Einige leitende Figuren innerhalb der FIA wollen anscheinend einen Rücktritt Max Mosleys erzwingen, bevor es am 3. Juni in Paris bei der außerordentlichen Generalversammlung zur Abstimmung über die Vertrauensfrage kommt. Wie die Kollegen von Autosport berichten, hat der Vorsitzende des japanischen Automobilverbandes, Setsuo Tanaka, einen Brief an die Präsidenten der Mitgliedsverbände im Asien und Pazifikraum geschrieben, die zum Mobilitäts- und Tourismus-Bereich der FIA gehören. Darin soll er mitgeteilt haben, dass Mosley noch vor der Generalversammlung Gespräche mit hohen FIA-Offiziellen haben soll, die ihn zum vorzeitigen Rücktritt überreden wollen.

Zudem erklärte er in dem Schreiben, dass beim FIA Frühlins-Meeting Ende April eine Abstimmung gemacht wurde, bei der ein neuer Anlauf unternommen wurde, um Mosley zum Rücktritt zu bewegen. "Der World Council hat einstimmig beschlossen, dass wir Folgendes vermeiden sollen: eine Vertrauensabstimmung bei der außerordentlichen Generalversammlung am 3. Juni, denn wenn Präsident Mosley nicht das Vertrauen ausgesprochen bekäme, wäre das ein Desaster für ihn und auf der anderen Seite wäre es ein Desaster für die FIA, wenn Präsident Mosley das Vertrauen ausgesprochen bekäme", war zu lesen.

Des weiteren stand im Schreiben, dass die Mitglieder des World Council für die automobile Mobilität und Tourismus beim Frühlingstreffen einstimmig das Mandat an Vizepräsident Franco Lucchesi und den Präsidenten der Region 1, Werner Kraus, übergeben haben, um diese Angelegenheit mit Mosley zu besprechen und ihn zum Rücktritt zu bewegen. In dieser Sache habe Tanaka auch am 11. April einen Brief an Mosley geschrieben, worin er ihn gebeten habe, von seiner Position zurückzutreten.

Jackie Stewart ist nach wie vor für einen Rücktritt Max Mosleys, Foto: Sutton
Jackie Stewart ist nach wie vor für einen Rücktritt Max Mosleys, Foto: Sutton

Während diese Pläne am Laufen sind, sieht es aber unwahrscheinlich aus, dass Mosley sich auch damit beschäftigen wird. Denn er hatte bereits betont, dass er von den verschiedenen Automobil-Verbänden mehr unterstützende Briefe als Rücktrittsaufforderungen erhalten habe und deswegen nicht gedenke, zurückzutreten. Aus ungenannten Quellen will Autosport erfahren haben, dass das Ansinnen des World Council nicht einmal bis zum FIA-Präsidenten vordringen wird. Denn schon Lucchesi soll sich womöglich dagegen aussprechen, sein Mandat anzunehmen.

Widerstand gegen Mosley scheint aber dennoch vorhanden zu sein und er hat sich bei seinem Besuch in Monaco, dem ersten Grand Prix seitdem der Skandal losgebrochen ist, bislang auch tunlichst aus der Öffentlichkeit zurückgehalten. Nur am Donnerstag war er kurz im Paddock zu sehen, ansonsten blieb er in seinem Büro, wo er sich mit mehreren Formel 1-Persönlichkeiten getroffen haben soll - darunter Renault Teamchef Flavio Briatore, Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, Williams Geschäftsführer Adam Paar, Force India Besitzer Vijay Mallya und auch Jean Todt.

Einer, der ironischerweise fest daran glaubt, dass Mosley im Amt bleiben wird, ist sein Kritiker Jackie Stewart. Er hat sogar 100 Dollar darauf gewettet. "Ich habe eine Wette mit jemandem. Ich sage, die FIA wird ihn nicht abwählen. Für einen Schotten sind 100 Dollar viel Geld... ich werde den anderen Typen gerne auszahlen, aber ich denke, es ist falsch, wenn ich gewinne", scherzte er gegenüber Reuters. Denn Stewart ist immer noch überzeugt davon, dass Mosley zurücktreten muss. "Er ist im Palast von Monaco unakzeptabel, im Palast von Madrid ebenfalls, auch in Bahrain und sogar beim Premierminister der Türkei", betonte der Schotte. Er verstand nicht, dass die FIA das anscheinend nicht erkennt und verwies darauf, dass in der Vergangenheit Fahrer schwer bestraft wurden, die den Sport in ein schlechtes Licht gerückt hatten. "Wie kann man eine Regel für den Präsidenten haben und eine für jene, denen er vorsitzt."

Am 24. Juli 2008 gewann Max Mosley den Prozess gegen die Zeitung "News of the World". Die Richter hielten in ihrem Urteil fest, dass die Privatsphäre durch die Berichterstattung nachhaltig verletzt wurde. Insbesondere die Behauptungen der Zeitung über "Bezüge zum Nationalsozialismus" erwiesen sich als unwahr.