Er hat sich langsam gesteigert: erst ein MotoGP-Test Ende 2007, dann erste Rennen in kleineren Klassen und jetzt sitzt Michael Schumacher schon wieder auf einem Motorrad. In Misano bestreitet er an diesem Wochenende ein Rennen der Trofeo KTM auf einer KTM Superduke 990.

"Ich habe einfach Spaß am Motorrad-Fahren", sagt er. "Ich habe aber keine speziellen Ambitionen, in irgendeine Rennserie einzusteigen. Wenn ich ab und zu mal ein Rennen fahre, dann aus Spaß an der Freud' und Lust am Wettbewerb." Der Formel 1 bleibt er weiterhin nur als Gelegenheitstestfahrer erhalten. "Ich will nicht in die gleiche Maschinerie wieder einsteigen, die ich Ende 2006 verlassen habe. Und ich bin auch nicht so vermessen anzunehmen, dass ich heute noch in eine professionelle Serie einsteigen könnte. Will ich gar nicht. Ich will mich einfach auf zwei Rädern ausprobieren - und eines ist dabei ganz klar: Wie in der Formel 1 achte ich darauf, es nie zu übertreiben."

Vorgeschichte auf zwei Rädern

Michael Schumacher als Beifahrer von Randy Mamola auf einer Ducati., Foto: Ducati
Michael Schumacher als Beifahrer von Randy Mamola auf einer Ducati., Foto: Ducati

Oktober 2005, Mugello Für 40 Runden stieg Michael Schumacher auf der ihm bekannten Ferrari-Teststrecke in Mugello auf eine Ducati GP5. Seine schnellste Zeit soll rund 2:10 Minuten betragen haben. Damit war er rund 20 Sekunden langsamer die die damilige Pole-Zeit - bei kalter und feuchter Strecke. "Ich habe mich gefreut, einmal etwas anderes auszuprobieren. Etwas, das ich schon seit langer Zeit ausprobieren wollte - ein Bike aus der MotoGP-Serie zu testen! Ich war sehr neugierig und gespannt - und ich muss sagen: Es hat sich wirklich ausgezahlt. Das war wirklich sehr interessant und es hat mir großen Spaß bereitet."

Juni 2006, Mugello Am gleichen Tag wie die damalige Miss Italien erhält Michael Schumacher eine besondere Sichtweise des Mugello Circuit: auf der Ducati-Zweisitzermaschine. Zusammen mit Randy Mamola drehte er zwei Runden. "Beeindruckend ist das einzige Wort, das mir momentan dazu einfällt", sagte Schumacher. "Das war eine sehr schöne Erfahrung. Es war natürlich anders, als alles was ich gewohnt bin - selbst anders als meine Fahrt auf einer Desmosedici im letzten Winter. Auf einem Bike fühlt man den Speed mehr, man rutscht mehr herum und das ist eben anders als in einem Auto - darin fühlt man sich sicherer."

Zudem wisse man als Passagier natürlich nie genau, was als nächstes geschehen würde. "Das macht es sehr interessant! Ich musste Randy einige Male auf den Rücken schlagen, um ihn daran zu erinnern, dass ich nächstes Wochenende ein Rennen in Silverstone zu fahren habe", scherzte der Ferrari-Star.

Gerne auf zwei Rädern unterwegs: Michael Schumacher., Foto: Pressefoto
Gerne auf zwei Rädern unterwegs: Michael Schumacher., Foto: Pressefoto

November 2007, Valencia Der zweite Test mit Ducati, diesmal nach dem WM-Finale in Valencia. Für 58 Runden nahm Schumacher auf dem Weltmeisterbike von Casey Stoner Platz; und schlug sich mehr als nur beachtlich. Es hagelte Lob von Experten und Fahrerkollegen. Mit seiner besten Rundenzeit von 1:37.89 blieb er nur fünf Sekunden unter dem Rundenrekord von Dani Pedrosa beim Rennen tags zuvor. Auch Ex-500-ccm-Weltmeister Kevin Schwantz, der am gleichen Tag für Suzuki testen durfte, war nur eine Sekunde schneller als der Formel 1-Rekordweltmeister.

Schumacher war von seiner Performance selbst überrascht. "Ich hatte keine Erwartungen, ich habe mich einfach nur darauf gefreut, denn ich liebe Motorräder", sagte er. "Es ist schwer, hierher zu kommen und Zeiten zu fahren. Ich erinnere mich an das letzte Mal und ich war rund 15 Sekunden langsamer als es möglich war. Also dachte ich, dass es vielleicht nett wäre, wenn ich innerhalb von zehn Sekunden bleiben könnte."

Der ehemalige MotoGP-Pilot Randy Mamola glaubt, dass Schumacher das Potential gehabt hätte, auch auf Zweirädern für Furore zu sorgen. "Schade, dass er schon 38 ist und nicht 28. Denn in zwei oder drei Jahren könnte er ein richtig guter Rennpilot sein", sagte Mamola. "Schon jetzt würde er keine schlechte Figur machen. Im Vergleich zu seinem ersten Test in Mugello ist er ein anderer Fahrer."

März 2008, Pannonia-Ring Nach dem viel beachteten Test der MotoGP-Ducati saß Schumacher im März wieder auf zwei Rädern. Dieses Mal stellte er sich der Konkurrenz in einem Wettkampf. Auf dem Pannonia-Ring fuhr er auf einer 1000cc-Honda in einem Zehn-Runden-Rennen mit und stand am Ende auf Platz drei. Vor ihm fanden sich nur die IDM-Größen Martin Bauer und Andreas Meklau.

Michael Schumacher machte den Pannonia-Ring unsicher., Foto: PanPhoto
Michael Schumacher machte den Pannonia-Ring unsicher., Foto: PanPhoto

Im Qualifying hatte sich Schumacher sogar Platz eins geholt, da wurden Bauer und Meklau allerdings nicht gewertet. Im Rennen musste der siebenfache Formel 1-Weltmeister dann bemerken, dass die zwei Profis doch etwas schneller sind als er. Zwischen fünf und sieben Sekunden sollen ihm Bauer und Meklau pro Runde abgenommen haben, ließ der Veranstalter danach wissen. Allerdings war er rund 0,6 Sekunden schneller unterwegs als der Rest des Feldes, womit er sich sicher zu Platz drei pilotierte. Dabei hatte sich Schumacher das gleiche Handicap gegeben wie die IDM-Fahrer. Statt seine Pole zu nutzen startete er vom Ende des Feldes. Worauf er dann ebenfalls verzichtete, war ein Auftritt auf dem Podest.

März 2008, Barcelona Der Zweirad-Virus hat Schumacher endgültig gepackt. Wie die Bild berichtete, war der siebenfache Formel 1-Weltmeister in Barcelona unterwegs, wo er an zwei semi-professionellen Rennen teilnahm und gewann. Während sich Schumachers Ex-Teamchef Jean Todt ein wenig Sorgen um Schumachers Sicherheit bei den Motorrad-Rennen machte, stand sein Manager Willi Weber dem Thema offener gegenüber. "Es macht ihm einfach tierisch Spaß. Ich habe aber keine Angst um ihn. Er wusste immer, was er tut und was er für Risiken eingehen kann", meinte er und musste noch anfügen, dass in der Formel 1 schon viel mehr hätte schief gehen können. "Ein Michael Schumacher überlässt nichts dem Zufall." Demnächst auch nicht bei seinem Zweiradcomeback in Misano.