Was für eine Erleichterung der Sieg in Bahrain für Felipe Massa war, das kann ein Brasilianer wie er wohl gar nicht verheimlichen. "Die vergangenen Wochen waren sehr schwer", gab er in der Pressekonferenz zu. "Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, was in den ersten zwei Rennen der Saison schief gelaufen ist. Deswegen wollte ich auch während des Rennens bloß keinen Fehler machen. Aber das alles ist jetzt Vergangenheit. Ich glaube, das Resultat hier wird mir auch in den nächsten Rennen helfen."

Massa stand unter Druck., Foto: Ferrari Press Office
Massa stand unter Druck., Foto: Ferrari Press Office

Das hat Massa auch dringend nötig. Denn in den ersten zwei Rennen war er wirklich wie ein Anfänger unterwegs. In Melbourne hat er sich in der ersten Kurve ohne jegliche Fremdeinwirkung gedreht. Genau so wie in Malaysia, nachdem er hinter Kimi Räikkönen etwas zu heftig über die Randsteine gerumpelt ist. Der Mann für eine schnelle Runde, aber nicht für ein Rennen - das war das Bild, das Massa von sich in den ersten Renne gab.

Im Fahrerlager von Bahrain war deutlich zu sehen, dass das Massa mächtig zusetzte. Im Gespräch mit motorsport-magazin.com fühlte er sich offenbar mit dem Rücken an die Wand gedrückt. Von sich aus sagte er: "Ich habe auch Gerüchte gehört, ich könne nicht ohne Traktionskontrolle fahren, aber das stimmt absolut nicht."

So ist er eben, dieser sensible Brasilianer. Er macht seine eigene Schwäche von sich aus zum Thema, denn es war offensichtlich, dass Massa durchaus Fehler in Situationen unterliefen, wo die fehlende Traktionskontrolle eine Rolle spielt. Dennoch hat er in Bahrain gezeigt, dass er auch ein Rennen ohne Traktionskontrolle gewinnen kann. Auf eine beeindruckenden Art und Weise. Kimi Räikkönen hatte in Bahrain nicht den Hauch einer Chance gegen seinen Teamkollegen.

Das ist Massas Warenzeichen. Er ist, wenn alles passt, vom Speed her unschlagbar. Im vergangenen Jahr hat er Räikkönen im Qualifying-Duell 10:7 geschlagen. Dieses Jahr führt er in dieser Statistik 3:0. Obwohl diese Statistiken wegen unterschiedlicher Benzinmengen nicht mehr so aussagekräftig sind wie früher, sprechen sie eine deutliche Sprache von Massas Schnelligkeit. Die muss er nur so im Rennen umsetzen wie zuletzt in Bahrain gesehen.

Felipe Massa steht weiter auf dem Prüfstand., Foto: Sutton
Felipe Massa steht weiter auf dem Prüfstand., Foto: Sutton

Um seine volle Leistung zu bringen, braucht Massa auch die Rückendeckung seiner Ferrari-Familie. Sie hat im Vorfeld von Bahrain alles getan, damit Massa nicht in die Depression schlittert. Michael Schumacher und Luca di Montezemolo jubelten ihn trotz zwei Nullrunden zu einem WM-Kandidaten hoch. Und siehe: Jetzt ist Massa wieder da. Nur neun Punkte hinter seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen. Und mit dem gleichen Material unterwegs wie der amtierende Weltmeister.

Nach dem Tief von Australien und Malaysia als Sieger von Bahrain zurückzukommen spricht für Massa. Denn er stand unter einem enormen Druck, nicht nur wegen seiner Fehler, sondern auch als Teamkollege des Weltmeisters. Beide Faktoren haben an seinem Image genagt, genau so wie die Gerüchte, Fernando Alonso oder Sebastian Vettel würden ihn bald ersetzen.

Bahrain gehört neben Istanbul zu den Lieblingsstrecken des Brasilianers. Und in Barcelona fühlt er sich auch wohl. Daher ist es möglich, dass Massa nach den nächsten beiden Rennen tatsächlich wieder da ist, wo er von Anfang an sein wollte - in der Pole Position für den Titel.