Nach dem ersten Trainingstag in Melbourne fiel auch Ferrari-Technikdirektor Aldo Costa und Motorenchef Gilles Simon eine erste Analyse des Formel 1-Feldes nicht leicht. Denn es fehlten einfach noch die Anhaltspunkte. "Alle Teams haben ihre Programme mit verschiedenen Benzinlevels gefahren - am Morgen und am Nachmittag. Ich würde jetzt nicht sagen, dass der Nachmittag repräsentativer war als der Morgen. Es wurden nur andere Programme gefahren", erklärte Costa.

Zudem gesellten sich noch äußere Schwierigkeiten hinzu, die die Ergebnisse noch ein wenig undurchsichtiger machten. "Die Temperatur war sehr hoch, es war sehr rutschig und der Grip sehr schlecht. Der harte Reifen war zu hart und der weiche Reifen hatte zu viel Graining. Das war nicht so einfach. Deswegen hatten alle Fahrer Probleme, eine gute Runde hinzubekommen", meinte Costa. Die Hitze verlangte auch einige Umstellungen. So sagte etwa Simon: "Zum Glück haben wir schon die Kühlabdeckung für Malaysia hier, das hat geholfen."

Da sich das Wetter rein hitzetechnisch bis Sonntag nicht ändern soll, werden die Abdeckungen auch den Rest des Wochenendes im Einsatz bleiben, verriet der Motorchef weiter. Besondere Leistungseinbußen befürchtete er deswegen nicht. "Außerdem wird es allen Anderen nicht anders gehen", betonte er.

Bei Kimi Räikkönens Auto muss am Samstag etwas Neues probiert werden, Foto: Sutton
Bei Kimi Räikkönens Auto muss am Samstag etwas Neues probiert werden, Foto: Sutton

Ließ sich aufgrund der Bedingungen noch kein klares Bild des Feldes ableiten, so konnte Costa zumindest verraten, wie es bei Ferrari teamintern so ausgesehen hat. "Wir haben einen Fahrer, der mit dem Auto zufrieden ist. Der andere ist es aufgrund der Dinge, die wir getestet haben, nicht. Morgen werden wir deswegen versuchen, das Auto richtig für Kimi abzustimmen. Er mochte einige Modifikationen nicht, die wir vorgenommen haben, deswegen müssen wir morgen Früh wieder zurück und in eine andere Richtung gehen", erläuterte der Technikdirektor.

Größere oder kleinere Schwierigkeiten gab es aber bei allen Fahrern, da doch noch fleißig gerutscht und auch ein wenig der Rasen gemäht wurde. Für Costa war der Grund dafür eine Kombination aus dem Fehlen der Fahrhilfen und schlechtem Grip. "Das Bremsen ist ohne Fahrhilfen schwieriger. Bei der Traktion ist das Gas in der Hand der Fahrer. Man muss da sehr vorsichtig sein, vor allem wenn der Grip schlecht ist", erklärte er. Dass es nun aber viel mehr Fehler geben werde, nur weil die Fahrhilfen nicht mehr da sind, glaubte er nicht. "Wenn ich von außen schaue, dann war das heute im Vergleich zum ersten Tag im Vorjahr nichts Spezielles. Voriges Jahr gab es einige Rennen, wo der Kurs am Freitag sehr grün war und viele Fahrer Fehler gemacht haben." Eines musste Costa aber doch einräumen: bei Regen oder starken Wetterwechseln werde es dieses Jahr wohl mehr Spaß für die Zuschauer geben.

Ein spezielles Problem am Freitag war der starke Wind, der am Sonntag aber nachlassen soll. Da die Windprognose schwierig ist, stehen die Teams vor einem Problem. "Leider müssen wir die Übersetzungen für Sonntag dieses Jahr am Freitag festlegen. Deswegen braucht man einen guten Wetterbericht für Sonntag. Das ist alles, was man tun kann", meinte Costa. Gepokert wird bei diesem Aspekt nicht, sondern es wird darauf vertraut, was die Vorhersage für Windstärke und Windrichtung ankündigt.

Eine andere Spielerei mit der Übersetzung und der Motoreinstellung wird man gleich gar nicht wagen. So könnte man annehmen, dass es auf überholfeindlichen Strecken durchaus von Vorteil sei, eine spezielle Start-Abstimmung für das Rennen zu wählen, damit man gut wegkommt und dadurch im Vorteil ist. Doch Gilles Simon erachtete das als den falschen Weg. "Für den Start kann man höchstens ein paar kleine Modifikationen machen, die beim Fahren noch akzeptabel sind. Eine eigene Starting-Map ist aber völlig unfahrbar", erzählte er.

Gilles Simon und die anderen Ingenieure hatten einiges an Arbeit mit der neuen ECU, Foto: Sutton
Gilles Simon und die anderen Ingenieure hatten einiges an Arbeit mit der neuen ECU, Foto: Sutton

Fahrbar gemacht hat das Team dafür die neue Standard-Elektronik, an die sich auch Ferrari erst mühsam anpassen musste. "Wir haben natürlich viele Kilometer damit gefahren. Diese ECU ist völlig anders als unsere vorherige. Ein Grund ist, dass aufgrund der Regeln einige Funktionen fehlen. Ein anderer Grund ist, dass die Philosophie der Einheit anders ist als bei jener, die wir hatten. Das mussten wir lernen", sagte Simon. Mittlerweile sieht er sein Team aber an einem guten Punkt und er meinte, man habe einen ordentlichen Weg gefunden, um die Elektronik einzusetzen. "Natürlich bedeutet das aber mehr Anstrengung für uns. Wir brauchen mehr Leute bei der Telemetrie, deswegen müssen wir bei den ersten Rennen etwas mehr Mühe investieren, damit wir sicher sind, dass alles richtig läuft und wir es gut verstehen. Wir sind aber auf einem guten Weg."