Mario Theissen hatte nach dem Rennen in Monaco kaum einen Grund zum Meckern. Da war einerseits der Podestplatz von Robert Kubica, andererseits Nick Heidfeld, der zwar mit vier Runden Rückstand ins Ziel kam, aber Theissen trotzdem zufrieden stellte. "Er war aggressiv unterwegs und das wollen wir sehen", sagte er. Zum Zwischenfall mit Fernando Alonso, der Heidfeld in Loews anschob, meinte der BMW Motorsportdirektor: "Da konnte er nichts machen. Das Risiko ist in solchen Situationen immer da, gerade hier in Monaco. Es hat leider nicht gepasst. Aber für mich war es trotzdem ein Sprung nach vorne."

Denn Heidfeld war von Startplatz 13 bereits auf Rang fünf nach vorne gefahren als der Zwischenfall passierte und gerade das hatte Theissen Freude bereitet. Als einen Wink im teaminternen Duell wollte er das aber nicht verstehen. "Er muss natürlich versuchen, das Maximum aus dem Auto herauszuholen, egal was der Teamkollege macht. Und das war ihm zuletzt vor allem im Qualifying nicht gelungen." Dass bei Heidfeld nach dem Zusammenstoß nicht mehr viel ging, lag daran, dass der Seitenkasten und der Unterboden beschädigt waren und deswegen die Aerodynamik nicht mehr passte. "Ob das Auto auch krumm war, weiß ich nicht, aber Nick meinte, es ging gar nichts mehr." Punkte waren damit zwar außer Reichweite, aber einfach aufhören ging auch nicht, fügte Theissen noch an.

Heidfeld selbst war mit der Startphase des Rennens auch recht zufrieden. "Ich hatte mich bis auf Position fünf vorgearbeitet. Dann hat Fernando leider einen Fehler gemacht und ist mir ins Auto gefahren. Danach war die linke Seite ziemlich kaputt. Ich hatte auch einen Plattfuß, deshalb bin ich zur Box gefahren. Anschließend war ich Letzter und hatte mit den Schäden am Auto auch keine Chance mehr, irgendetwas an meiner Situation zu verbessern", erzählte er. Deswegen bezeichnete er den Sonntag auch zum Vergessen, meinte aber, dass das gar nicht so einfach sei.

Fernando Alonso ruinierte Nick Heidfeld das Rennen, Foto: Sutton
Fernando Alonso ruinierte Nick Heidfeld das Rennen, Foto: Sutton

Erinnerungswürdig war der Tag dafür für Robert Kubica, der mit Platz zwei wieder ein Highlight für BMW Sauber setzte. "Ich bin sehr froh über mein Rennergebnis. Ich habe nicht erwartet, dass wir hier das Tempo haben, um Zweiter zu werden. Es war ein großartiges Rennen unter sehr schwierigen Bedingungen", berichtete der Pole. Schwierig war es vor allem deswegen, weil so starker Regen nicht erwartet wurde. So hatte Kubica aber das ganze Rennen Probleme mit den Reifen und der Sicht. "Ich habe versucht, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Fehler sind hier sehr gefährlich", erklärte er.

Theissen hatte von Kubica gar keine Fehler gesehen, das hatte er nur bei drei oder vier Anderen erlebt. "Robert war von denen am weitesten vorne, das freut mich sehr. Er hat unter schlimmsten Bedingungen das Maximum erreicht. Das Team hat auch hervorragend auf die ständig wechselnden Verhältnisse und die Unfallsituationen reagiert", lobte der Sportdirektor. Die Gewissheit, dass Platz zwei herausspringen würde, erlaubte er sich allerdings erst zehn Runden vor Schluss, als die Entwarnung kam, dass kein Regen mehr kommt. "Da haben wir uns gesagt, er fährt das Ding nach Hause."

Andererseits hätte Theissen aber noch zweifeln können, denn vor dem Start hatte es vom Meteorologen auch noch geheißen, dass während des Rennens kein Regen kommt und kurz darauf wurde er vom Gegenteil überzeugt. Willy Rampf hatte deswegen auch einiges an Nerven gelassen, denn er hatte schon zu Beginn die schwere Entscheidung über die Reifen für den ersten Stint zu treffen. "Robert hat immer kühlen Kopf bewahrt und ist auch bei den zwischenzeitlich extremen Sichtverhältnissen das ganze Rennen ohne Fehler durchgefahren. Wir haben unsere Strategie permanent angepasst, das war eine große Herausforderung für die Ingenieure an der Boxenmauer", sagte er. Heidfelds Pech konnte der Technikdirektor nur bedauern.

Mit einem weiteren guten Ergebnis im Rücken geht es nun nach Kanada und dort beginnt das Spiel wieder ganz von neuem. Das weiß auch Theissen. "Wir haben jetzt einige Überraschungen erlebt. Ich hoffe, dass wir in Montreal gut dabei sind. Das Auto wird anders aussehen. Es ist eine schnelle Strecke, wir werden also bei der Aerodynamik einiges verändern, sicher auch bei der Fahrwerksabstimmung und dann schauen wir einmal, ob das reicht", meinte Theissen.