Die Formel 1 ist so spannend, eng zusammen und konkurrenzfähig wie noch nie. Frank Williams hält das super enge Mittelfeld für unberechenbar. "Zwei oder drei Zehntel können den Unterschied ausmachen, ob man in der Mittelfeldgruppe ganz vorne oder ganz hinten steht", sagt Williams. "Und ganz hinten will man ganz gewiss nicht sein."

Super Aguri war es - bis zum Spanien GP. Jetzt sucht die Formel 1 in Istanbul ein neues Schlusslicht, denn Aguri Suzuki musste sein Team wegen mangelnder Finanzen schließen. "Es ist immer schlecht, wenn wir ein F1-Team verlieren", betont Ross Brawn. "Denn wir können es uns eigentlich gar nicht leisten, Teams zu verlieren." Seinen Honda-Kollegen Nick Fry sieht Brawn nicht als Schuldigen, auch wenn Aguri Suzuki den Honda F1-CEO in dieser Richtung kritisierte. "Nick hat sehr hart an der Magma-Option gearbeitet, als das nicht klappte, gab es keine andere sinnvolle Lösung." Suzukis Kritik rühre vielmehr von dem großen Druck, der in den letzten Wochen auf ihm gelastet habe.

Auch Toyota Motorsport-Präsident John Howett ist traurig, Aguri Suzuki gehen zu sehen. "Aber die F1 ist neben der Strecke genauso hart geworden wie auf der Strecke." Der Wettkampf der Teams gehe auf Sponsorenebene weiter. "Die Tatsache, dass mehr Teams die F1 verlassen haben, als in ihr bleiben, zeigt wie schwierig es ist, auf dieser Basis aufzubauen", sagt Norbert Haug. Im kommenden Jahr verändern sich die Vorzeichen für neue Teams: es gibt neue Regeln, die den derzeitigen zehn Teams schon jetzt viel Kopfzerbrechen und Arbeit bereiten.

Aguri Suzukis Traum ist geplatzt., Foto: Sutton
Aguri Suzukis Traum ist geplatzt., Foto: Sutton

Könnten sie einem neuen Team mit gleichen Bedingungen für alle den Einstieg erleichtern? "Das ist schwierig zu beurteilen", sagt Haug. "Heutzutage ist es schwierig, in die F1 einzusteigen, wenn man bei Null anfangen und sein eigenes Auto bauen muss." Es sei allerdings nicht unmöglich. "Vielleicht kommen noch mehr Hersteller." Diese befruchten die F1 aus der Sicht des Mercedes-Sportchefs. "Aber unabhängige Teams müssten sehr, sehr hoch springen, um in die F1 zu kommen. Auch das ist nicht unmöglich, aber aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich."

Mit Frank Williams stimmt einer der letzten Privatiers dieser These zu. "Es wäre für ein Privatteam finanziell sehr schwierig, Geld und Kapital aufzutreiben", so der Brite. Genau das sei wohl auch das Problem von Aguri Suzuki gewesen. "Wir haben einen japanischen Fahrer, aber wir haben keinen einzigen Sponsoren-Penny in Japan auftreiben können, und das ist sehr viel billiger als ein Team zu gründen." Was Frank Williams nicht erwähnt: Kazuki Nakajima muss Williams keine Sponsorengelder bringen, als Toyota-Junior hat er auch so die eine oder andere Mitgift in der Hosentasche.

Apropos Toyota: die Japaner waren vor Super Aguri das letzte F1-Team, das von Grund auf neu gegründet wurde und nicht auf ein etabliertes Team aufbaute. John Howett kann sich vorstellen, dass dies ein anderer Hersteller wiederholen könnte. "Es könnte gut betuchte Unternehmen geben, die daran interessiert sind." Die Verlockung demnächst in neuen Märkten wie China, Russland und Indien zu fahren, sei seiner Meinung nach sehr groß. "In diesen wirtschaftlich sehr starken Ländern steckt Potenzial für neue F1-Teams", glaubt Howett. "Es ist eine technische Herausforderung, hängt aber vielleicht auch von der zukünftigen Positionierung der F1 ab." Diese sieht Mario Theissen beispielsweise durch den Schritt in Richtung einer umweltverträglichen Rennserie mit Energierückgewinnungssystemen durchaus als gegeben. "Unser Sport etabliert sich in etlichen neuen Ländern", sagt Brawn. "In dieser Richtung wird es zukünftig noch viele Möglichkeiten geben."