Mehr als 19 Jahre nach seinem Ableben hat Salvatore Dali noch einmal zugeschlagen und ließ die Zeitentabelle in Barcelona zerfließen. Alles war überall, nur nichts, wo es normalerweise sein sollte. Vorne war hinten, oben war unten und links manchmal auch rechts. Kein Wunder, schließlich hatte er die Uhren bereits 1931 (Beständigkeit der Erinnerung) und 1954 (Auflösung der Beständigkeit der Erinnerung) zerfließen lassen. Da war so ein Formel 1-Wochenende für ihn natürlich ein Klacks.

Nico Rosberg weiß, wie man fließt, Foto: WilliamsF1
Nico Rosberg weiß, wie man fließt, Foto: WilliamsF1

Noch einigermaßen unzerronnen kam Nico Rosberg durch den Tag, auch wenn es am Morgen einige Auflösungserscheinungen gab. "Am Morgen haben wir etwas probiert, das nicht so funktioniert hat, also mussten wir für den Nachmittag wieder zurückgehen", erzählte er mit seinem rechten Fuß, der knapp über dem Ohr raus floss. Das wichtige Gasorgan floss am Nachmittag aber wieder an den richtigen Ort und alles fühlte sich besser an. "Wir haben noch Probleme mit der Balance, die wir aussortieren müssen, da sich das auf der Strecke nicht so gut anfühlt", musste er aber doch anmerken. Ein echter Dali wirft einen eben doch etwas aus der Bahn.

Mit seiner Fließrichtung war Adrian Sutil ganz zufrieden, immerhin war er die Zeitenliste nach oben geronnen, was alleine schon aus physikalischer Sicht recht schwierig ist. "Wir haben neue Reifen drauf getan und haben ein paar Runs mit ihnen gefahren. Die Balance war dabei sehr gut", konnte er deswegen auch behaupten. Der flüssige Aggregatzustand machte aber auch dem Force India Piloten so Probleme, vor allem als der Wind kam. "Beim letzten Run des Tages war es nicht, wie ich erwartet hatte: der Wind änderte sich einfach und ich konnte nicht darauf reagieren, also hätten die letzten Runden besser sein können", sagte er und hoffte, dass der Freitag nicht nur ein Sturm im Wasserglas war.

Alles floss ineinander und übereinander, Foto: adrivo Sportpresse
Alles floss ineinander und übereinander, Foto: adrivo Sportpresse

Die normale physikalische Fließrichtung hatte Nick Heidfeld eingehalten, doch diesmal hatte er kein Problem damit, einfach mit dem Strom zu schwimmen. "Es gab keine gravierenden Probleme, aber die Balance ist noch nicht optimal. Aber ich denke, das bekommen wir bis morgen hin", gab er sich bereits mit schwierigen Kunstwerken vertraut. Zudem wurde es vom Morgen zum Nachmittag etwas zähflüssiger, weil es wärmer wurde, weswegen er nicht zu besorgt sein wollte. Außerdem kämpfte er wie der Rest auch mit dem Wind, der einen schon einmal in falsche Flussbetten drücken kann.

Ein wenig in eine ausweglose Talsenke war Sebastian Vettel hinein geflossen. Am Morgen und am Nachmittag hing er am gleichen Ort fest, auch wenn er die zweite Tageshälfte als etwas besser erlebte. Er will nun einfach noch an der mechanischen Abstimmung seines Flusses arbeiten, dann sollte es noch besser gehen. "Schau mer mal, was morgen Früh passiert. Der Samstagvormittag ist immer ein Indikator dafür, wo es im Qualifying hingehen wird", sagte er. Vielleicht tut sich ja eine passende Strömung auf.

Wie schwer es sein kann, den passenden Strom zu finden und damit vielleicht gegen die physikalischen Gesetze nach oben zu fließen, durfte Timo Glock feststellen. "Das war heute harte Arbeit", stöhnte er. Dabei hatte er das beim Probefließen noch anders erlebt. "Beim Test letzte Woche lief das Auto gut", erinnerte er sich. Wie beim Rest der flüssigen Partie, war aber auch bei ihm die Balance aus dem Lot, was eben recht schwierig sein kann, wenn man plötzlich einfach so dahin rinnt. Für Samstag sollte Herr Dali seine Kunst aber dann außen vor lassen.