Ein Pessimist erwartet eine unheilvolle Zukunft, ein böses Ende und hält die vergangene sowie die aktuelle Situation für unheilvoll, egal wie positiv diese auch erscheinen mag.

Rosberg kann man heute kein Lächeln abgewinnen..., Foto: Sutton
Rosberg kann man heute kein Lächeln abgewinnen..., Foto: Sutton

Das komplette Gegenteil davon ist die Weltanschauung des Optimisten, doch auch damit sind die deutschen Formel 1 Piloten nicht gesegnet. Nico Rosberg zum Beispiel, hatte im Qualifying in Malaysia erhebliche Probleme mit seinen Reifen, doch keine Spur von Optimismus. "Wie man das verbessert, weiß ich nicht. Im Winter sind die Bedingungen nie so, wie sie jetzt sind", erkennt Rosberg die Eigenschaften der Gezeiten richtig.

Wenn pessimistische Menschen versuchen ihre schlechte Situation zu beschreiben, reden sie oft lange herum, um sich am Ende eingestehen zu müssen, dass die Begründung für die schlechte Situation oft ganz und gar nicht Ursache für das negative Empfinden ist. "Der Reifen ist heiß ohne Ende, es sind nicht die Temperaturen", sagte Nico Rosberg. Doch der Sohn von Keke Rosberg lässt erste Zeichen von deutschem Perfektionismus erkennen.

Da wären wir auch schon bei der dritten Möglichkeit der Lebensanschauung von Rennfahrern angekommen. "Die Dimension der perfektionistischen Besorgnis umfasst u.a. die Eigenschaften des Leistungszweifelns und Fehlersensibilität und aber auch Bewertungsängstlichkeit, besonders durch Eltern", schreibt zum Beispiel die freie Enzyklopädie Wikipedia. Dieses Symptom kann man auch bei Rosberg erkennen. "Wir hätten Krisenmanagement betreiben müssen, viele Sachen probieren und das ging natürlich nur bedingt", so Nico Rosberg. "Der Sport ist echt hart. So eine Freude nach dem letzten Rennen und jetzt ist das die absolute Erniedrigung", sagte er.

Der Pessimismus ist nicht zu unterschätzen. Wie ein Lauffeuer kann er um sich greifen, wenn mehrere pessimistische Personen an einem Ort zusammenkommen. Die Opfer dieser negativen Lebenseinstellung werden immer jünger. Sebastian Vettel konnte nach den Aussagen von Rosberg auch nichts Optimistisches mehr über die Lippen bringen. "Anders als Melbourne hat diese Strecke schnelle Kurven, die uns nicht so liegen. Leider machte ich einen Fehler in Kurve 14 gemacht", gesteht er. Auch wenn Vettel das Nesthäkchen der Formel 1 ist, braucht er keine Mutter, mehr die ihn in besonders pessimistischen Situationen tröstet. Das kann Vettel auch selber, denn für Q3 hätte es auch ohne den Fahrfehler nicht gereicht.

Nick Heidfeld ist der älteste der deutschen, pessimistischen Perfektionisten-Fraktion. Fit ist der BMW Sauber Pilot aber allemal noch, denn nicht er war es, der als Sonntagsfahrer seine Runden drehte. Die "Hutfahrer" waren bei diesem Qualifying zwei Piloten aus der Krabbelstube von Ron Dennis. Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen erinnerten eher an zwei Jungs, die im Sandkasten mit Matchboxautos fuhren als an Formel 1 Fahrern. Das trifft im Allgemeinen zwar nicht zu, beschreibt jedoch sehr deutlich die Situation die Nick Heidfeld auf seiner letzten schnellen Runde vorgefunden hat. "Auf meiner letzten schnellen Runde fuhren viele Autos mit nur 50 km/h herum", beklagte sich Heidfeld. "Besonders die beiden McLaren waren mitten auf der Rennlinie, standen beinahe, ich musste sie überholen und verlor zwei Zehntel", so Heidfeld.

Heidfeld ist genervt von den dummen Aktionen seiner Mitstreiter., Foto: Sutton
Heidfeld ist genervt von den dummen Aktionen seiner Mitstreiter., Foto: Sutton

Doch was sich wie eine normale Analyse eines abnormalen Ereignisses anhört, geht schnell in Pessimismus über. "Es war dumm von ihnen und sehr enttäuschend für mich." Adrian Sutil macht sich gar nicht mehr die Mühe sich groß zu ärgern. Er hat sich schon von vornherein auf ein schlechtes Qualifying eingestellt. "Ehrlich gesagt habe ich das nach dem Training erwartet", so Sutil. "Das Auto rutscht über alle viere, ich habe absolut keinen Grip", zieht er Bilanz.

Timo Glock hingegen zeigt sich schon fast ein wenig optimistisch. Diese Lebenseinstellung ist bei den wenigsten Fahrern bekannt. Optimismus bedeutet kurz gesagt Welt- und Lebensbejahung. Ganz soweit ist es aber auch noch mit Glock nicht. "Heute Morgen im freien Training haben wir die Reifen deutlich besser zum Arbeiten gebracht", kann Glock dem Tag etwas Positives abgewinnen. "Heute Mittag haben wir schon im ersten Qualifying zwei Sätze Reifen verbrauchen müssen, weil der Reifen einfach nicht auf Temperatur kam. Damit habe ich mir schon die Ausgangsposition im Q3 verhaut, weil ich keinen Reifen mehr hatte", sagte Glock.

Und schon wieder sind diese negativen Gedanken da. Das gibt kein gutes Karma. Doch: "Vielleicht liegt das daran, dass ich einen anderen Fahrstil habe. Mich kostete es immer etwas mehr Zeit, bis ich das Auto in die richtige Richtung gebracht habe", kommt er wieder in Richtung positives Denken. Begründet wird der Perfektionismus auch darin, dass man versucht Lösungen zu finden, anstatt nur über das geschehene enttäuscht zu sein. Genau das macht Glock auch. "Über die Distanz passt das Auto einfach nicht ganz so auf meinen Fahrstil wie über eine Runde. Über eine Runde geht es noch einigermaßen und daran müssen wir arbeiten."