Es muss schon ein verdammt gutes Wochenende gewesen sein, wenn der den Superlativen gegenüber eher verachtend stehende Finne Kimi Räikkönen es "das beste Wochenende meiner Karriere" nennt. Aber Barcelona war tatsächlich so ein Fall. Räikkönen war der schnellste Mann in beiden Trainings am Freitag, im Qualifying am Samstag und im Rennen am Sonntag. "Besser geht es nicht", sagt Räikkönen. Aber deswegen lächeln? Da kommt einem ein Satz von Janne Ahonen, dem Skispringer und Landsmann von Räikkönen, in den Sinn: "Ich bin hier nicht um zu lachen, sondern um zu siegen."

Der Finne hatte alles fest im Griff., Foto: Sutton
Der Finne hatte alles fest im Griff., Foto: Sutton

Die Nuancen in der Körpersprache von Räikkönen zeigten dennoch, dass es diesmal tatsächlich allen Grund zur Freude gab. Seine Antworten am Freitag nach dem freien Training waren etwa doppelt so lang wie sonst. Er wirkte auch entspannt wie noch nie zuvor in dieser Saison. Noch wichtiger war allerdings die Pole Position am Samstag. "Endlich hat es geklappt", sagte er danach. "Wir hatten ein Auto, das von der ersten Runde an schnell war."

Es war übrigens das erste Mal in dieser Saison, dass Räikkönen im Qualifying schneller war als sein Teamkollege Massa. Schon im vergangenen Jahr hatte er dieses Duell gegen seinen brasilianischen Teamkollegen 7:10 verloren. Der Gedanke liegt nahe, dass die neue Nase von Ferrari seinen Anteil daran hat, dass es bei Räikkönen nun endlich auch im Qualifying klappt. Auch wenn Ferrari und Räikkönen deren Bedeutung ständig herunter spielen.

Mit dem Sieg in Barcelona hat Räikkönen nun schon neun Punkte Vorsprung in der WM. "Aber das ändert nichts", sagt Räikkönen. "Die Saison hat noch 14 Rennen und wenn man einmal ausfällt, dann ist die Führung wieder weg. Aber natürlich hilft es, dass man, wenn man mal nicht ins Ziel kommt, nicht gleich in der Katastrophe landet."

Bereit für den zweiten Titel?, Foto: Sutton
Bereit für den zweiten Titel?, Foto: Sutton

Denn solche kennt der Finne genug. Nicht nur aus dem Jahr 2005, als er die WM im schnelleren Auto an Alonso verlor, sondern auch aus der vergangenen Saison. Er war stets der Verfolger, dem die Ausfälle den Titel eigentlich schon entrissen hatten. Bis McLaren-Mercedes ihn dann doch auf dem Silbertablett servierte. Und da fackelte Räikkönen nicht lange.

Die Saison 2008 scheint gerade jetzt auf den zweiten WM-Titel von Räikkönen hinauszulaufen. Zum einen, weil der Silberpfeil Baujahr 2008 dem Ferrari noch nicht ebenbürtig ist, sondern ein paar Schritte hinterherhinkt. Das gleiche gilt für BMW-Sauber. Dazu mischt das Team nun zum ersten Mal im WM-Kampf mit, was sicher nicht hilfreich ist. Bleibt noch der Teamkollege Massa, den Räikkönen schon vor der Saison als seinen Lieblingsgegner in der WM nannte.

Ihm gegenüber hat Räikkönen nicht nur elf Punkte Vorsprung vorzuweisen, sondern ein stärkeres Nervenkostüm und den Bonus, bereits Weltmeister zu sein. Das nächste Rennen in der Türkei ist wieder eine Strecke, wo Massa traditionell stark gewesen ist. Wenn aber Räikkönen auch dort gewinnt, dann könnte es eine langweilige Saison werden.