Zwei von achtzehn Rennen sind gefahren. Man könnte fast meinen, dass es etwas zu früh ist, um die bisherige Saison zusammenzufassen und erst recht zu früh, um auf das nächste Jahr vorauszuschauen. Doch auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz taten drei Teambosse genau das; sie zogen Bilanz. Wie ist der Saisonstart von Toyota, Red Bull und Ferrari verlaufen? Auftritt John Howett, Christian Horner und Stefano Domenicali.

"Wir sind durch unsere Leistung in Malaysia ermutigt", freut sich Howett noch immer über den vierten Platz aus Sepang. So viel gab es bei Toyota in letzter Zeit ja auch nicht zu bejubeln. Andererseits spiegelte dieses Ergebnis ungefähr das wider, was man nach den Wintertests erwartet hatte. Überglücklich ist Toyota damit nicht. "Denn wir fahren, um zu gewinnen. Aber wir müssen realistisch bleiben. Unser Rückstand auf Ferrari ist noch immer sehr groß."

Das gilt auch für Red Bull. "Wir hatten den besten Winter seit Red Bull in der Formel 1 ist", so Christian Horner. Beim Auftaktrennen in Australien konnte man das aber nicht in Punkte ummünzen. "Das war enttäuschend." Malaysia habe das Potenzial von RBR eher gezeigt. Aber auch dort streikte die Technik. "Dennoch war es allgemein gesehen viel versprechend. Unser Auto hat Potenzial." Allerdings sei es in dem super engen Mittelfeld schwierig, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Stefano Domenicali bleibt bei seiner ersten Zwischenbilanz vorsichtig. "Wir haben die Reaktion des Teams nach dem schwierigen Rennen in Australien gesehen." Kimi Räikkönen holte sich in Malaysia den Sieg. "Aber die Performance der Teams war von Rennen zu Rennen unterschiedlich." Das erwartet der Italiener während der gesamten Saison. "Es wird Strecken geben, auf denen Teams besser sein werden als auf anderen." In der Vergangenheit war Ferrari auf permanenten Rennstrecken erfolgreicher als auf Straßenkursen. "Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch schon in Australien gewonnen haben." Alles werde sich von Strecke zu Strecke verschieben.

Stefano Domenicali ist der neue Chef., Foto: Sutton
Stefano Domenicali ist der neue Chef., Foto: Sutton

Für Domencali hat sich ebenfalls einiges verschoben. Noch steht ihm Jean Todt bei einer unbestimmten Anzahl an Rennen als Ratgeber zur Seite, doch als Teamchef trägt er die Verantwortung. "Man versucht sich mental auf alles vorzubereiten, aber es ist nahezu unmöglich, alles vorherzusagen." Dieser Job bringe es einfach mit sich, mit dem enormen Druck und der Verantwortung klar zu kommen.

Zu dieser Verantwortung gehört es auch, sich zu den Motorradausflügen seines Beraters Michael Schumacher zu äußern. "Michael hat vor zwei Jahren in Mugello zum ersten Mal gesehen, dass die Welt auf zwei Rädern sehr faszinierend ist", so Domenicali. "Racing, Speed und neue Herausforderungen stecken in seiner DNA." Das müsse man als Ferrari respektieren - auch wenn er, wie zuletzt, auf einem Motorrad einer anderen Marke fährt. Auch Kimi Räikkönen dürfe sein Motocrossbike weiterhin benutzen, auch wenn die Gefahr auf zwei Rädern durch den "Tennis"-Unfall von Juan Pablo Montoya vor einigen Jahren bestens bekannt ist. "Bis November wird er sich sicher mehr auf vier Räder konzentrieren, danach sehen wir weiter."

Bereits jetzt müssen die Designer noch weiter in die Zukunft blicken - auf die Saison 2009. Die vielen Regeländerungen verlangen eine rechtzeitige Planung und Entwicklung. "Wir arbeiten hart daran", verrät Howett. Während der letzten Meetings wurden einige Grauzonen der neuen Aerodynamikregeln eingefärbt, so dass die Arbeit weiter gehen kann. Zudem arbeiten alle Teams mit Hochdruck an der Energierückgewinnung KERS. "Das liegt am Wettbewerbsdruck in der Formel 1", bekennt Howett.

Auch bei Ferrari wird schon fleißig für 2009 getüftelt. "Die neuen Autos werden komplett anders sein und wenn man bei einem Projekt falsch liegt, wird es eine sehr schwierige Saison", betont Domenicali. Die schwierigste Aufgabe sei es demnach, hoch konzentriert zu bleiben, um die bestmögliche Leistung in dieser Saison herauszuholen, gleichzeitig aber schon das nächstjährige Auto auf die Beine zu stellen. "Das wird ein komplett neues Projekt sein und ein komplett neues Design, ein neues Aussehen samt KERS haben."

Christian Horners Team steht sogar einer noch größeren Herausforderung gegenüber. "Denn wir haben nicht die Ressourcen meiner Werkskollegen hier." Deshalb müsse man die Balance zwischen 2008 und 2009 wahren. "Wir sind hier erst beim dritten Saisonrennen, aber es steht schon jetzt fest, dass es ein sehr, sehr arbeitsreiches Jahr wird." Da lohnt es sich, schon jetzt einmal zurück- und voraus zu blicken.