Die Lehre vom Pflaster

Zwei Dinge sind in Bahrain unübersehbar: freundliche Scheichs und Werbeplakate für den Grand Prix. "Our Race", prangt in großen Lettern an jeder Straßenecke. Dazu Jenson Button, der Besucher auffordert sein Nachbar in Bahrain zu werden. Eine Straße war sogar komplett mit Plakaten von Timo Glock zugepflastert. "Ich habe nur eins gesehen", sagte Timo erstaunt. "Als vorbildlicher Autofahrer konzentriere ich mich aber auch auf die Straße..." Sehr gut, Herr Speed Academy Lehrer.

Die Lehre vom Skandal

Max Mosley war allgegenwärtig. Nicht in Person, aber in jedem Gespräch, in jedem Witz, in jeder Diskussion - und in jedem Pressegespräch. So auch in den deutschen und englischen Runden am Donnerstag mit Mario Theissen. Am Ende der englischen Presserunde kam erstmals der Einwurf vom Pressesprecher: "Anything regarding sports?" Es sah nicht danach aus. In der Muttersprache wurde es nicht besser. Habe BMW Sauber überlegt, nicht zu starten? Einen Grund dafür, dürfte wohl noch nicht mal der Fragesteller gekannt haben...

Aber so wie der Mosley-Skandal überrascht Theissen auch keine Frage mehr. "Ich bin seit 9 Jahren in der Formel 1. Da ist es nicht mehr so einfach, mich zu überraschen." Schon gar nicht die Hartnäckigkeit mancher Kollegen. "Ich muss noch mal eine Frage stellen... Nehmen wir mal an..." - Theissen: "Nein, wir nehmen jetzt gar nichts an." Also 15 Minuten später zum Zweiten: "Haben wir noch etwas Sportliches? Es gibt ein Rennen am Sonntag." Eine sportliche Frage kam tatsächlich: "Wer gewinnt?" - Theissen: "Das wüsste ich auch gerne." Das war doch jetzt sportlich. "Das war extrem sportlich."

Die Lehre vom Zitat

Flaschengeist Vettel am Werk., Foto: Sutton
Flaschengeist Vettel am Werk., Foto: Sutton

Der Donnerstag ist der Tag des Redens. Auch Sebastian Vettel musste sich den Fragen der Journalisten stellen. "Sebastian, es gab einige Quotes von Dir..." - Vettel zieht die Augenbrauen hoch und sagt interessiert: "Ja, wirklich? Was habe ich denn gesagt?" Dass Red Bull seinen Wechsel zu McLaren blockierte. Das war wahr. Aber Sebastian heizte die Gerüchteküche noch mehr an: "Am Donnerstag hatte ich grelle grüne Schuhe an, die haben nicht jedem gefallen. Da hätte ich mich über Lob schon gefreut." Hellgrüne Schuhe? Steht etwa ein Wechsel zu Honda an?

Die Lehre von der Furcht

"Ich mag keine großen weißen Haie, das ist sicher", sprach Lewis Hamilton in der Donnerstagspressekonferenz vielen Hobbytauchern aus der Seele. Aber hatte er in seinem Kurzurlaub zwischen Malaysia und Bahrain Angst vor der Tiefe des Meeres? "Es ist das Ungewisse, man weiß nie, was unter einem ist. Man sieht all die Discovery Channel Filme, in denen ein Hai einfach hoch zischt und alles frisst, was oben schwimmt - ich möchte lieber nicht in dieser Lage sein." Im Rennen spielte Lewis selbst den Hai und zischte ins Heck von Fernando, der in der Ergebnisliste über ihm schwamm. Seine Rolle als Hai würde auch erklären, warum seine Flossen die falschen Knöpfe am Start erwischten...

Die Lehre vom Ende

Nick Fry hatte es schon in Australien gesagt: Honda ist froh, neben Super Aguri in der Boxengasse zu stehen - also am Ende der Boxengasse. Diese Freude über die am weitesten entlegenen Plätze greift im Fahrerlager immer weiter um sich. "Ehrlich gesagt mag ich es da unten", sagte Lewis Hamilton. "Wir sind schön aus dem Weg, es ist näher zum Boxengassenausgang und es ist ziemlich gemütlich da unten." Vielleicht bekennt sich als nächstes ja auch Renault nachträglich noch als schuldig, um in den Genuss eines besseren Platzes am hart umkämpften Ende der Boxengasse zu bekommen...

Die Lehre vom Staubsaugen

Das typische Trainingsbild ist allen Zuschauern leidlich bekannt: Sand, Schmutz und Dreck liefern sich in den ersten Minuten ein heißes Rennen auf dem Asphalt - nur die Autos stehen brav in der Box und warten auf ein Wunder, ein Putzkommando, das die grüne Strecke farbig macht. In Bahrain klappte das ganz gut. "Diese großen Dinger, die vor uns gefahren sind, haben die Strecke sehr schön frei gefahren", berichtete Nico Rosberg. Große Dinger? Etwa riesige Flaschengeister? Nur wenn Jean Alesi, Heinz-Harald Frentzen, Jacques Villeneuve und ihre SpeedCar-Kollegen als solche durchgehen...

Die Lehre vom Wattestäbchen

Lewis und Nico: Wie sahen wir denn da aus?, Foto: WilliamsF1
Lewis und Nico: Wie sahen wir denn da aus?, Foto: WilliamsF1

Nach den ersten beiden Rennen wurden Felipe Massa vom Pressemob die Ohren langgezogen. Kimi Räikkönen hatte nach seinem Sieg in Malaysia hingegen Schonfrist. Diese nutzte er angeblich zur Ohrenpflege - immerhin spricht er sehr leise, so dass er sich sonst vielleicht nicht selbst hören könnte. Jedenfalls soll Kimi nach Angaben einiger hoch investigativer Kollegen bei der Ohrenreinigung ein Stückchen Baumwolle im Gehörgang verloren haben, welches wiederum zu einer bösen Infektion führte, die Kimi in Bahrain beeinträchtigt haben soll - ob fünfstündige Skandalvideos vorliegen, ist noch nicht bekannt. Der Finne tat, was er am besten kann: er schwieg dazu. Sein Team äußert sich auch nur insofern zur angeblichen Watte-Affäre, indem man sagt, dass man nichts sagen wird. Vielleicht hatten aber auch nur die fantasievollen Kollegen das Wattestäbchen zu weit in ihr Ohr gesteckt...