Wenn Alain Prost an Monaco denkt, kommen ihm schlagartige zwei Grand Prix in den Sinn. Sein Sieg 1986, den er als fantastisches Wochenende von Anfang bis Ende abgespeichert hat, und das Rennen 1993, das er eigentlich gewinnen hätte können, aber wegen einer Strafe für einen Frühstart nur als Vierter beendete. Das ärgert ihn selbst 15 Jahre danach noch.

Seine Nachfolger als Piloten schätzt Prost als ruhiger ein. Sie sind nicht mehr so emotional und haben nicht mehr das gleiche Verhalten im Auto wie die Fahrer zu seiner Zeit. "Aber das ist klar", sagt er. "Die Hersteller betreiben die Teams und da dürfen die Fahrer nicht mehr so reden wie sie wollen." Prost hätte das in seiner aktiven Karriere nicht gefallen, da dies nicht zu seinem Charakter gepasst hätte, aber auch er müsste sich heutzutage daran anpassen. In der modernen Formel 1 sei dies sogar ein Vorteil, da man dadurch weniger Probleme mit den Medien habe.

Sportlich sieht er die WM 2008 weit offen. "McLaren war zu Saisonbeginn nicht so stark wie sie es jetzt sind", sagt er, "obwohl sie das erste Rennen gewonnen haben." Jetzt sieht Prost vier Titelanwärter. "Vier Fahrer können ohne Teamorder gewinnen. Die WM ist offener als wir denken." Bei Ferrari habe Felipe Massa zu Saisonbeginn einige Fehler gemacht, sich danach aber gesteigert. "Das war beeindruckend. Kimi Räikkönen ist stabiler und hat seine Vorgehensweise geändert. Er denkt mehr an die WM." So riskiere der Finne zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht alles.

Alain Prost schaut in Monaco hinter die Kulissen von McLaren., Foto: Sutton
Alain Prost schaut in Monaco hinter die Kulissen von McLaren., Foto: Sutton

Bei McLaren sieht Prost Lewis Hamilton in einer ähnlichen Situation wie Fernando Alonso im Vorjahr. "Er hat mit Heikki Kovalainen einen jungen Teamkollegen, den niemand als potenzielle Nummer 1 angesehen hatte, der aber jetzt viel besser ist als erwartet." Den McLaren-Finnen schätzt Prost ähnlich talentiert ein wie den Ferrari-Finnen. "Kimi ist schon Weltmeister, aber Heikki leistet bereits im zweiten Jahr sehr gute Arbeit. Ich habe mit einigen Leuten bei McLaren gesprochen, sie sind sehr zufrieden und beeindruckt."

Das Ende von Super Aguri sah Prost mit einem weinenden Auge. Denn der Ex-Champion kennt die Situation genau, die Aguri Suzuki durchgemacht hat. "Heutzutage kannst du kein F1-Team mehr führen, wenn du keine Unterstützung eines großen Herstellers hast", weiß Prost aus eigener Erfahrung. Dann sei man nur auf der Suche nach Geld, um die Motoren zu bezahlen. "Das lenkt dich vom Kerngeschäft ab. Hinzu kommt die schlechte Publicity." Diese erschwere die Sponsorensuche zusätzlich. "Es ist fürchterlich, ein F1-Team ohne genügend Geld zu führen. Ich verstehe Aguris Frust." Mit normalen Sponsoren im Hintergrund sei es unmöglich, ein F1-Team ohne Herstellerunterstützung am Laufen zu halten. "Außer du bist einer der reichsten Menschen der Welt." Aber die Red Bulls und Force Indias dieser Welt sind begrenzt.

Seine Zeit als Fahrer und Teamchef hat Prost hinter sich. Eine Zeit als FIA-Präsident interessiert ihn nicht. "Das ist mir zu politisch", sagt er. Sein Vorschlag ist es, die FIA vom Sport zu trennen. Dann müsse man nicht gleichzeitig Politik mit allen Länderverbänden betreiben und auf den Sport achten. Ohne Politik sei die F1 heutzutage aber nicht mehr möglich: "Dafür sind zu viele Hersteller und zu viel Geld involviert."

Prost fährt deshalb lieber Eisrennen. "Ich mag das und brauche die Abwechslung, den Wettkampf und die Zweikämpfe mit anderen." Es sei eben schwierig aufzuhören. So auch bei Michael Schumacher. Den Wirbel um dessen Motorradauftritte versteht Prost nicht. "Das sagen doch alle nur, weil Motorrad fahren gefährlich ist. Wenn es nicht gefährlich wäre, würde man nicht darüber sprechen." Würde er also nur noch Fußball spielen, wäre das uninteressant für die Medien. "Es ist sein Weg, er braucht das Adrenalin und es ist seine Entscheidung. Ich würde es aber nicht machen."