Christian Danner bezeichnete McLaren Mercedes als "schweinelangsam". Lewis Hamilton blieb ohne Punkte, Heikki Kovalainen holte deren nur vier. Für das erfolgsverwöhnte Team ist das zu wenig. Was lief schief in Bahrain? "Alles", sagt Norbert Haug ehrlich. "Bei uns war hier Melbourne", spielt er auf das schwarze Ferrari-Wochenende vom Saisonstart an. "Diesmal hatten wir einen Tag zum Vergessen. Nach Melbourne hat man Ferrari abgeschrieben, wir wissen genau, was seitdem passiert ist." Kimi Räikkönen und Felipe Massa gewannen die beiden Folgerennen in Malaysia und Bahrain. "Ich bin kein Freund von Schwarz und Weiß. Letztes Mal war Massa für viele ein Fahrschüler, dem man die Lizenz abnehmen sollte, jetzt hat er gewonnen."

Den Abstand zu Ferrari und BMW Sauber sieht Haug nicht als riesengroß an. "Wir waren relativ gut beieinander. Alles läuft auf einen Dreikampf hinaus." Der Grund, warum McLaren nicht besser abgeschnitten hat, ist laut Haug in den Zwischenfällen und im Verkehr zu suchen. "Wenn wir am Ende die Rundenzeiten mitgehen können, sind wir offensichtlich dazu in der Lage. Das Auto kann es also, jetzt müssen wir das Setup so nutzen, dass wir es auch über die gesamte Distanz schaffen."

Denn während Hamilton früh zurückfiel, kämpfte Kovalainen mit Graining, das erst auf den harten Reifen besser wurde. "Das war ein ziemlich hartes Rennen", bilanzierte Kovalainen. "Ich startete gut und überholte Kimi eingangs Kurve zwei, aber dann verbremste ich mich und er kam wieder vorbei." Danach zog er sich in Kurve acht vorn rechts einen Bremsplatten zu. Das verursachte starke Vibrationen. "So stark, dass ich sogar Schäden am Auto befürchtete", sagte er. "Nach dem ersten Boxenstopp wurde das besser und nachdem wir beim zweiten Stopp auf den härteren Reifen wechselten, lief es richtig gut." Der fünfte Platz war jedoch das bestmögliche Ergebnis für ihn. "Immerhin holte ich unter schwierigen Bedingungen vier Punkte."

Lewis Hamilton stieg frustriert aus seinem Silberpfeil aus., Foto: Sutton
Lewis Hamilton stieg frustriert aus seinem Silberpfeil aus., Foto: Sutton

Dafür gab es Lob von Martin Whitmarsh. "Heikki leistete fantastische Arbeit", sagte er. "Er musste am Start blitzschnell reagieren, um um Lewis herumzufahren. Danach kam er mit einem tollen Manöver an Kimi vorbei." Dabei ist sich Whitmarsh sicher, dass die F1-Welt noch nicht das Beste von Heikki Kovalainen gesehen hat. "Es liegt eine spannende Zeit mit ihm vor uns." Auch für Lewis Hamilton, dem vor Saisonbeginn von den Experten vorausgesagt wurde, dass er die klare Nummer 1 bei McLaren sein würde. Jetzt erlebte er einen überlegenen Auftaktsieg und danach zwei schwierige Wochenenden. Plötzlich ist er der etablierte Fahrer, der von einem jungen Teamkollegen gehetzt wird.

"Es ist eine harte Zeit für ihn", gestand Whitmarsh. "Er ist es gewohnt, zu gewinnen. Aber er ist mehr als fähig, sich zu rehabilitieren. Heikki pusht hart, das erkennt Lewis an. Heikki wird noch schneller und besser werden, dass spornt Lewis an." In Bahrain sprach jedoch der Frust aus dem Vizeweltmeister. Der Unfall am Freitag, der Fehler am Start, der Crash mit seinem ungeliebten Teamkollegen aus dem Vorjahr, Fernando Alonso, und der Rückfall ans Ende des Feldes zeigten Wirkung. Bei legitimen Zweikämpfen gegen Hinterbänkler zeigte er ihnen die Faust, gab Handzeichen. Der Frust suchte ein Ventil.

"Ich bin sehr enttäuscht und komme mir vor, als hätte ich das Team heute im Stich gelassen", gab Hamilton zu. "Das ganze Wochenende lief nicht optimal, das fing schon mit dem Unfall am Freitag an. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und werde weiter kämpfen." Am Start beging er einen Fehler beim Startprozedere. "Heutzutage gibt es weniger Automatik, was gut für den Sport ist", verriet Whitmarsh. "Der Fahrer muss eine Prozedur durchlaufen, um die korrekte Einstellung für den Start auszuwählen." Dabei hat Hamilton einen Fehler gemacht. Die Drehzahl fiel in den Keller und das Auto ging in einen Anti-Stall-Modus, damit der Motor nicht abstirbt. "Das hat ihn Zeit gekostet."

"Ich verpatzte den Start, weil ich einen Schalter nicht rechtzeitig betätigte", gestand Lewis. "Deshalb hatte ich nicht die richtige Motoreinstellung und die Einrichtung, die das Abwürgen des Motors verhindern soll, setzte ein. Dadurch verlor ich sieben Plätze." Das war aus seiner Sicht aber noch nicht so schlimm. Doch dann kam es zum Auffahrunfall mit Fernando Alonso. Voran ging laut Whitmarsh eine Berührung mit Mark Webber, die Hamilton den Nasenflügelbogen kostete. "Nach dem Start musste er hart pushen, um Plätze gutzumachen. Durch den beschädigten Flügel verlor er an Downforce, das beeinträchtigte die Bremsen und die Lenkung und führte letztlich zum Unfall mit Fernando. Es kamen also einige Dinge zusammen."

Das richtige Näschen fehlte., Foto: Sutton
Das richtige Näschen fehlte., Foto: Sutton

Hamilton beschreibt die Situation so: "Ich war hinter ihm und wir fuhren beide nach rechts - damit war´s passiert; ein Rennunfall." So beurteilte auch Haug die Szene. "Das war ein Missverständnis", sagte er. "Schade, denn auch von Platz 9 hätte er noch Punkte machen können. Aber er hatte nach dem Unfall ein Handicap von zwei Sekunden." Das sieht auch Hamilton so. "Ich bin sicher, dass unser Speed für den Kampf um die Spitze gut ist", so der Brite, der sich aber nicht unterkriegen lässt. "Meine Formel-1-Karriere verlief bisher so gut, da musste so etwas irgendwann einmal passieren. Der Kampf um die Meisterschaft ist noch lang und ich gebe nicht auf." So erwartet Whitmarsh, dass Hamilton schon beim Barcelona-Test vor dem Spanien GP wild entschlossen Gas geben wird. "Er wird selbstbewusst auftreten und in Barcelona in starker Verfassung sein."

Damit Hamilton wieder um den Sieg fahren kann, muss aber auch das Team nachlegen. "Wir müssen hart arbeiten, um das Auto zu verbessern", gestand Whitmarsh. "Wir bekommen ein neues Paket und ich bin zuversichtlich, dass wir in Barcelona stark sein werden." Andererseits stünden auch die Gegner nicht still. "Wir müssen härter pushen als sie." Haug beurteilte den McLaren-Speed als nicht so schlecht. "Aber man kann den Speed nicht zeigen, wenn man im Mittelfeld festhängt und ein Handicap hat." Trotzdem: "Wir sind überhaupt nicht zufrieden, haben jedoch schon öfter Rückschläge erlebt. Wir werden zurückkommen." Das sei keine Durchhalteparole, sondern eine solide Beschreibung der Tatsachen. "Das Wochenende war zum Vergessen - abhaken und schau mer mal, wie es beim nächsten Mal aussieht."