Alles Ferrari, oder was? Drei Rennen hat die Formel 1-Welt bislang in der Türkei erlebt. In den letzten beiden Jahren gab es eine rote Dominanz: zwei Ferrari-Pole Positions, beide durch Felipe Massa, zwei Ferrari-Siege, beide durch Felipe Massa, zwei schnellste Rennrunden für Ferrari, eine durch Kimi Räikkönen, eine durch Michael Schumacher. Den einzigen Nicht-Ferrari-Sieg in Istanbul holte in der Saison 2005 - na klar - ein heutiger Ferrari-Fahrer: Kimi Räikkönen siegte beim Debüt, damals noch für McLaren.

Der Istanbul Park gehörte in den letzten beiden Jahren Felipe Massa., Foto: Sutton
Der Istanbul Park gehörte in den letzten beiden Jahren Felipe Massa., Foto: Sutton

"Wir hoffen, dass wir unsere Serie aus den letzten beiden Jahren, aber auch aus den zurückliegenden drei Saisonrennen, fortsetzen können", sagt Luca Baldisserri. Nach dem katastrophalen Auftaktwochenende in Melbourne siegte Ferrari bei allen weiteren Rennen. Seit dem letzten Rennen gab es keine Testfahrten, dennoch wird es in der Türkei neue Teile geben. Ferrari tauscht sogar die liebgewonnene Lochnase gegen eine herkömmliche Fahrzeugfront aus, diese sei auf dem Kurs in der Türkei effizienter.

"Es gab keinen Test nach Barcelona, aber ich wette, dass unsere Konkurrenten alle hart gearbeitet haben und so gut wie möglich vorbereitet sind, um uns zu schlagen", glaubt WM-Leader Kimi Räikkönen. Sorgen macht er sich keine: "Ich bin überzeugt, dass auch wir stark sein werden." Die Ähnlichkeiten zwischen der Strecke in Istanbul und jenen in Malaysia und Bahrain stimmen Räikkönen optimistisch - denn auch dort gewann Ferrari. Seine Herangehensweise ändert sich sowieso nicht: "Es ist noch zu früh, um über mehr als den Sieg nachzudenken." Aber der Sieg soll es schon sein.

Wer also kann Ferrari auf dem so erfolgreichen Boden in der Türkei stoppen? Nico Rosberg freut sich schon seit Wochen auf den Istanbul Park. Die Strecke macht ihm, wie so vielen anderen Fahrern, besonderen Spaß, vor allem wegen der Herausforderung von Kurve 8. Aber obwohl Williams 2007 in Istanbul die beste Saisonleistung zeigte, werden sie die Scuderia nicht herausfordern können.

Ebenso wenig wie Renault. "Aerodynamische Effizienz zahlt sich auf fast jeder Strecke aus, deshalb sehen wir keinen Grund, warum wir in der Türkei nicht ähnlich stark auftreten können wie in Barcelona", sagt Pat Symonds. "Ich bin fest überzeugt, dass uns weniger als ein Prozent auf die führenden Teams fehlt - und das bedeutet gegenüber unserer Position vom Saisonstart einen riesigen Fortschritt." Aber zum Zurücklehnen sieht er keinerlei Veranlassung. Denn das Ziel der Franzosen ist es, wieder Rennen zu gewinnen, davon sind sie allerdings noch weit entfernt.

McLaren jagt BMW Sauber - oder doch umgekehrt?, Foto: Sutton
McLaren jagt BMW Sauber - oder doch umgekehrt?, Foto: Sutton

BMW Sauber hat sich mindestens einen Rennsieg für 2008 auf die Prioritätenliste geschrieben. "Unsere Ziele für den Großen Preis der Türkei sind klar: Wir wollen uns weiter in der Spitzengruppe behaupten, in der Ferrari derzeit die Messlatte darstellt", weist Mario Theissen die Favoritenrolle klar dem Spitzenreiter der Konstrukteurswertung zu, dieser ist seit Spanien nicht mehr in München und Hinwil beheimatet, sondern in Maranello. "Das Rennen in Barcelona hat gezeigt, dass sich die Reihenfolge an der Spitze nicht verändert hat", pflichtet Willy Rampf zu. "Ferrari hat immer noch einen Vorteil, während McLaren Mercedes und BMW Sauber praktisch gleichauf liegen."

Bleibt nur noch McLaren Mercedes. Können sie Ferrari in die Schranken weisen? "Barcelona als Auftakt der Europa-Saison ist mit seiner anspruchsvollen Streckenführung definitiv Maßstab für die folgenden Rennen", sagt Norbert Haug und deutet damit schon an, wen er derzeit vorne sieht - den Sieger des Spanien GP. "Ferrari hat derzeit die Nase vorn. Unser Ziel ist, uns weiter zu steigern, wobei der Grand Prix in Istanbul wohl eher ein schwieriges Rennen für uns werden wird." Nach Räikkönens Auftaktsieg 2005 kamen die Silbernen in Istanbul nicht so gut zurecht. "Wir haben hier aus verschiedenen Gründen nicht gerade brilliert und auch dieses Mal sind wir nicht die aktuelle Meßlatte. Wir wollen so hoch wie möglich punkten, wobei Ferrari nach drei Siegen in Folge natürlich in der Favoritenrolle anreist." Also doch alles Ferrari, oder etwa nicht?