Auf den Türkei Grand Prix haben wir uns eigentlich alle schon gefreut. Es sollte das fünfte Rennen werden, wo es angenehm warm war. Ich habe mir aber schon vor der Abreise den Wetterbericht angesehen und da hieß es, dass es etwas kälter werden sollte, als wir erwartet haben. Es war dann viel kälter und eine ganz andere Erfahrung als früher im August. Das war recht eigenartig, denn wir verließen England und dort war das Wetter herrlich und dann kamen wir in der Türkei an und es war recht kalt. In England wurde es wärmer, in der Türkei kälter.

Kazuki Nakajima war es kalt, Foto: Sutton
Kazuki Nakajima war es kalt, Foto: Sutton

Dadurch ergab sich am Donnerstag auch eine recht lustige Situation. Die Fahrer gehen da immer die Strecke ab und Kazuki Nakajima war gerade unterwegs. Ich habe in der ersten Kurve ein paar Bilder von ihm gemacht und er begann auf einmal zu zittern, weil er nur ein T-Shirt anhatte. Als er bei der ersten Kurve war, wurde es auch noch richtig windig und er hat einfach nur noch die Arme um sich gelegt, weil ihm so kalt war. Seine Ingenieure hatten hingegen Sweat-Shirts an. Und Kazuki war ja erst am Anfang der Runde, als er durch war muss es ihm wirklich kalt gewesen sein. Er hatte offensichtlich recht warme Temperaturen im Sonnenschein erwartet und hatte deswegen auch eine Wasserflasche dabei.

Eine nette Überraschung hatte Red Bull für uns parat. In der Energy Station haben sie typisch türkisches Essen gemacht, wobei sie auch Kebab gemacht haben. Dadurch konnten wir jeden Nachmittag Kebab essen. Dazu gab es auch noch Salat und ein würziges Dressing. Viele Leute in England essen so etwas gerne, nachdem sie im Pub waren, deswegen wird es dort immer beliebter. Für uns war es nett, an der Strecke einmal etwas Anderes zu bekommen. Auch die Team-Mitglieder haben es gegessen. Das Essen war recht türkisch, aber irgendwie auch englisch.

In der Energy Station war einiges los, Foto: Sutton
In der Energy Station war einiges los, Foto: Sutton

In der Energy Station spielte sich auch eine andere nette Geschichte ab. Es gab dort ein Foto-Shooting und die meisten Fahrer waren dabei, weil das Shooting für Monaco gemacht wurde. Wir waren da zwar nicht direkt daran beteiligt, aber die Fahrer wussten danach nicht genau, was sie mit ihrer Zeit machen sollten. Also ging Nick Heidfeld zum Tischfußball-Tisch und hat ein bisschen gespielt. Es war recht nett, wie er dort mit seinem Manager gespielt hat und dann kamen noch Giancarlo Fisichella und Tonio Liuzzi, um auch ein bisschen Tischfußball mitzumachen. Es war also ein wenig Italien gegen Deutschland und es hat ein paar nette Bilder gebracht.

Der Donnerstag hat aber ohnehin viele lustige Bilder gebracht, weil einige Teams sich entschieden, ein paar PR-Auftritte zu machen. Da war zunächst einmal Lewis Hamilton, der bei Troja mitgespielt hat, das in Istanbul aufgeführt wurde. Wir alle dachten, Lewis würde in einer römischen Rüstung auftreten, um bereit für den Kampf zu sein, aber er hatte seinen Renn-Overall an. Es war alles etwas eigenartig, denn er flog an einem Seil herum und für ihn sah es nicht besonders bequem aus. Denn das Seil war so angebracht, dass es ihm direkt durch die Leistengegend ging. Das war für ihn als PR-Auftritt doch ein wenig ungemütlich, nehme ich an.

Tanken ist wichtig, Foto: Ferrari
Tanken ist wichtig, Foto: Ferrari

Ich muss auch zugeben, dass er ein wenig idiotisch aussah, denn er schwang da in der Luft herum, wusste nicht genau, was er tun sollte und hatte seinen Overall an. Es sah einfach nicht richtig aus. Das war nicht unbedingt der PR-Auftritt, den man sich von Vodafone erwarten würde. Ich denke, jeder hat sich dahingehend geäußert, dass es eher ein dummer Stunt war und Lewis sah nicht unbedingt vorteilhaft dabei aus. Wenn man in so einer Situation ist, dann kann man wohl nur weitermachen, aber ich glaube nicht, dass Lewis noch viele solcher Auftritte machen wird.

Einen etwas anderen Auftritt machte Ferrari. Da waren die Fahrer mit ihren Autos an der Tankstelle, um ihre Autos selber zu betanken. Das war auch eher eigenartig. In Realität sehen die Sachen schon ganz nett aus, aber auf Fotos oder im Video sieht das dann meistens doch recht albern aus. Für Shell war es wahrscheinlich ein ganz schöner PR-Event, denn wo sonst bringt man die Fahrer dazu, ihre Autos möglichst Medienwirksam aufzutanken.

Fisichella, Giancarlo Fisichella, Foto: Sutton
Fisichella, Giancarlo Fisichella, Foto: Sutton

Die dritte PR-Geschichte betraf Fisi, der zusammen mit Sky TV Italy einen Promo-Trailer für Monaco machte. Sie wollten dabei den ganzen Glamour der Formel 1 zeigen und das war in ihrem Fall eben ein Fahrer in einem Abend-Anzug. Ich weiß nur nicht, ob das wirklich so toll funktioniert hat. Möglicherweise sieht es dann besser aus, wenn sie es alles zusammen geschnitten haben. Für uns war es eine nette Gelegenheit, den Fahrer außerhalb seines Overalls zu erwischen und in einem etwas attraktiveren und glamouröseren Outfit.

Das Gefühl am Donnerstag war aber auch ein wenig bedrückt, denn es gab im Paddock diese große Lücke, wo Super Aguri hätte sein sollen. Wir waren alle recht verstimmt, dass es das Team nicht mehr gab, dass die Mechaniker arbeitslos waren und dass die Fahrer nicht mehr fuhren. Wir haben eng mit dem Team zusammengearbeitet und hatten eine gute Beziehung, weswegen es recht traurig war, dass sie nicht mehr da waren. In der Türkei war es fast so, als ob sie nie da gewesen wären, denn die Lücke, wo die Super Aguri Trucks standen, wurde einfach mit zusätzlichen Trucks gefüllt, die den anderen Teams im Paddock gestattet wurden. Die Motorhomes haben sie einfach nachgerückt, also sah es wirklich so aus, als ob sie nie da gewesen wären.

Daumen hoch Heikki, Foto: Sutton
Daumen hoch Heikki, Foto: Sutton

Positive Nachrichten gab es am Donnerstag aber auch - über den Donnerstag gibt es ohnehin immer am meisten zu erzählen, weil da alles recht entspannt ist. Heikki Kovalainen bekam grünes Licht für das Rennen am Sonntag und es war schön, ihn nach seinem Unfall in Spanien wieder zurück im Paddock zu sehen. Er ist so ein netter Typ, wenn man ihn kennen lernt. Wir kennen ihn schon seit der GP2, als wir ihn bei Arden gesponsert haben. Er trug damals auch regelmäßig die Sutton Kappe und Mr. Briatore gefiel das nicht. Er meinte dann immer: "Warum trägst du die Sutton-Kappe und nicht die Renault-Kappe?" Heikki war immer so nett und hat auch immer gegrüßt und am Donnerstag gab er mir nach dem erfolgreichen Check dann auch das Daumen-Hoch-Zeichen. Ich dachte, wenn ich ihn frage, würde er es wohl machen und das hat er dann auch. Es war wirklich schön, dass er wieder dabei war.

Und dann war da Rubens Barrichello, der sein 257. Rennen gefeiert hat. Ich war von Anfang an dabei. Ich habe 1992 in der Formel 1 begonnen, Rubens kam 1993, also habe ich zumindest schon 257 Rennen hinter mir. Es war auch recht lustig, da wir 1993 für Jordan gearbeitet haben, also haben wir Rubens' Karriere wirklich intensiv verfolgt. Ich kannte ihn aber sogar schon länger, da ich 1991 bei der Formel 3 war, wo auch Rubens mitfuhr. Ich kenne ihn jetzt also schon 17 Jahre und wenn man zurückblickt, dann waren da Fahrer wie Mika Häkkinen, David Coulthard, Pedro de la Rosa, Allan McNish, Jordi Gene oder sogar Kimis Manager Steve Robertson, die alle nicht mehr Rennen fahren, aber mit der Formel 1 zu tun haben. Es war eine schöne Gelegenheit, um Rubens zu gratulieren und es gab eine kleine Feier am Abend, wo auch ein paar Fahrer hinkamen.

Bei Force India wurde gefeiert, Foto: Sutton
Bei Force India wurde gefeiert, Foto: Sutton

David Coulthard oder Felipe Massa waren da und auch ein paar seiner alten Teamkollegen schauten vorbei. Seine Mechaniker entschlossen sich dann auch noch, einen kleinen Scherz zu machen. Im Red Bulletin gab es ein Feature über Rubens und sie schnitten eines der Bilder aus, um es sich über das Gesicht zu hängen. Da waren dann also alle Mechaniker unterwegs und hatten Rubens-Gesichter aufgesetzt. Seine Eltern waren auch da und die hat das sehr amüsiert. Die Feier war wirklich nett, es gab ein schönes Video, wo alles Geschichtliche gezeigt wurde und Ross Brawn war ja auch da, mit dem Rubens schon bei Ferrari gearbeitet hatte. Es war eine gute Gelegenheit, um die Erinnerungen an früher durchzugehen.

Die größte Party war aber jene von Kingfisher, die am Freitagabend auf der Indian Empress von Vijay Mallya stattfand. Es war ein schöner Abend, aber es war wirklich kalt, deswegen haben sie das Mitteldeck zu einer Art indischem Salon gemacht. Es war ein Zelt aufgestellt, innen war es angenehm beheizt und für die indische Atmosphäre wurden noch ein paar Wasserpfeifen aufgestellt. Das Zelt wurde auch mit ein paar Kissen ausstaffiert und die Atmosphäre stimmte. Ein DJ hat aufgelegt und es wurde der der Whirlpool abgedeckt, damit es eine Tanzfläche gab. Am Deck Oberhalb gab es eine ordentliche Tanzfläche mit einer weiteren Bar und viel Lichtern. Viele Teambesitzer kamen vorbei - sogar Ron Dennis gemeinsam mit Mansour Ojjeh, was doch überraschend war. Ich musste die Party dann leider um 12:30 verlassen, schließlich hatte ich am nächsten Tag zu arbeiten. Aber in Monaco werde ich etwas mehr Zeit haben und vielleicht gibt es dort ja zwei Partys.