Timo Glock ist Schlimmeres gewohnt, als sich nicht für die dritte Session in einem Formel 1-Qualifying zu qualifizieren. Letztes Jahr wurde er in der GP2 bereits auf dem Weg in die Startaufstellung abgeschossen, hatte immer wieder technische Probleme und musste bis zuletzt um seinen Titel kämpfen. "Da gab es einen Grund, nervös zu werden", erinnert er sich. Die aktuelle Situation sei dagegen kein Vergleich. "Man darf sich nicht verrückt machen lassen."

Auch nicht, wenn sein Teamkollege erneut in den Top10 steht und Glock nur von Position 14 ins Rennen gehen muss. Dabei sah es am Samstagmorgen noch gut aus. "Im Freien Training lief es deutlich besser als gestern - das hat mich überrascht. Ich war mir sicher, dass ich in die Top10 kommen würde." Auch im ersten Qualifying war Glock gut dabei - bis es dann zum letzten Reifensatz im zweiten Qualifying kam. "Ich bin in die erste Kurve eingebogen und habe schon bemerkt, da fehlt etwas", erinnert er sich. "Meine Runde war fehlerfrei, aber ich war überall ein Hundertstel zu langsam."

Wieso, weshalb, warum weiß er selbst nicht. "Ich hatte Untersteuern mit dem letzten Reifensatz, das vorher nicht vorhanden war", so Glock. Möglicherweise rührte das vom drehenden Wind. "Unser Auto ist wohl windanfälliger, dann haben wir ein Problem", glaubt er. "Natürlich ärgert mich das, keine Frage. Denn das Auto war definitiv schnell genug für die Top10." Das erwartet er auch im Rennen. "Die Rennpace sollte gut sein, aber ich stecke halt wieder mittendrin - das ist das Problem."

Ein anderes Problem ist, dass Glock noch Probleme mit den Rillenreifen hat. "Das Arbeitsfenster ist sehr klein", sagt er. Sobald er im letzten Sektor etwas Abstand lässt und die Streckentemperaturen nicht hoch genug sind, bekommt er seine Reifen nicht rechtzeitig auf Temperatur. "In Australien und Malaysia war es so warm, dass es funktioniert hat. Aber das zeigt auch, wie eng es zugeht: die zweieinhalb Zehntel, die mir auf Jarno fehlen, machen 6-7 Plätze aus." Das macht es deutlich schwieriger, in die Punkte zu fahren.

"Aber ich habe ja gewusst, worauf ich mich einlasse." Das gilt auch für das Duell gegen den erfahrenen Trulli. Glock glaubt, dass der Italiener von außen gerne unterschätzt wird. "Aber seitdem ich unsere Daten übereinanderlegen kann, weiß ich, dass er ein großes Kaliber ist - speziell im Qualifying." Aber Glock gibt sich damit nicht zufrieden, zwei Zehntel hinter einem der besten Qualifyer zu liegen. "Ich bin ja nicht hier, um hinter Jarno herzufahren. Ich will vor ihn kommen, ob ich es schaffe, werden wir sehen."

Die Erfahrung des Italieners hilft ihm auch, das Aufwärmproblem der Reifen zu überspielen. "Er hat Erfahrung mit Rillenreifen, vielleicht überfahre ich den Reifen teilweise noch zu stark", glaubt Glock, dem der Slick-Test letzte Woche entgegenkam. Das erinnerte ihn eher an die GP2-Autos, die ebenfalls mit Slicks unterwegs sind. "Du musst genau den Mix finden. Drei oder vier km/h zu schnell in der Kurve und schon rutscht das Auto und der Reifen kann eine Macke weg haben." Trulli gleicht das mit seinem extremen Fahrstil aus, den sich Glock auch schon auf Onboardaufnahmen angesehen hat. "Er reißt so stark am Lenkrad, dass ich manchmal denke, er reißt das ganze Ding gleich raus."