Österreich: Kleines Land, große Erfolge

Vier Formel 1-Weltmeistertitel stehen für Österreich zu Buche, drei durch Niki Lauda, einer posthum durch den unvergessenen Jochen Rindt. Mit Gerhard Berger, Karl Wendlinger und Alexander Wurz stammen noch weitere bekannte Piloten aus der Alpenrepublik, wobei Wurz 2007 der bislang letzte Stammfahrer aus Österreich war.

Die Österreicher mischen überall mit., Foto: Sutton
Die Österreicher mischen überall mit., Foto: Sutton

Dennoch mischen nicht wenige Österreicher im F1-Paddock mit. Alex Wurz und Christian Klien agieren als Test- und Ersatzfahrer, Gerhard Berger ist Teammitbesitzer von Toro Rosso, Franz Tost ist Teamchef bei Toro Rosso, Dietrich Mateschitz betreibt gleich zwei Formel 1-Teams mit seinem Dosenimperium, Christoph Ammann sorgt mit CAM Security für die Sicherheit im Fahrerlager, Heinz Prüller berichtet schon seit Urzeiten über die Formel 1 und auch Niki Lauda ist als TV-Experte noch immer im Paddock vertreten. Ganz nebenbei gibt es natürlich noch eine gewisse Grazer Motorsport-Presseagentur namens adrivo Sportpresse GmbH.

Nur einen Österreich GP gibt es seit 2003 nicht mehr. Insgesamt wurden 26 Rennen auf dem alten Österreichring und dem A1Ring ausgetragen - bis dieser zugunsten eines nie umgesetzten Mammutprojekts abgerissen wurde. Seitdem füllen die Projekte "Spielberg", "Spielberg neu", "Spielberg neu²" & Co nur noch die Lokalseiten. Mal sieht es gut aus, mal weniger gut - eine einsatzfähige Rennstrecke gibt es auf absehbare Sicht jedoch erstmal nicht. Dabei gingen die Bilder und vor allem die Funksprüche der Rennen von 2001 und 2002 um die Welt. "Let Michael pass for the Championship..."

F1 in Österreich
F1-Piloten: 15
F1-Grand Prix 26
F1-Weltmeister 4
F1-Siege 41
F1-Pole Positions 46
F1 Schnellste Runden 49

Deutschland: Mehr als nur Schumacher

Es gab die Formel 1 vor Michael Schumacher, auch in Deutschland. Namen wie Wolfgang Graf Berghe von Trips, Stefan Bellof, Hans Joachim Stuck und Jochen Mass belegen das. Sogar vier Fahrer aus der DDR mischten in den 50er und 60er Jahren in der Königsklasse mit; auch wenn die Namen Edgar Barth, Theo Fitzau, Ernst Klodwig und Rudolf Krause heute wohl nur noch Geschichtskennern etwas sagen werden.

Michael Schumacher bei seiner liebsten Beschäftigung., Foto: Sutton
Michael Schumacher bei seiner liebsten Beschäftigung., Foto: Sutton

Die 103 deutschen GP-Siege verteilen sich auf Graf Berghe von Trips, Mass, Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher und einen gewissen Michael Schumacher, der gleich 91 davon beisteuert und selbst nach seinem F1-Rücktritt noch die Massen mit F1-Tests und Motorradausflügen in Atem hält. Aber auch ohne Schumacher stellt Deutschland das größte Kontingent an aktuellen Formel 1-Piloten - gleich fünf an der Zahl.

Die Motorsporttradition reicht in Deutschland weit zurück, unter anderem getragen von den Automobilherstellern und der Geschichte der Silberpfeile. Formel 1-Rennen fanden in Deutschland nur an drei Orten statt: dem Nürburgring (Nordschleife und GP-Kurs), Hockenheim (alt und neu) und 1959 in Berlin. Seit dem letzten Jahr wechseln sich der Nürburgring und der Hockenheimring mit der Austragung des Rennens ab. Auch andere Rennserien haben in Deutschland ein Zuhause. Neben der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) gastieren fast alle wichtigen Weltmeisterschaften und Nachwuchsserien in der Automobilnation. Nur der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) wirkt bis zu einem Rücktritt von Max Mosley nicht mehr in der FIA mit.

F1 in Deutschland
F1-Piloten: 51+4
F1-Grand Prix 54
F1-Weltmeister 7
F1-Siege 103
F1-Pole Positions 78
F1 Schnellste Runden 96

Kroatien: Heimliche Herrscherin

Kroatien gilt nicht unbedingt als Motorsporthochburg. Noch hat es kein Fahrer in die Königsklasse geschafft und von einem Formel 1-Grand Prix dürfte das Land so weit entfernt sein wie England von der Fußball-EM. Dennoch ist die gesamte Formel 1 in kroatischer Hand: schließlich betont Bernie Ecclestone immer, dass ihm nichts und seiner Frau Slavica alles gehöre. Das ehemalige Model stammt aus der kroatischen Stadt Rijeka.

Slavica Ecclestone vertritt Kroatien in der F1-Welt., Foto: Sutton
Slavica Ecclestone vertritt Kroatien in der F1-Welt., Foto: Sutton

Von Slavica Ecclestone abgesehen ist der kroatische Einfluss auf die Motorsportwelt gering. Im Vordergrund stehen heute vor allem Bergrennen und Rennserien wie der Ford Focus Cup, der INA Fabia Cup, der Honda Cup und der Octavia Cup. Weiter zurück reicht die Zweiradgeschichte. Schon 1946 wurde in Preluka das erste Motorradrennen ausgetragen. Die Strecke avancierte schnell zum Kultobjekt, wo bis 1977 auf zwei und vier Rädern gegeneinander angetreten wurde. Zwischen 1969 und 1977 fanden dort sogar acht Rennen zur Motorrad-WM statt. Allerdings wurde die Strecke wegen zu hoher Sicherheitsbedenken aus dem Kalender genommen. Danach fanden noch 13 WM-Läufe auf der neu gebauten Strecke in Grobnik Rijeka statt.

Die Erfolge kroatischer Motorsportler beschränken sich international auf einen Sieg im Seat Leon Supercopa - das allerdings erst kürzlich beim Lauf in Oschersleben 2008. Der glorreiche Triumphator hört auf den Namen Marin Colak, ist schon seit 2005 in der Serie aktiv und war vorher auch in der Formel Renault, deutschen Formel 3 und dem Polo Cup unterwegs. Die Kommunikation bei etwaigen Interviewversuchen gestaltete sich für unsere Redakteure, mangels Deutsch- und Englischkenntnissen seitens Colak, immer als äußerst spannend.

F1 in Kroatien
F1-Piloten: 0
F1-Grand Prix 0
F1-Weltmeister 0
F1-Siege 0
F1-Pole Positions 0
F1 Schnellste Runden 0

Polen: Kubica & Rallye

Vor Robert Kubica war die Formel 1 in Polen quasi nicht existent. Kubica musste schon in jungen Jahren nach Italien umziehen, um dort seine Kartkarriere in Gang zu bringen. Doch kaum war der junge Pole als Test- und später als Einsatzfahrer bei BMW Sauber aktiv, begann die Kubica-Mania - und mit ihr kamen Gerüchte, Erfindungen und Sensationsmeldungen, die Kubica in einen Clinch mit der heimischen Presse stürzten. Wenn manche Medien kein Interview bekamen, wurde eben eines konstruiert - selbst vor angeblichen Schlägereien mit seinen Teamkollegen machten sie keinen Halt...

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Trotz der fehlenden F1-Geschichte könnte Polen mit Kubica eine erfolgreiche Motorsportzukunft ins Haus stehen. Abgesehen vom BMW Sauber-Piloten besteht Motorsport in seiner Heimat hauptsächlich aus dem Rallye-Sport, den auch Kubica liebt. Auch als F1-Star besucht er noch als normaler Zuschauer WRC-Läufe, um die Lenkradkünstler in Aktion zu erleben. Nach seiner Karriere könnte er sich durchaus einen Wechsel auf die Schotterpisten dieser Welt vorstellen.

Die Rallye-Begeisterung in Polen wurde am 15. Juli 1973 ausgelöst: der erst siebte Rallye-WM-Lauf in der noch jungen Geschichte der WRC fand in Polen statt. Es sollte bis heute der einzige WRC-Lauf dort bleiben. Im Jahr 2007 feierte die Rallye Polen ihren 64. Geburtstag, damit ist sie die zweitälteste Rallye der Welt. Doch der WM-Status fehlt seit dem WRC-Debütjahr 1973. Das wird sich aber ab 2009 ändern, wenn Polen in den Rennkalender zurückkehren wird.

F1 in Polen
F1-Piloten: 1
F1-Grand Prix 0
F1-Weltmeister 0
F1-Siege 0
F1-Pole Positions 1
F1 Schnellste Runden 0