Am Freitagabend veröffentlichten unsere Kollegen von grandprix.com Auszüge aus einem Brief von Mosley an die Automobilclubs - darin schreibt Mosley erstmals darüber, warum er unbedingt bis 2009 im Amt bleiben müsse. Denn seiner Meinung nach könne nur er seine Arbeit zu Ende führen. Diese wichtige Arbeit sind der Abschluss eines neuen Concorde Agreements und Verhandlungen über die kommerziellen Rechte der F1 und einiger Rallye Events, darunter auch die WRC. Die F1-Rechte wurden von der FIA auf 100 Jahre an Bernie Ecclestone und dessen Firmenimperium verkauft. Mittlerweile werden sie von CVC gehalten.

Laut Mosley wäre es "unverantwortlich", wenn er diese wichtigen Verhandlungen abbrechen und sein Amt niederlegen würde - allein aus diesem Grund könne er noch nicht zurücktreten. Im Fall der kommerziellen F1-Rechte sei die Formula One Group an die FIA herangetreten, um Änderungen am vorhandenen Vertrag vorzunehmen. Dadurch soll die Steuerbelastung reduziert, die Kontrolle über F1-Regeländerungen übernommen und die Macht erwirkt werden, "das Geschäft an jeden" zu verkaufen.

Mosley will diesen Vorschlägen nicht nachkommen, vor allem die Einführung neuer Regeln will der Noch-FIA-Präsident im Einflussbereich der FIA behalten - selbst ein Veto der Teams will er im Zuge der Neuverhandlung des Concorde Agreements nicht akzeptieren. "Die FIA sollte die Regeln machen und nicht die Teams oder der kommerzielle Rechteinhaber", schreibt Mosley, der bekannt ist für seine Regeländerungen.

Sollte er nun zurücktreten oder abgewählt werden, würden beide Verhandlungen ins Stocken geraten beziehungsweise würde ein Nachfolger die Hintergründe nicht gut respektive nicht schnell genug kennen und durchschauen, argumentiert Mosley. Deshalb müsse er in Amt und Würden bleiben - mindestens bis 2009 seine Präsidentschaft ausläuft. "Ein neuer Präsident könnte sogar von jenen Personen gewählt worden sein, mit denen wir gerade verhandeln", nennt Mosley noch einen weiteren Grund. Zum Abschluss stellt er die Vermutung auf, dass der Sexskandal um seine Person möglicherweise mit den Verhandlungen im Hintergrund zu tun haben könnte - die Gegenseite ihn auf diese Weise zum Rücktritt zwingen wollte.

Mit 68 Jahren möchte er zukünftig "weniger hart" arbeiten und sich mehr um die Straßensicherheit und Umweltfragen kümmern. Die öffentlichen Aufgaben möchte er den beiden Vizepräsidenten überlassen. Dadurch würde er ausreichend Zeit erhalten, um die Verhandlungen zu einem positiven Ende zu bringen und rechtliche Schritte gegen die Hintermänner der Skandalveröffentlichung einzuleiten. "Es sollte einen fliegenden Wechsel geben - den können wir nur 2009 haben", betont er. Also wenn er seine Amtszeit normal beendet. So lange nicht die Mehrheit der Mitglieder seinen Rücktritt fordert, werde er jedenfalls nicht freiwillig gehen.

Am 24. Juli 2008 gewann Max Mosley den Prozess gegen die Zeitung "News of the World". Die Richter hielten in ihrem Urteil fest, dass die Privatsphäre durch die Berichterstattung nachhaltig verletzt wurde. Insbesondere die Behauptungen der Zeitung über "Bezüge zum Nationalsozialismus" erwiesen sich als unwahr.