Die Lehre von den Flossen

Bei manchen Pressemitteilungen muss man zweimal hinschauen. Vor dem Türkei GP trudelte in unserer Redaktion ein Hinweis auf eine Charity-Auktion von Mercedes ein. Dabei konnten Fans echten Museumsboden aus dem alten Mercedes-Museum ersteigern - ja, Sie haben richtig gelesen: Boden, also Originalbodenplatten auf denen die Exponate gestanden hatten; einige davon wurden von den McLaren-Fahrern signiert. Die Auktion endete am 10. Mai - an dem Tag, an dem der Verein der Heckflossenfreunde sein 20. Jubiläum feierte. Heckflossenfreunde - ist das etwa ein Red Bull Fanclub? Nicht ganz: die Heckflossenfreunde sind 5.000 organisierte Mitglieder eines gleichnamigen Mercedes-Benz Markenclubs, der sich für den Erhalt und die Pflege von Oldtimern einsetzt. Aber Adrian Newey, der Schöpfer der modernen F1-Heckflosse, ist bestimmt aus alter Verbundenheit auch noch Ehrenmitglied...

Die Lehre vom Sondermüll

Die gemeine Heckflosse hat mehr Freunde als man denkt., Foto: Sutton
Die gemeine Heckflosse hat mehr Freunde als man denkt., Foto: Sutton

Erpressung - das ist kein schönes Thema. Adrian Sutil ist froh, dass er damit nichts mehr zu tun hat. Dennoch war die unschöne Episode lehrreich für ihn und seinen Papa: man sollte eben keine ungelöschten Datenträger im Hausmüll entsorgen. Schließlich schloss sich Adrian schon nach den Lehren seiner ersten F1-Saison dem Motto aller FBI-Agenten an: "Vertraue niemandem."

Die Lehre vom Alarm

Die Freien Trainings in Istanbul waren an Hochspannung kaum zu überbieten - jedenfalls so lange man sich mit dem Surfen im Internet, Telefonaten oder einer gepflegten Partie Mensch ärgere dich nicht die Zeit vertreiben konnte. Am Donnerstag sorgte wenigstens ein falscher Feueralarm im Media Centre für richtige Aufregung. Es sollte nicht der einzige Zwischenfall an der Rennstrecke bleiben - unerwünschte Bewässerungen, Minivans und Hunde sollten folgen.

Die Lehre vom Putzen

Ale vierzehn Tage wird im Hause Rosberg geputzt. Zwischen 14 und 16 Uhr ist Nicos Mutter im Putzwahn - die Rennen ihres Sohnes kann sie sich vor lauter Aufregung nicht live ansehen. Seinem Herrn Papa, immerhin ein Ex-Weltmeister, traut der Sohnemann wenigstens ein bisschen mehr Adrenalin zu: "Die Eau Rouge ist die einfachste Kurve in der F1 - das würde sogar mein Vater noch schaffen", sagte er lächelnd. "Da muss man nur Vollgas geben und mehr oder weniger die Lenkbewegung richtig machen."

Die Lehre von den Kontinenten

Sebastian Vettel ist noch jung - an Jahren und im F1-Geschäft. Er interessiert sich noch für die Dinge am Rande, ist lernwillig. "Das Lustigste an Istanbul ist, wenn man am Morgen von der europäischen Seite zur Strecke fährt und liest: Welcome to Asia", erzählte Vettel. "Abends auf der Heimfahrt liest man dann: Welcome to Europe." Da soll noch mal jemand sagen, in der Formel 1 würde man nichts Wertvolles lernen.

Die Lehre vom Doppelgänger

Vorsicht bei Sondermüll., Foto: Sutton
Vorsicht bei Sondermüll., Foto: Sutton

Kimi Räikkönen ist auf jedem Kontinent Kimi Räikkönen - egal ob in Europa, Asien oder auf dem Mond. Kimi bleibt Kimi. Oder etwa doch nicht? Am Donnerstagnachmittag scheint eine Gruppe Journalisten einem Doppelgänger des Finnen begegnet zu sein. Unglaubliche 17 Minuten dauerte die Presserunde mit dem Weltmeister. So lange hat der Ferrari-Pilot wahrscheinlich im gesamten letzten Jahr nicht mit den Medien gesprochen...

Die Lehre vom Defekt

So ein Formel 1-Auto hat tausende von Teilen. Selbst die größten Hardcore-Puzzlefreaks hätten am Zusammenbau einige Zeit zu knabbern. Und auch Experten, die seit Jahren in der Materie drin sind, haben manchmal ihre Probleme. Drive-pegs? "Ich habe keine Ahnung, was das ist", gestand Timo Glock ehrlich, nachdem genau diese kleinen Stiftchen in der Qualifikation an seinem TF108 kaputt gegangen waren. "Ich habe das vorher noch nie gehört."

Die Lehre von der Nähe

Felipe Massa hat mittlerweile schon so oft in der Türkei gewonnen, dass er auf seiner dritten Siegerpressekonferenz im dritten Jahr anmerkte, vielleicht bald einen türkischen Pass beantragen zu wollen. BMW Sauber schien im Istanbul Park vom ersten Sieg, dem erklärten Ziel für 2008, weiter weg zu sein als zuvor. "Genau genommen sind wir sogar näher am ersten Sieg dran", verblüffte Mario Theissen. "Denn irgendwann wird er kommen, also kommen wir ihm mit jeder Woche, die vergeht, näher..."