Es war Runde 43 des Türkei GP 2007. Lewis Hamilton humpelte mit einem Reifenschaden um den Kurs. Kurz vor seinem zweiten Boxenstopp hatte sein rechter Vorderreifen den Dienst quittiert, die Lauffläche schlug wild durch die Luft. Nach diesem Zwischenfall entschied sich Bridgestone dazu, die Konstruktion der Reifen für die hohen Kräfte in Kurve 8 des Istanbul Park zu verbessern. Denn neben dem Reifenschaden bei Hamilton hatte man im letzten Jahr auch kleinere Fehler bei allen anderen Piloten gefunden. Mit der Konstruktionsänderung glaubte man das Problem behoben zu haben.

Doch nach dem Türkei GP 2008 kochte das Thema Reifen plötzlich wieder hoch: McLaren Mercedes gestand, dass man dreimal stoppen musste, um bei den Reifen kein Risiko einzugehen. "Wir hätten hier mit keinem Auto drei Stopps gemacht, wenn wir es nicht gemusst hätten", verriet Martin Whitmarsh. "Mit beiden Autos hätten wir mit einer konventionellen Zweistoppstrategie eine Siegchance gehabt." Doch soweit kam es nicht. Denn auch in diesem Jahr fand Bridgestone kleine Fehler an der Innenschulter der rechten Vorderreifen von Hamilton. "Sein Fahrstil ist so viel anders als jener der anderen Fahrer", erklärte Bridgestone-Techniker Hirohide Hamashima gegenüber Autosport. "Heikki hatte überhaupt keine Probleme, es betraf nur Lewis."

"Lewis hat einen besonderen Fahrstil, er belastet die Vorderreifen mehr", bestätigte Ron Dennis. Norbert Haug betonte, dass es ein Zusammenspiel aus Fahrstil und Setup sei. "Lewis ist vielleicht der Fahrer mit der höchsten Reifenbelastung in Kurve 8", so Haug. Bridgestone bot McLaren zwei Optionen an: mit mehr Reifendruck zu fahren oder eine Zweistoppstrategie mit 20, 18 und 20 Runden pro Stint. "Aber letztlich haben sie sich für eine Dreistoppstrategie entschieden", so Hamashima. Dies sei jedoch nur eine Empfehlung, keine Anweisung gewesen. Das zeigte sich auch daran, dass McLaren sich nicht für die von Bridgestone bevorzugte Zweistoppstrategie mit maximal 20 Runden pro Stint entschied, sondern auf eine Dreistoppstrategie setzte.

"Die Empfehlung wurde von Bridgestone ausgesprochen, aber wir haben sie optimiert", sagte Ron Dennis dazu. "Wir dachten, dass dies die sicherere Variante wäre." Im Nachhinein betrachtet, hätte man sogar länger fahren können, enthüllte Haug. "Aber es war eine Vorsichtsmaßnahme." Das Problem trat sowohl bei den weichen als auch den harten Reifen auf, da es sich nicht auf die Mischung, sondern die Konstruktion bezog. Das Reifenproblem war auch der Grund, warum man Heikki Kovalainens Strategie nach dem Startzwischenfall mit Kimi Räikkönen und dem folgenden Boxenstopp nicht umstellte.

"Wir haben wegen der Reifenbedenken nur wenig getankt", verriet Whitmarsh. Man hätte man keinem der Autos länger fahren können. "Es gab nicht genügend Spielraum für eine Einstoppstrategie. 21 Runden waren für uns die Anzahl, die wir sicher fahren konnten. Das hat uns gehandicapt."