Boss

Normalerweise sind zwei Podestplätze und 17 Punkte aus 106 Grand Prix kein Grund zur Heldenverehrung. Jos Verstappen wird in den Niederlanden trotzdem vergöttert. Die Karriere des ehemaligen Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher, der auch schon mal durch handfeste Auseinandersetzungen und Feuerunfälle auffiel, wird auch heute noch in seiner Heimat mit Begeisterung verfolgt. Nach einem unrühmlichen Ende im niederländischen A1GP-Team fährt Verstappen 2008 in der LMS. Dort trifft er übrigens auf seinen Landsmann Jeroen Bleekemolen - den Vielfahrer des Jahres. Bleekemolen tritt 2008 im Porsche Carrera Cup, Porsche Supercup, der LMS, der A1GP Serie und bei Langstreckenrennen an. Nebenbei absolviert er am kommenden Wochenende einen Gaststart in der Mini Challenge.

Die Fans lieben Jos the Boss., Foto: Sutton
Die Fans lieben Jos the Boss., Foto: Sutton

Wie Verstappen musste auch Christijan Albers sich aus der Formel 1 verabschieden, nachdem er zu Saisonbeginn 2007 von einem Rookie namens Adrian Sutil nach Strich und Faden auseinandergenommen worden war - selbst aber nur die Tankanlage auseinandernahm. Mittlerweile absolviert Albers seine zweite Zeit in der DTM. Mit Mercedes wurde er vor seinem F1-Ausflug Vizemeister, jetzt fährt er mit einem 2006er Audi chancenlos hinterher. Dafür legte er sein negatives F1-Image ab und tritt im DTM-Fahrerlager freundlich und gut gelaunt auf.

Da sich Giedo van der Garde im letzten Jahr mit einer Unterschrift bei gleich zwei F1-Teams (namentlich Super Aguri und Spyker) um eine F1-Chance brachte, ist Robert Doornbos derzeit der einzige Niederländer in der F1, wenn auch nur als Pilot für die Renault Roadshows. Apropos Spyker: aus dem niederländischen F1-Rennstall wurde bekanntlich Force India. Noch ist Michiel Mol Mitbesitzer des Teams, Gerüchte besagen allerdings, dass er seine Anteile möglicherweise verkaufen könnte. Mol trat mit dem niederländischen Sportwagenbauer Spyker auf die F1-Bühne, Spyker verließ sie jedoch nach nicht einmal einer ganzen Saison schon wieder. Die niederländische Hymne sollte nie für das Team auf dem Siegerpodium gespielt werden.

F1 in den Niederlanden
F1-Piloten: 13
F1-Grand Prix 30
F1-Weltmeister 0
F1-Siege 0
F1-Pole Positions 0
F1 Schnellste Runden 0