2009 war seit seiner Verpflichtung als Honda-Teamchef immer das große Ziel für Ross Brawn und er hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass sich das Team wohl schon recht früh mit der Entwicklung auf die kommende Saison konzentrieren wird. Und das schien nicht nur so dahingesagt gewesen zu sein, denn während die meisten Teams noch mit dem Design ihrer Energierückgewinnungssysteme (KERS) beschäftigt sind und sie auf dem Prüfstand laufen haben, ist Honda bereits damit im Auto unterwegs gewesen.

"Wir haben es bereits zum ersten Mal im Auto ausgeführt. Es ist noch nicht sehr ausgereift, aber wir haben es zum Funktionieren gebracht", wird Brawn diesbezüglich von den Kollegen von Autosport zitiert. Vor dem Hintergrund, dass die Teamchefs am Freitagabend auf Vijay Mallyas Yacht über die finanziellen Aspekte der KERS-Entwicklung und die langfristige Richtung der Systeme gesprochen haben, dürfte das ein klares Signal gewesen sein, dass Honda keine Verschiebung oder Ähnliches will - auch wenn es vielleicht im Gegensatz zur geplanten Kostensenkung in der Formel 1 steht.

Dessen ist sich auch Brawn bewusst, doch er ist von der Relevanz von KERS überzeugt. "Ich kann den Widerspruch zwischen Kostensenkung und der Einführung von neuen, teuren Technologien verstehen. Aber für Hersteller wie uns, ist die Technologie wieder relevant geworden, also ist es aus dieser Sicht wertvoll", erklärte der Teamchef. Er sah allerdings das Problem darin, die richtige Balance zu finden, zwischen einem System, das genug Leistung bringt, um relevant zu sein und einem System, das zu stark ist und den kleinen Teams deswegen bei der Entwicklung Probleme bereitet. "Ich bin mir nicht sicher, wo die Balance ist. Wir müssen es am Laufen haben, damit wir sehen, welches Gleichgewicht wir haben und dann müssen wir schauen, ob wir das Reglement ausdehnen müssen, damit der Vorteil vielleicht größer wird."

Während er seinen Weg für KERS also schon genau kennt, hatte sich Brawn auf einem anderen Gebiet ein wenig verschätzt. Denn der ehemalige Ferrari-Technikchef war von der Stärke Felipe Massas doch einigermaßen überrascht. "Ich dachte, Kimi würde dominieren, muss ich zugeben. Aber ich sehe, dass Felipe sehr gut dagegen hält. Ich denke, es ist ein toller Wettkampf, aber ich muss wirklich zugeben, dass ich glaubte, Kimi würde von seiner Weltmeisterschaft Stärke mitnehmen und dominieren", meinte er.

Die ersten paar Rennen hatte er nämlich schon einigermaßen schwierig für den Brasilianer erlebt, doch die Leistung in der Türkei musste Brawn als außergewöhnlich bezeichnen. "Dies scheint eine Strecke zu sein, auf der er besonders stark ist. Kimi schien etwas daneben zu sein und hatte auf der Strecke ein paar eigenartige Zwischenfälle. Ich konnte mir den kurzen Moment neben der Strecke [im Qualifying] nicht erklären, nachdem er jemand überholen ließ. Er hat dieses Wochenende also nicht sehr entspannt gewirkt."