"Wir hatten in Bahrain nur das siebt- oder achtschnellste Auto", musste Fernando Alonso drei Wochen vor seinem Heim-GP in Barcelona ziemlich ernüchtert feststellen - was natürlich zumindest im Rennen zum Teil auch an seiner frühen Feindberührung mit Lewis Hamilton gelegen haben mochte, bei der ja auch der Renault ein bisschen etwas abbekommen hatte. Aber schon im Qualifying hatte er es ja als Überraschung bezeichnet, in die Top Ten gekommen zu sein...

Dunkle Wolken über Renault. Auch das Geld scheint zu fehlen., Foto: RenaultF1
Dunkle Wolken über Renault. Auch das Geld scheint zu fehlen., Foto: RenaultF1

Nun hofft man bei Renault auf das neue Entwicklungspaket für Barcelona, das einiges bringen soll, aber "die Frage ist natürlich, wie große Sprünge die anderen machen, die bleiben ja auch nicht stehen." Es gehe ja nicht nur darum, sich mit der absoluten Spitze zu vergleichen - sondern auch mit dem Mittelfeld, wo man inzwischen hinter Toyota, Williams, Red Bull und vielleicht sogar Honda zurückgefallen sei. Er rede gar nicht von Siegen oder auch nur Podiumsplätzen, "eine Sekunde in einem Jahr aufzuholen, das hat noch nie ein Team geschafft... "Aufzuholen, wohlgemerkt - nicht, das Auto um eine Sekunde schneller zu machen - was ja zwei völlig verschiedene Dinge sind in der Formel 1, angesichts des enormen Entwicklungstempos bei allen Spitzenteams.

Im letzten Jahr musste Alonso von einigen Seiten sehr viel Kritik für seine Bemerkung einstecken, er habe einen großen Beitrag dazu geleistet, den McLaren um sechs Zehntel schneller zu machen. Das könne er nun in diesem Jahr beweisen, wie viel er wirklich wert sei, sagten die Zweifler. Das eine Problem ist nur, dass eben selbst so ein Sprung Renault nicht wirklich ganz weit nach vorne bringen würde - weil die Ausgangsbasis von Anfang an auch 2008 immer noch zu schlecht war im Vergleich zur Konkurrenz. Der Zeitabstand von Renault auf die Spitze ist heute geringer als im letzten Jahr - nur haben sich halt andere dazwischen geschoben.

Und dann existiert anscheinend noch ein zweites Problem: Dass es noch einen Grund gebe, warum die Entwicklungsarbeit bei Renault nicht ganz so schnell geht wie bei dem einen oder anderen Konkurrenten, das brachte jetzt nicht Alonso, sondern sein Teamkollegen Nelson Piquet ins Gespräch. Es sei auch eine Budgetfrage, betonte der Brasilianer. Bei anderen, finanziell stärkeren Teams würde jede noch so geringe Verbesserungsmöglichkeit ausgenutzt, selbst wenn man nur ein bis zwei Zehntel gewinnen könne, würden eben schon eine Menge neuer Teile produziert - unabhängig von den Kosten.

So sei dort ein kontinuierlicher Fortschritt praktisch von Rennen zu Rennen möglich. Bei Renault dagegen müsse man doch mehr auf die Kosten schauen, darum werde bei Neuentwicklungen schon mal gewartet, bis ein Gesamt-Zeitgewinn von errechnet vielleicht einer knappen halben Sekunde erreicht sei, ehe man an die Herstellung und den Einsatz neuer Teile gehe. Deshalb sei zwischendurch halt doch öfters Stillstand angesagt.

Renault jagt der Konkurrenz, dem Budget und der erfolgreichen Vergangenheit nach., Foto: RenaultF1
Renault jagt der Konkurrenz, dem Budget und der erfolgreichen Vergangenheit nach., Foto: RenaultF1

Dass die Franzosen mit einem sicherlich um mindestens 80 bis 100 Millionen Dollar geringeren Budget auskommen müssen als die reichsten Teams in der Formel 1, ist nicht von der Hand zu weisen - früher kokettierte Flavio Briatore sogar gerne damit, dass er mit der Hälfte von dem auskomme, was etwa McLaren oder Ferrari pro Saison verbrieten. Dass das Geld irgendwo eingespart werden muss, sollte ebenso klar sein. Und dass es in der Formel 1 extrem teuer ist, einmal verlorenen Boden gutzumachen, erst recht.

Man hoffe jetzt, dass das neue Paket für Barcelona ein bisschen mehr bringe als die Schritte bei den anderen, die kontinuierlich verbessern, meinte Piquet... Und damit zumindest den Schritt vor die anderen Mittelfeldteams ermögliche. "Auf das Niveau von Toyota kommen, hinter den Top 3, sicher ins letzte Qualifying kommen und dann da sein, wenn vorne was passiert", das wäre auch für Alonso schon mal ein Erfolg. Wohl wissend, wie schwierig es werden dürfte, dann zumindest auch dort zu bleiben...

Denn dass die sowieso nicht allzu Formel-1-begeisterte Konzernführung von Renault plötzlich größere Investitionen möglich macht, ist nicht anzunehmen. Ach ja, aber bevor dann das Argument kommt, vielleicht hätte man dann ja Alonsos Gehalt einsparen und in die Entwicklung stecken sollen: Bitte, nicht vergessen, dass das Team durch die Verpflichtung des zweimaligen Weltmeister auch deutlich mehr an Sponsorgeldern kassieren konnte!