Einzigartig und fantastisch sagen die einen, paradox und schizophren die anderen. An Monaco scheiden sich die Geister, aber gewinnen wollen alle in den Straßen des Fürstentums. "Es ist eine verrückte Erfahrung, mit einem F1-Auto in Monaco zu fahren", sagt Alex Wurz, "aber es ist auch eine fantastische Herausforderung." Der Vergleich mit dem Hubschrauberflug im Wohnzimmer ist nur einer von vielen. Nick Heidfeld versucht erst gar nicht, einen solchen zu ziehen. "Das muss man einfach spüren", sagt er. "Die Strecke verzeiht nicht den kleinsten Fahrfehler, es gibt ja praktisch keine Auslaufzonen, man landet gleich an einer Leitplanke."

Auch Lewis Hamilton betont: "Du fährst die ganze Zeit am Limit und es gibt keine langen Geraden, auf denen du durchatmen kannst." Ein paar Sekunden mental entspannen ist in Monaco nicht möglich. Die gesamte Strecke ist sehr schmal und die Zuschauer können sich kaum vorstellen, wie schnell die Autos fahren. "Du musst jeden Zentimeter der Straße ausnutzen und das bedeutet, dass du manchmal auch die Leitplanke berühren musst, um schnell zu sein."

Selbst der Motorenlärm ist in den Straßenschluchten lauter als sonst, da die Häuser den Lärm reflektieren. "Wir sitzen sehr tief im Auto und fahren manche Kurven mit weit über 200 km/h an", so Hamilton. "Du bremst und weißt, es gibt keine Auslaufzone und du kannst nicht weiter als 50 Meter sehen. In manchen Kurven kannst du nur schätzen, wo du gerade bist und du verlässt dich nur auf deinen Instinkt und dein Gedächtnis."

Der Leitplankendschungel wartet auf die F1-Piloten., Foto: Sutton
Der Leitplankendschungel wartet auf die F1-Piloten., Foto: Sutton

Heikki Kovalainen drückt das noch extremer aus: "Du musst mutig sein, du musst aggressiv fahren und nahe an den Leitplanken entlang. Beim Bremsen und in den schnellen Kurven musst du attackieren. Setup und Balance spielen nicht eine so große Rolle wie sonst, Hauptsache du lässt es krachen." Trotzdem benötigen die Fahrer in Monaco viel Traktion, um optimal aus den Kurven heraus zu beschleunigen. Dabei werden die Hinterreifen stark beansprucht. "Ohne Traktionskontrolle ist die Herausforderung noch etwas größer", sagt Robert Kubica.

Die vielen Neuasphaltierungen der letzten Jahre sorgen jedoch dafür, dass sich die Asphaltoberfläche im Fürstentum nicht allzu sehr von jenen der permanenten Rennstrecken unterscheidet. Monaco ist der Grand Prix mit der niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeit. "Darum fährt man maximalen Abtrieb und maximale Kühlung", verrät Willy Rampf. Hoher Anpressdruck sei hier wichtiger als die aerodynamische Effizienz. "Weil auf diesem engen Stadtkurs kleinste Fehler das Aus bedeuten können, müssen die Piloten eine Abstimmung finden, die es ihnen erlaubt, das Auto sehr präzise zwischen den Leitplanken zu dirigieren." Die Teams tendieren dazu, das Setup im 1. Training nicht allzu oft und zu stark zu verändern, da sich der Griplevel im Laufe des Wochenendes stark verändert und erst ab der zweiten Session sinnvolle Ergebnisse erzielt werden können.

"Es gibt drei, vier wirklich schöne Kurven wie die Schwimmbad-Schikane oder die Passage am Casino", sagt Kubica. "Die Strecke ist wirklich nicht leicht zu verstehen, und es ist nicht ganz einfach, das richtige Setup für das Auto in Monaco zu finden." Nahezu unmöglich sind aktive Positionswechsel, sprich Überholmanöver. "Auf dem Straßenkurs in Monaco ist Überholen praktisch unmöglich, selbst wenn das Auto vor dir deutlich langsamer fährt", sagt Kovalainen. Umso wichtiger ist das Qualifying, welches seinerseits durch Verkehr und gelbe Flaggen beeinflusst werden kann. "Das Rennen kann manchmal sehr frustrierend sein, besonders wenn man hinter einem langsameren Auto festhängt."

Trotzdem sieht Kovalainen ein paar wenige Überholmöglichkeiten. "Am ehesten geht das nach dem Tunnel beim Anbremsen der Schikane. Andererseits kann der Vorausfahrende seine Position leicht verteidigen, indem er einfach auf der inneren Linie fährt. Nur wenn der andere einen Fehler macht, kommst du vorbei." Jenson Button sieht in Monaco deshalb eine Non-Stop-Herausforderung. "Man muss auf jeder der 78 Runden voll konzentriert bleiben und darf sich nicht von den Leitplanken einschüchtern lassen." Das sei der Schlüssel zu einer schnellen Runde im Fürstentum.