Jeden Donnerstag vor einem Grand Prix treffen sich ausgewählte Piloten zur Pressekonferenz ein. Bei der Wahl der Piloten ist die FIA natürlich darauf bedacht, der Presse interessante Paarungen zu liefern. So geschehen auch in Kuala Lumpur, genauer gesagt im malaysischen Sepang, wo vier Fahrer, die sich in Melbourne gegenseitig in die Autos gefahren waren, eingeladen wurden.

Massa sieht sich nicht schuldig und will sich dementsprechend auch nicht bei David Coulthard entschuldigen., Foto: Sutton
Massa sieht sich nicht schuldig und will sich dementsprechend auch nicht bei David Coulthard entschuldigen., Foto: Sutton

Allen voran die Streithähne Felipe Massa und David Coulthard. Über Coulthards erhitzte Reaktion im Fernsehen war Massa dann doch einigermaßen verwundert. "Um ehrlich zu sein, ich war überrascht, denn wir waren hier, um Rennen zu fahren. Ich habe versucht, David zu überholen. Ich war auf der Innenseite und er hat mir die Tür zugemacht, dann sind wir abgeflogen. Ich denke, jeder weiß, dass zwei Autos nicht an derselben Stelle und in derselben Kurve sein können. Die Chance abzufliegen ist für denjenigen auf der Außenseite natürlich höher. So ist das", sagte Massa.

Der heißblütige Brasilianer denkt nicht daran, sich für den Zwischenfall bei Coulthard zu entschuldigen. "Ich habe nichts falsch gemacht. Wenn ich etwas falsch mache, entschuldige ich mich dafür. Diesmal muss ich es aber nicht tun", so Massa. Coulthard sieht ein, dass seine Wortwahl beim betreffenden TV-Interview nicht sehr glücklich gewählt war. "Naja, ich muss mich wohl entschuldigen für meine starke Sprache damals, aber ich war frustriert", so Coulthard. "In Wahrheit sieht es aber so aus, dass Felipe nicht mit mir um die Weltmeisterschaft kämpft", sagte er. "Er kann also dasselbe Manöver bei den kommenden 17 Rennen auch durchführen und er wird dasselbe Resultat erhalten", sagte David Coulthard.

Auch die Sichtverhältnisse seien bei Massa deutlich besser gewesen. "Er hat eine viel bessere Sicht, um einzuschätzen wie viel Platz da ist und ich selbst bin keine andere Linie gefahren als in den Runden zuvor", sagte er. "Ich hätte erst in Kurve 3 mit einem Überholmanöver gerechnet, denn der Ferrari hat einen viel höheren Top Speed. Er hat seine Wahl getroffen, wenn er wieder dieselbe Wahl trifft, wird er wieder dasselbe Resultat ernten", so Coulthard. "Ich fahre nicht um die Weltmeisterschaft, aber er. Also sollte er nächstes mal auch bis zur Kurve 3 warten."

Etwas kühler geht das zweite Unfallpaar aus Melbourne mit den Zwischenfällen um. Robert Kubica ist seinem Unfallgegner Kazuki Nakajima nicht sonderlich böse und reagiert mit einem lockeren "Shit happens." Frustriert war er aber schon ein wenig. "Rennsport ist Rennsport. Normalerweise sollte hinter dem Safety Car eben kein Rennsport stattfinden, aber er hat einen Fehler gemacht, es hat mich ein bisschen mehr gekostet als ihm, aber so ist das eben. Er hat den Bremspunkt versäumt, denke ich. Wir waren langsam und er hat mich getroffen."

Nakajima ist das Ganze unheimlich peinlich. Der Japaner beteuert reumütig, dass der Vorfall auf seine Kappe gehe. "Ja, es war eine Schande, einen Unfall zu haben und Robert zu treffen. Natürlich akzeptiere ich die Entscheidung der Stewards, aber es ist eben eine Schande, dass wir in der Startaufstellung zehn Plätze zurückgestellt werden." Für Nakajima wurde der Melbourne Grand Prix letztendlich aber noch zu einem wunderbaren Erlebnis. "Das Resultat war fantastisch und es war wirklich gut für das Team, diesen Auftrieb zu bekommen. Wir sind momentan Zweiter in der Konstrukteurswertung und für mich war es wirklich großartig im ersten Rennen der Saison Punkte einzufahren.

Sebastian Vettel schreitet mit der Unbekümmertheit eines Schulkindes durch das Formel 1-Leben., Foto: Sutton
Sebastian Vettel schreitet mit der Unbekümmertheit eines Schulkindes durch das Formel 1-Leben., Foto: Sutton

Neben dem Rookie Nakajima bestreitet auch Sebastian Vettel seine erste vollständige Formel 1 Saison. Der Deutsche kam beim letzten Rennen nicht weiter als 500 Meter, was er diesmal aber ändern will. "Ich will diesmal definitiv mehr fahren. Ich denke wir haben in Melbourne eine starke Leistung gezeigt, speziell im Qualifying", zog Vettel Bilanz. "Um ehrlich zu sein, wir haben uns das nicht erwartet."

Sebastian Vettel wird zuletzt auch immer öfter mit einem Ferrari Cockpit in Verbindung gebracht. Felipe Massa, dessen Platz der Deutsche den ständigen Gerüchten zufolge erben soll, kann diesen Spekulationen nicht viel abgewinnen. "Ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag und ich fühle mich sehr wohl im Team. Jeder ist glücklich mit dem Team, jeder. Natürlich war das letzte Rennen nicht fantastisch für das Team", sagte Massa gegenüber La Gazzetta dello Sport. "Es ist jeder glücklich mit den Fahrern, jeder ist glücklich mit dem Team und ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag, falls Sie das vergessen haben."

Sebastian Vettel verfolgt die Erklärungen von Massa mit einem Schmunzeln und resümiert. "Wir haben einen Ferrari Motor im Auto, über den Rest müssen Sie Felipe befragen. Ich denke, er weiß wovon er spricht."