Es ist das Lieblingsspiel der Journalisten vor dem Saisonauftakt: das lustige Kräfteverhältnisraten. "Ich erwarte, dass BMW Sauber noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt hat", beteiligt sich auch Timo Glock an diesem Spiel. Als Ex-Testfahrer des Teams weiß er genau, wie man dort bei Tests vorgeht, auch wenn er natürlich nicht verrät, wie das Team vorgeht. "Ich kann mir vorstellen, dass sie die Überraschung sein könnten."

Schon am Mittwoch tauchten im Fahrerlager Meldungen auf, wonach BMW Sauber bei seinem Exklusivtest in Valencia schneller gefahren sein könnte, als man hinterher offiziell im Press Release gestand. "Wir sind in Valencia eine Qualifyingsimulation gefahren", verriet Mario Theissen. "Diese verlief gut. Ich war davon sogar überrascht." Allerdings sei sich das Team selbst nicht sicher gewesen, wie man die guten Zeiten gefahren ist. "Deswegen haben wir die Zeiten veröffentlicht, die dem Programm entsprachen, das wir bei anderen Tests gefahren sind."

Egal wie: noch sieht Theissen BMW Sauber nicht als dritten Sieganwärter neben Ferrari und McLaren. "Unser Ziel ist es, die ansteigende Formkurve fortzusetzen, näher an die Topteams zu kommen, um dann unser erstes Rennen zu gewinnen", so Theissen. "Aber noch sind wir nicht da. Ich erwarte nicht, dass wir schon früh in der Saison in der Position sein werden, um Rennen zu gewinnen." Aber er erwartet, dass BMW Sauber diese Position im Laufe der Saison erreichen wird. "Ich sehe uns nicht auf der Höhe von Ferrari und McLaren, erwarte aber schon, dass wir danach die Nummer 3 sind."

BMW Sauber ging Risiken ein - und zahlte dafür., Foto: Sutton
BMW Sauber ging Risiken ein - und zahlte dafür., Foto: Sutton

Jetzt komme es auf den Rückstand an, wie lange es dauern wird, bis man ganz nach vorne kommen könne. Die erste Aufholjagd musste BMW Sauber schon während der Vorbereitung ankurbeln. "Wir hatten gehofft, dass das Auto auf Anhieb sehr schnell sein würde." Doch schon beim ersten Test wurde dem Team klar: "Wir müssen hart arbeiten, um das volle Potenzial des Autos auszuschöpfen." Um den Rückstand auf die Top-Teams aufzuholen, ging man mit dem neuen Auto gewisse Risiken ein, die unerwartete Probleme mit sich brachten. "Aber wir würden nichts anders machen", steht Theissen zu der Entscheidung.

Ein Problem mit dem Fahrwerk wurde sofort lokalisiert und kuriert. Das Aerodynamikproblem war komplexer und betraf mehr Bereiche, weshalb es nicht auf einmal gelöst werden konnte und eine Kombination von verschiedenen Schritten benötigte. "Für mich war es überzeugend, wie das Team gearbeitet und die Probleme gelöst hat", sagt Theissen. Dabei lernte man nicht nur, wie man das Auto verbessern konnte, sondern auch, wie man den Entwicklungsprozess und den Umgang mit den Entwicklungswerkzeugen verbessern kann. Eins ist aber klar: ohne die Probleme wäre man jetzt schon weiter. Denn noch sieht Theissen einiges an Potenzial im F1.08.

Das ist auch nötig, denn von hinten drängt ein dichtes Mittelfeld nach. "Das Mittelfeld ist stark unterwegs, bei den ersten Tests waren einige sogar schneller als wir", gesteht Theissen. "Die Lücke ist nicht groß. Renault, Williams und Red Bull liegen in einem sehr kleinen Fenster, in dem die Tagesform entscheiden wird." Auch Toyota könnte hinzustoßen. Wenn es soweit ist, möchte Theissen seinerseits aber schon zu einer anderen Gruppe hinzugestoßen sein - jener, in der es um den Sieg geht.