Nachdem sich nach den ersten drei Saisonrennen die Kritik an Lewis Hamilton immer weiter gesteigert hat und dadurch auch der Druck auf den Briten gewachsen ist, hat sich McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh nun vor seinen Fahrer gestellt. Er betonte, dass es am Team liege, Hamilton ein Auto zu geben, mit dem er kontrolliert fahren könne und nicht über das Limit gehen müsse, damit er vorne sein kann. "Seien wir ehrlich, es ist eine normale, menschliche Reaktion, das Auto zu überfahren, wenn es nicht gut abgestimmt ist, der Fahrer nicht in Form ist oder sein Teamkollege ihn pusht", sagte Whitmarsh gegenüber Autosport.

Dazu musste er feststellen, dass ein Auto, das überfahren wird, normalerweise nicht schneller ist. "Wir haben gemeinsam in Malaysia nicht das richtige Setup gefunden. Wir wissen aber, dass Lewis ein Sieger ist und wenn wir ihm ein Auto geben, das nicht gewinnen kann, dann will er einfach nicht akzeptieren, dass das Auto nur das Zweitbeste ist", meinte Whitmarsh. Deswegen fahre Hamilton dann auch auf dem gleichen Speed wie jemand, der schneller sei, auch wenn das Auto das nicht schaffe. "Man hat aber lieber so jemanden, als jemanden, der sich zurücknimmt und die natürliche Ordnung akzeptiert."

Dass etwas schief gelaufen ist, habe das Team nun nur weiter motiviert, inklusive Hamilton. "Er erwartet einfach, zu siegen. Sogar in Bahrain hat mir Lewis am Sonntagmorgen gesagt, dass er das Rennen gewinnen könnte - und das hat er ehrlich geglaubt", erzählte Whitmarsh. Und er wäre auch enttäuscht, wenn Hamilton diese Einstellung nicht auch weiter hätte, da ein Champion so ein Selbstvertrauen und einen solchen Einsatz haben müsse. "Wenn ein Fahrer am Sonntagmorgen kommt und sagt: 'Ich könnte hier einen Punkt holen oder mit Glück auf das Podest kommen', dann wird er wohl keine Rennen gewinnen."

Dass der Druck auf Hamilton zugenommen hat, verstand Whitmarsh aber, denn immerhin hat der Brite mit seinen Leistungen im ersten Jahr doch einiges an Erwartung aufgebaut. "Diesen Druck kann man nicht reduzieren. Das ist für alle von uns so; Lewis, das Team und seine Fans wären bitter enttäuscht, wenn er am Ende des Jahres nicht Weltmeister wäre", meinte er. Dazu musste er aber schnell noch anfügen, dass sich das Team genauso freuen würde, wenn Heikki Kovalainen Weltmeister wäre. "Wenn es aber keiner der Beiden schafft, dann wird es ein Gefühl des Versagens geben. Wir mögen das Wort nicht und reden nicht gerne darüber - aber das ist die Realität. Wir leben mit diesem Druck: wir werden kritisiert, wenn wir nicht gewinnen, aber diese Kritik ist nie so hart, wie unsere Selbstkritik."