1. - S wie Startaufstellung

Ferrari hat sich zurückgemeldet. Felipe Massa und Kimi Räikkönen stehen gemeinsam in der ersten Reihe. Doch die rote Wiedergeburt nach dem Debakel von Melbourne ist nur eine Randnotiz - die Silbernen stahlen ihnen erneut die Show, allerdings ungewollt und nicht zum Nachteil von Ferrari.

Bei den Topspeedwerten waren beide McLaren einige Stundenkilometer schneller als der BMW Sauber von Nick Heidfeld, auf seiner letzten Runde sah das ganz anders aus: ganze 210 km/h war Heidfeld schneller unterwegs als Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton, die im Schneckentempo an die Box zurückrollten. Das kostete ihn wertvolle Zehntel und damit die Chance auf die zweite Startreihe. Neben ihm wurde auch Fernando Alonso behindert. Beide bekamen von der Rennleitung recht. Kovalainen und Hamilton verloren je 5 Startplätze, gehen nun von den Rängen 8 und 9 ins Rennen.

"Ich musste an fünf Autos vorbeigefahren, das größte Problem waren vor Kurve 4 beide McLaren, die auf der Race-Linie waren", klagte Heidfeld. "Das hat mich massiv behindert." Martin Whitmarsh räumte hinterher ein, dass eine Behinderung vorgelegen haben mag, "aber unsere Fahrer haben das nicht absichtlich gemacht, sie haben alles getan, um sich auf die Seite zu quetschen." Allerdings auf der falschen Seite...

"Wir akzeptieren das Urteil der Sportkommissare und fahren jetzt halt von weiter hinten los - wer weiß, wofür dies gut ist, vielleicht sind wir so am Ende der lachende Dritte, der profitiert, wenn zwei sich vor uns streiten", versuchte Norbert Haug die Strafe positiv zu sehen. Die neue zweite Startreihe bilden nun Jarno Trulli und Robert Kubica, dahinter stehen Nick Heidfeld und Mark Webber - eine ungewohnte Mischung.

2. - S wie Start

Auch beim zweiten Start ohne Traktionskontrolle heißt es wieder Obacht. "Ich habe in Melbourne einen guten Start gemacht, hoffentlich gelingt mir das wieder", sagt Kimi Räikkönen, der seinen Teamkollegen gerne schon am Start kassieren würde. Massa hat jedoch die bessere Ausgangslage. "Ich weiß nicht, ob es einen Unterschied ausmachen wird, dass ich nicht auf der sauberen Seite stehe, das sehen wir erst wenn es losgeht", so Räikkönen.

Räikkönen sieht seinen Startplatz in Reihe 1 nicht unbedingt als besonderen Vorteil an, wenn es beim Start regnen sollte. "Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird. Hier möchte man auch im Trockenen vorne stehen." Denn Überholmanöver sind abseits der Starts und der Boxen in Malaysia selten.

3. - S wie Schlüsselstellen

McLaren rutscht fünf Plätze zurück., Foto: Sutton
McLaren rutscht fünf Plätze zurück., Foto: Sutton

Sepang vereinigt auf seinen 5,543 Kilometern Länge fast alles: schnelle und mittelschnelle Kurven gemischt mit langsamen Kurven und verbunden durch schnelle Geraden. Ausgangs der langsamen Kurven, wie die Kurven 14 und 15, ist eine gute Traktion gefordert, um mit so viel Geschwindigkeit wie möglich auf die anschließenden Geraden zu kommen. Zudem muss das Auto beim Bremsen und auch bei den schnellen Richtungswechseln stabil bleiben. Die Strecke flüssig zu fahren, ist für Fahrer und Autos sehr anspruchsvoll. Die Streckenbreite von bis zu 15 Metern ermöglicht teilweise verschiedene Linien, was unter Umständen auch Überholen möglich macht.

Von den schnellen Stellen sind die Kurven 4 bis 8 bedeutend, in denen eine gute Balance gefragt ist. Ausgangs Kurve 9, einer engen Linkskurve, ist eine gute Traktion wichtig. Richtig knifflig sind die ersten beiden Kurven, die sich gegen Ende zuziehen und so den Fahrern vor allem nach dem Start zunächst mehrere Linien ermöglichen.

4. - S wie Setup

In Sepang wird mit mittlerem bis hohem Abtrieb gefahren. Wegen der Vielfalt an unterschiedlichen Kurven stellt Sepang hohe Anforderungen an die Abstimmung der Autos. Die langsamen Passagen verlangen gute Traktion, während insbesondere in den zahlreichen schnellen Kurven eine hohe Stabilität wichtig ist. Eine gute aerodynamische Effizienz ist ebenfalls ein Muss. Außerdem werden in Sepang die Hinterreifen sehr stark beansprucht, was durch die fehlende Traktionskontrolle noch verschärft wird. Mit Lufttemperaturen wie beim Auftakt in Australien von 40 Grad wird die Technik stark gefordert.

Das vorherrschende Problem ist Übersteuern, aber auch die teilweise wellige Oberfläche sorgt für Probleme. Die Strecke wurde vor dem Rennen neu asphaltiert, was nicht allen Fahrern und Autos entgegenkommt. "Es ist anders, aber nicht dramatisch", sagte Nick Heidfeld. "Man muss sich eh jedes Jahr neu einstellen. Es ist keine Katastrophe." Nico Rosberg widerspricht ihm in diesem Punkt. Der Williams kommt mit dem neuen Asphalt nicht zurecht.

"Der Reifen ist heiß ohne Ende, es sind nicht die Temperaturen", betonte er. Es sei viel mehr so, dass sich einfach kein Grip aufbaue, womit er auch seine schlechten Zeiten vor allem im letzten Sektor erklärte. "Turn zwölf bin ich voll und dann sind da ja nur mehr wenige Kurven. Turn 14 ist schon etwas schwerer aber durch Kurve 15 eiere ich durch, das habe ich noch nie erlebt. Da bin ich wirklich am Durcheiern. Da haben aber viele Probleme. Man sieht immer, dass in der Mitte der Kurve das Heck ausbricht. Wenn ich da durchfahre ist es unglaublich."

5. - S wie Strategie

Der Malaysia GP ist normalerweise ein Zweistopprennen. Wie üblich können diese Stopps aber durch unterschiedliche Spritmengen im Qualifying verschieden getimt werden. Bei McLaren erwartet man, eine gute Strategie zu haben, um Boden gut zu machen - selbst von den schlechteren Startplätzen nach der Bestrafung. Da die Qualifyingpace nicht für einen Angriff auf die Pole reichte, ist davon auszugehen, dass die Silberpfeile relativ schwer ins Rennen gehen werden.

Trulli ist die Überraschung auf Startplatz 3., Foto: Sutton
Trulli ist die Überraschung auf Startplatz 3., Foto: Sutton

Das ist auch bei Fenrando Alonso anzunehmen. "Wir haben ihn lange aufgetankt und so ist Platz 9 [vor der Strafe der McLaren] für uns akzeptabel", verriet Pat Symonds. Auch Denis Chevrier sagte: "Die Lücke zwischen den ersten zehn Autos ist ziemlich groß, wir glauben, dass die anderen Autos eine andere Strategie haben als Fernando." Sprich: leichter sind. Denn Alonso sagte überraschend offen zu seiner Strategie: "Wir haben uns dazu entschieden, das Auto aufzutanken, so dass wir uns morgen keine Sorgen über den Elften oder Zwölften machen müssen, weil er so viel tanken durfte, wie er wollte." Renault setzte auf die konservative Variante. "Einiges am Rückstand lag an der hohen Benzinmenge. Die Balance war mit so viel Sprit nicht so gut." Dafür möchte Alonso durch einen späteren Stopp nach vorne kommen.

6. - S wie Sonntagswetter

Für Sonntagvormittag sind Regenschauer angesagt, ganze 90% Niederschlagswahrscheinlichkeit geben die Wetterfrösche an - und nein, sie sind nicht bei Honda beheimatet. "Mit dem angekündigten Regen ist im Rennen morgen alles Mögliche möglich", sagt Norbert Haug. "Es wird zumindest ein phasenweise verregneter Grand Prix", glaubt Mario Theissen. "Dann sind alle Vorhersagen über den Haufen geworfen. Zudem erhöht Regen massiv das Risiko in Kollisionen verwickelt zu werden."

Gegen normalen Regen hätte Nick Heidfelds nichts einzuwenden. Im Gegenteil: er fährt gerne im Regen. "Ich habe unser Auto ja schon im Regen getestet, und das hat mir ohne Traktionskontrolle sehr viel Spaß gemacht. Wenn es in Sepang regnet, ist das allerdings schnell mal ein derart heftiger Wolkenbruch, dass man mit einem Formel-1-Auto praktisch nichts mehr anfangen kann", so Heidfeld. "Dann ist die Sicht null und das Aquaplaning zu heftig."

7. - S wie Spannung

Die Rennprognosen müssen angesichts der Wettervorhersage zweigeteilt werden: "Es kommt aufs Wetter an", sagt Christian Danner. "Im Trockenen geht es zwischen McLaren und Ferrari, alle anderen kommen nicht mit." Dabei schätzt er Hamilton etwas stärker ein als Kovalainen. "Weil ich glaube, dass er spät reinkommen wird." Nick Heidfeld sieht derweil Ferrari vorne. "Kimi war im Q2 bärenstark, wie man annehmen konnte, sind sie wieder bei der Musik dabei. Wir können aber auch ganz zufrieden sein."

Kommt es zum roten Duell? "Es ist sehr schwierig hier zu überholen", verrät Johnny Herbert gegenüber motorsport-magazin.com. "Das ist eines der Probleme in Malaysia. Außer die Fahrer machen Fehler. Es wird sehr, sehr eng. BMW sieht gut aus, sie werden aber nicht mit McLaren oder Ferrari mithalten können, allerdings werden sie sehr nah dran sein." Also doch Massa gegen Räikkönen. Dem Finnen interessiert es nicht, ob er gegen seinen Teamkollegen fährt oder gegen die Konkurrenz. "Wir wissen, wann wir stoppen, dass macht es einfacher, aber am Ende muss man alle schlagen, wenn man gewinnen möchte. Das ist unser Ziel."