Die Lehre vom mobilen Heim

Adrian Sutil gab den Daumen nach oben. Mit dem Europaauftakt hielten auch die Motorhomes wieder Einzug im Fahrerlager. Das Gefälle der früheren Jahre ist dabei nicht mehr vorhanden: am Ende des Fahrerlagers stehen sogar die größten Brummer. McLaren und Force India liefern sich einen Wettkampf um das höchste Morhome. "Wir haben sogar McLaren um ein paar Meter übertroffen", sagte Sutil stolz. Die neue Heimat hat auf drei Etagen alles, was man so braucht: Waschräume, eigene Räume für die Fahrer, schwedische Lastminute-Einrichtung. Nur einen Aufzug gibt es nicht. "Den brauchen wir nicht", sagte Sutil. "Wir sind alles gesunde Menschen."

Die Lehre vom mobilen Essen

In den Motorhomes wird natürlich nur das Beste für den Gaumen geboten, oder Nick Heidfeld? "Am besten war die Pasta bei Prost", verriet er. Und warum? "Sie hat geschmeckt." Okay. Nico Rosberg lässt sich sogar in seinem eigenen Motorhome an der Strecke bekochen. Und wie schmeckt es bei Williams, wenn er doch mal beim Team isst? "Es ist nicht der Wahnsinn, aber gut." Eben typisch britisch...

Die Lehre vom Aufgeben

Niemals aufgeben, niemals kapitulieren. Adrian Sutil will die Niederlagen gegen seinen Teamkollegen Giancarlo Fisichella nicht so einfach hinnehmen. "Mein klares Ziel ist es, die Situation umzudrehen", verriet er. "Ich gebe erst auf, wenn ich es geschafft habe." Oliver Kahn wäre entsetzt. Schließlich darf man doch niemals aufgeben...

Die Lehre vom starken Geschlecht

"Natürlich ist Motorsport ein Männersport", sagt Adrian Sutil. Doch eigentlich sieht er keinen Grund, warum nicht auch eine Frau in der Formel 1 erfolgreich sein könnte. Gerne wird behauptet, dass Frauen nicht hart genug für das Business seien. "Ich glaube, die große Masse der Frauen ist vielleicht so, aber es gibt sicher ein paar der Frauen, die nicht so sind", machte sich Sutil sicherlich wenig Freundinnen. "Da ist die Männerwelt aggressiver."

Die Paddock-Skyline besteht mittlerweile fast ausschließlich aus Wolkenkratzern., Foto: Sutton
Die Paddock-Skyline besteht mittlerweile fast ausschließlich aus Wolkenkratzern., Foto: Sutton

Wir wollen von ihm wissen: Warum ist die Formel 1 so eine Machowelt? Er als Pianist sollte doch die Unterschiede zwischen Motorsport- und Musikwelt kennen. "Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich kommt es daher, dass man ein tolles Auto hat. 800 PS - damit kann man ein bisschen prahlen. In der Musik sind eher sehr feine Menschen." Nico Rosberg traf auch beim Kartfahren feine Damen. "Klar bin ich auch gegen Mädchen gefahren, ich habe sogar meinen Hund nach einem benannt", enthüllte er. Und wieso das? "Ich fand den Namen witzig." Kleiner Tipp: nennen Sie Ihren nächsten Hund doch auch Nelly.

Und können Frauen die gleichen physischen Belastungen aushalten wie Männer? "Ich weiß es nicht, ich bin keine Frau", erwiderte Timo Glock lachend. "Ich sehe ja auch nicht gerade aus wie ein Bär und ich schaffe es trotzdem irgendwie", konterte Sebastian Vettel, der in seiner Zeit mit Nachwuchsfahrerinnen vor allem eins festgestellt hat: "Mir ist aufgefallen, dass es den Mechanikern immer besonders viel Spaß gemacht hat, die Fahrerinnen anzuschnallen."

Die Lehre vom Näschen

Als WM-Spitzenreiter kam BMW Sauber nach Barcelona. Vorher bedankte sich Nick Heidfeld mit einigen Demoruns und Donuts im Münchner Werk. Heidfeld gab alles, auch die Nase seines Boliden. "Das war nicht so schlimm", wiegelte er ab, "es war ja nur ein 2006er Auto." Mario Theissen erkannte in dem kleinen Mauerkuss sogar einen wertvollen Testvorteil: "Es gibt sehr enge Strecken, da fahren wir schneller ohne Frontflügel."

Die Lehre vom Wegziehen

Nico Rosberg ist nicht nur mit Mädels gefahren, deren Namen er für seine Hunde borgte. Er trat auch schon vor der F1 gegen Robert Kubica und Lewis Hamilton an. Hat er angesichts der Erfolge der beiden Weggefährten Angst, dass sie ihm karrieremäßig wegziehen könnten? "Nein", erwiderte er trocken. "Hamilton ist mir ja dieses Jahr nicht weggezogen, er ist sogar näher an uns herangekommen." Schließlich gilt BMW Sauber mittlerweile als Nummer 2, McLaren vor Williams nur noch als Nummer 3.

Die Lehre vom Zählen

Türkei, Monaco, Kanada - niemand weiß genau, wo Rubens Barrichello den Rekord von Riccardo Patrese brechen und zum Rekord-GP-Teilnehmer wird. "Die Anzahl meiner GP-Starts beziffert jeder anders, also haben wir uns für die Türkei entschieden", so Barrichello. "Wer damit nicht zufrieden ist, weil es für ihn zu früh ist, der kann dann bei den nächsten drei Rennen auch noch mal mitfeiern - das ist der brasilianische Stil."

Kimi Räikkönen und Fernando Alonso können sich überhaupt nicht vorstellen, so viele Rennen zu fahren. "Ich weiß noch nicht einmal, wie viele Rennen ich bis jetzt gefahren bin", sagte Räikkönen. "Ich weiß es auch nicht", schloss sich Alonso an. Barrichello ist das egal: "Bis ihr soweit seid, werde ich sowieso schon über 300 haben..."

Die Lehre vom Rundengeiz

Sie brauchen noch ein paar helfende Hände, um alle Grand Prix von Rubens anzuzeigen., Foto: Sutton
Sie brauchen noch ein paar helfende Hände, um alle Grand Prix von Rubens anzuzeigen., Foto: Sutton

Eigentlich schien der Rundengeiz besiegt. Doch ein Test eine Woche vor dem Rennwochenende und eine Finanzkrise bei Super Aguri belebten ihn wieder. Nach einer Installationlap stand Super Aguri wieder in der Box - genauso wie alle anderen. Die Zeit des Bangens und Hoffens begann: Haben die anderen zehn Teams etwa auch Geldprobleme? Nach 30 Minuten erlösten sie die Fans. Manche hätten vielleicht doch schon eher fahren sollen, sie klagten bis nach dem Rennen über Setupprobleme.

Die Lehre vom Glücksbringer

Sebastian Vettel und Michael Schumacher verbindet ein ganz besonderes Band. Immerhin nennt Schumacher den jungen Deutschen immer zuerst, wenn es um Überraschungen und zukünftige Stars geht. Am Samstag kam der Rekordchampion nach Barcelona - ist das ein besonderer Glücksbringer für Vettel? "Es würde mir mehr Glück bringen, wenn wir morgen alles auf die Reihe bringen. Wer neben der Strecke steht, ist nicht so wichtig." Tatsächlich: im Rennen fiel Vettel bei Schumachers Gegenwart genauso aus wie bei den drei Rennen zuvor ohne ihn.

Die Lehre vom Finnen

Kimi Räikkönen ist und bleibt Kimi Räikkönen. Präzise, eiskalt und absolut ohne Umschweife. Beispiel gefällig? Pressegespräch nach dem Freien Training. Kimi, wie viel ist Ferrari durch die neue Aerodynamik besser geworden? "Wenn wir die Teile nicht verwendet hätten, dann wären wir sicher nicht besser." Exakt, präzise und absolut ohne Umschweife.

Die Lehre von Force Italy

Jarno Trulli sollte sein Krafttraining besser nicht noch weiter steigern. Timo Glock studierte Onboard-Aufnahmen seines Teamkollegen und kam zu dem Schluss: "Er reißt so sehr am Lenkrad, dass ich manchmal denke, er reißt das ganze Ding heraus." Wohin das führen kann, zeigte Jarnos Ex-Teamkollege Fernando Alonso in der letzten Kurve der Einführungsrunde. Wild wärmte er seine Reifen an, riss das Lenkrad hin und her, rutschte durch die Wiese und haarscharf an der Mauer vorbei. Nur Juan Pablo Montoya hat das bislang mit einem Dreher auf der Einführungsrunde noch stilvoller hinbekommen.

Die Lehre von den Kollisionen

Nachdem Timo Glocks ehemaliges GP2-Team iSport bei Bruno Senna die Anzahl der benötigten Reifen nicht ganz auf die Reihe brachte, dachte der Deutsche darüber nach, sein "dumm, dümmer" T-Shirt ans Team zurückzugeben. Dieses hatte iSport ihm und Andi Zuber nach der Startkollision der beiden Teamkollegen in Magny Cours geschenkt. "Andererseits wäre es wohl besser, wenn ich den Mund halte..." und stattdessen das T-Shirt an Pastor Maldonado weitergibt, den neuen Teamkollegen von Andi Zuber. Die beiden fuhren sich am Sonntag gleich mehrmals gegenseitig in die Autos.

Die Lehre vom Skandal

Nelson Piquet Senior hat schon einige wilde Feten hinter sich. Doch jetzt ist er stinksauer: "Ich bin sehr verärgert über Max", sagte er über den FIA-Präsidenten Mosley. "Er hat niemanden zu dieser Party eingeladen! Gibt es denn in der Formel 1 niemanden, der je eine Sex-Party hatte?"