Die Freitagstrainings verkommen in diesem Jahr immer mehr zum Geduldsspiel. In der Türkei verstärkte eine zu späte Säuberung der Strecke das lange Warten auf viel Fahrbetrieb. Da die Strecke noch nass war, wollte kein Team den Kurs trocken fahren. Die niedrigen Temperaturen taten ihr übriges dazu. Nur Giancarlo Fisichella konnte es kaum erwarten, auf die Strecke zu gehen. Er überfuhr die rote Ampel am Boxenausgang und wird dafür sicher noch eine Strafe bezahlen müssen.

Die niedrigen Temperaturen waren schon am Donnerstag ein Thema im Fahrerlager. Einige Fahrer befürchteten, dass sie die harten Reifen nur schwer auf Temperatur bekommen würden. "Ich glaube nicht, dass dies ein Problem sein wird", wiegelte Bridgestone-Techniker Hiroshi Yasukawa ab. Allerdings gestand er, dass es auch vom Setup der einzelnen Teams abhängen würde.

Die Antwort gab die letzte Dreiviertelstunde des 1. Freien Trainings - als endlich Autos auf die Strecke gingen: die kühlen Temperaturen sorgten in Verbindung mit den harten Reifen für etliche Ausrutscher und Dreher. So kamen die Zuschauer wenigstens ein bisschen auf ihre Kosten. Aber nicht nur Kazuki Nakajima, Jarno Trulli und Giancarlo Fisichella kämpften mit Bedingungen, Auto und fehlendem Grip. Auch Topfahrer wie Lewis Hamilton und Felipe Massa waren vor Drehern nicht sicher.

Nichtsdestotrotz war es Felipe Massa, der Sieger der letzten beiden Jahre, der die erste Bestzeit des Türkei-Wochenendes erzielte. Allerdings war ihm Heikki Kovalainen mit 0,133 Sekunden Rückstand eng auf den Fersen. Der Finne scheint seinen Unfall aus Barcelona also bestens überstanden zu haben. Lewis Hamilton fehlten als Drittem vier Zehntel auf die Massa-Zeit. Auf Platz 4 bestätigte Fernando Alonso vorerst den Aufwärtstrend von Barcelona.

Nicht so gut verlief der Start ins Wochenende für den amtierenden Weltmeister. Kimi Räikkönen konnte nur drei Runden absolvieren. Danach wurde sein Auto von seinen Mechanikern auseinandergebaut. Die Diagnose: Getriebeprobleme. Am Donnerstag hatte der Ferrari-Pilot bereits gesagt: "Es ist so eng, dass einem jedes verlorene Training schmerzt." Am Nachmittag erhält er noch einmal die Chance, sich auf den Istanbul Park und die ungewohnten Bedingungen einzuschießen. Felipe Massa hat das auf der Stoppuhr sehr gut geschafft, dennoch war er gleich mehrere Male neben der Strecke anzutreffen.

Bester Deutscher war Nick Heidfeld, der als Sechster besser als an den letzten Wochenenden in den Grand Prix startete. Auch Timo Glock schaffte als Zehnter geradeso den Sprung in die Top10. "In der GP2 bin ich hier nie schlechter als Vierter geworden. Es wäre schön, wenn ich diese Serie fortsetzen könnte", scherzte er am Donnerstag. Zumindest im ersten Training zeigte er seinem Teamkollegen Jarno Trulli das Rücklicht - der war drei Zehntel langsamer. Der Italiener hatte einige Schwierigkeiten, sich auf die Bedingungen einzustellen. Nico Rosberg, Adrian Sutil und Sebastian Vettel komplettierten das deutsche Bild auf den Rängen 13, 14, und 19.