Während Ross Brawn BMW Sauber gegenüber SpeedTV lobte und meinte, dass die Fortschritte des Teams für alle ein gutes Beispiel abgeben, genießt Mario Theissen den Erfolg der ersten drei Rennen nur bedingt. Denn er weiß, dass es in der Formel 1 auch schnell anders gehen kann. "Bis hierher war es keine einfache Fahrt - wir haben sehr hart gearbeitet. Außerdem ist es so, dass der WM-Stand nicht mehr als eine Momentaufnahme ist. Ferrari hat immer noch die schnellsten Autos, aber wir sind auf einer viel versprechenden Route", erklärte er gegenüber der offiziellen Website der Formel 1.

Die angenehmen Überraschungen wollte er trotzdem nicht ganz so unbemerkt an sich vorbeiziehen lassen. Dazu gehörte unter anderem die Pole Position von Robert Kubica in Bahrain, die Theissen nach den Problemen bei den Tests nicht erwartet hatte. "Die Zeit danach war der erste große Test für unser junges Team. Wir haben aber die Augen weiter auf unserem Ziel behalten und sind konsequent mit unseren Plan vorangeschritten", erinnerte sich der BMW Sportdirektor. Die Daten wurden mit den Aussagen der Fahrer abgeglichen, die Gründe analysiert und aufgrund dessen Maßnahmen erarbeitet. "Das stellte sich als erfolgreich heraus."

Dass daraus dann so bald eine Pole Position wurde, nannte Theissen das Tüpfelchen auf dem I und er betonte, dass bei den Arbeiten vor Saisonbeginn mehr gelernt wurde als während einer ganzen Saison. "Wenn ich zurückblicke, dann war es eine sehr produktive und motivierende Zeit." Deswegen wollte er BMW Sauber nun nicht mehr als die dritte Kraft im Feld bezeichnen, sondern als eines der drei Top Teams. "Das ist ein großer Unterschied", meinte er. So habe sich Ferrari nach Australien zwar erholt und sie seien im Moment der oberste Anhaltspunkt, doch hinter ihnen sei es eng, fügte Theissen an. Das Ziel ist es deswegen nun auch, dass die WM zu einem Dreikampf wird. "Für eine fundierte Prognose ist es aber noch zu früh. Beim Rennen in Barcelona werden alle Teams mit einem überarbeiteten Aero-Paket unterwegs sein und das kann zu Änderungen in der Hackordnung führen", erklärte er.

Wie Theissen zugeben musste, ist BMW Sauber in diesem Jahr mehr an die aerodynamische Grenze gegangen, was Chance und auch Risiko barg. Durch die Probleme, die sich dadurch zunächst ergaben, sei der eigene Entwicklungs-Prozess aber genauer geworden. Wie lange es nun dauern wird, bis auch der erste Sieg zu Buche steht, wollte Theissen aber nicht vorhersagen. "Wir werden aber unser möglichstes tun, dass die passende Hymne [die deutsche oder polnische] so bald wie möglich gespielt wird", sagte er nur. Von den eigenen Verbesserungen für den Europa-Start war er jedenfalls überzeugt, auch wenn ihm klar war, dass der Rest des Feldes auch einiges bringen wird.

Und Verbesserungen gibt es nach seiner Meinung ohnehin immer und überall zu machen. An erster Stelle an der Aerodynamik, weil dort eben nach wie vor am meisten Potential liegt. "Wir werden uns aber auch auf das präzise Tuning mechanischer Teile konzentrieren", meinte Theissen. Für das Management bei BMW hätten die aktuellen Erfolge aber ohnehin keine neue Ansicht gegenüber der Investition in der Formel 1 gehabt, musste er noch betonen. "Das Engagement von BMW in der Formel 1 war immer langfristig angelegt. Das würde sich in guten oder schlechten Zeiten nicht ändern. Es ist nur wichtig, zu jeder Zeit realistisch zu bleiben. Unser Vorstand zeichnet sich nicht nur wegen seiner großen Kompetenz aus, sondern auch wegen seines begeisterten Sportsgeistes", erklärte er.