Siege stehen vor Beginn einer Saison meist auf der Agenda der Teams in der Formel 1 und auch der Fahrer. In den vergangenen Jahren war vor allem Jenson Button immer wieder dazu verleitet, Siege für die kommende Saison anzukündigen. Angesichts der diesjährigen Saison-Vorbereitung bei Honda gab er sich für den Saison-Auftakt aber doch etwas zurückhaltend. "Ich denke nicht, dass wir das Wochenende in den Punkten beenden werden, aber ich denke, wir können ein gutes Rennen haben", sagte er am Mittwoch in Melbourne. Rubens Barrichello kündigte das Scheitern auf etwas höherer Ebene an: "Wir werden das Rennen nicht gewinnen, falls ihr euch deswegen schon Sorgen gemacht hattet."

Einen gewissen Optimismus konnten die beiden Honda-Piloten aber nicht verleugnen. So erklärte Button, dass es über den Winter einige sehr gute Verbesserungen gegeben habe. "Auf gewisse Art war es gut, dass wir mit so einem schlichten Auto begonnen haben. Dadurch konnten wir an vielen Bereichen arbeiten. Wir mussten so viel verbessern, weil uns der Abtrieb gefehlt hat. Wir sind vor dem ersten Rennen in vielen Bereichen stark, vor allem bei der Prozedur am Start. Wir haben viel an der neuen ECU gearbeitet, die ziemlich anders ist. Wir haben auch an der Fahrbarkeit des Motors gearbeitet. Es war ein positiver Winter", sagte der Brite.

Besonders gespannt war Button aber darauf, wo Honda am Wochenende im Vergleich zum Rest des Feldes stehen wird, denn trotz des guten Privat-Tests in Jerez gibt es eben keine Vergleichswerte. "Obwohl wir das Jahr mit einem langsamen Auto beginnen, bin ich sehr glücklich. Ich denke, wir sind in einer guten Position und ich glaube, für die Zukunft von Honda wird es eine aufregende Zeit", meinte er. Für Barrichello war der Test in Jerez anscheinend schon aufregend genug, denn der Routinier hatte dort Unglaubliches erlebt. "Vorige Woche hat gezeigt, man muss für alles bereit sein. Denn so eine große Steigerung wie vorige Woche habe ich noch nie erlebt", erzählte der Brasilianer.

Jenson Button ist wieder glücklich, Foto: Sutton
Jenson Button ist wieder glücklich, Foto: Sutton

Dass es zu Beginn der Saison-Vorbereitung Probleme gegeben hatte, konnte er aber nicht verneinen. Trotzdem, Jerez hat ihm wieder Mut gemacht. "Es ist aber schwer zu wissen, wo wir im Vergleich mit den anderen Teams stehen", pflichtete er Button bei. "Wir haben uns aber stark verbessert. Es ist für mich beinahe unmöglich, ein schlechtes Team zu haben, wenn Ross dabei ist", betonte Barrichello. Deswegen rechnete er auch damit, dass sich Honda über das Jahr ständig verbessern wird. "Ich bin darauf vorbereitet und freue mich, Teil des Teams zu sein. Es ist eine gute Zeit für uns."

Das erklärte Teamkollege Button vor allem damit, dass die Daten aus dem Windkanal endlich auch auf der Strecke funktioniert hatten. Daraus leitete er ab, dass letztendlich doch etwas richtig laufe und sollte es so weitergehen, dann würde er glücklich sein. "Deswegen ist es auch egal, wenn wir noch nicht im Mittelfeld sind. Es geht mehr darum, dass wir verstehen, was im Auto passiert und was draufkommt - außerdem um das Gefühl und die Rundenzeiten, die wir bekommen. Wir verstehen es [das Auto], was toll ist und was lange nicht so war", meinte er. Die Stimmung im Team habe das verbessert, erklärte er weiter. So seien die Leute bereits mit der Urversion des Autos beim Launch zufrieden gewesen. "Es war nicht sehr schnell, aber es hat das gemacht, was es tun sollte."

So sei es laut Button viel besser zu fahren gewesen als der Bolide des Vorjahres, weswegen sich das Team an Verbesserungen machen konnte und nicht erst die Probleme beseitigen musste. "Wir haben uns vom ersten Test bis jetzt stark verbessert. Man sieht, dass wir bei den Tests am Ende nicht schnell waren, aber wir hatten das Auto vom Ausgangspunkt weg stark verbessert. Das haben wir vorigen Winter nicht gemacht", freute sich der Brite. Über die Saison rechnete er noch mit vier oder fünf weiteren großen Sprüngen. Sollte das eintreffen, wäre er sehr zufrieden und ging auch davon aus, dass das für 2009 helfen würde.

Denn wenn das Team es regelmäßig schafft, die Daten aus dem Windkanal auf dem Auto zu bestätigen, dann würde das für 2009 alle Chancen eröffnen - schließlich müssen dann alle mehr oder weniger bei Null beginnen. "Das nächste Jahr ist sehr wichtig für mich und es wird ein Jahr, in dem wir sehr stark sein können. Ich freue mich, dass das Team schon am kommenden Jahr arbeitet, aber es liegt noch eine ganze Saison vor uns und die soll auch gut laufen. Das muss aber nicht heißen, dass wir Siege oder Podestplätze holen, sondern, dass wir stärker werden - und das nicht nur im Qualifying sondern auch im Rennen", meinte Button. So will er gemerkt haben, dass der Honda vor allem im Racing mit anderen Autos besser geworden ist und nun besser überholen kann. "Das liegt an der Art, wie die Aerodynamik funktioniert", erklärte er.

Verbessert dank Brawn, Foto: Sutton
Verbessert dank Brawn, Foto: Sutton

Zudem sei das Auto nun berechenbarer und man müsse in den Kurven nicht mehr raten, wo es hingehe, fügte er an. Als einen Grund dafür machte er Ross Brawn aus, durch den es aus technischer Sicht nun eine klarere Richtung gebe. "Er hat Bereiche herausgestellt, von denen ich nicht gemerkt hätte, dass wir dort Probleme haben. Und die haben wir wirklich verbessert", sagte Button. Geht es nach dem Briten, dann wird Brawn noch weitere Bereiche finden und auch dort für den nötigen Auftrieb sorgen. Was ihn aber vor allem begeisterte, war die Ruhe, die Brawn ins Team gebracht hat. "Es wird kein Schreien geben. Er ist sehr ruhig und lässt alle wissen, was er denkt. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber ich denke, er bringt das Beste aus den Mitarbeitern und den Leuten im Team heraus."

Wie Button zugab, sei er im vorigen Jahr nicht besonders glücklich im Team gewesen, aber durch die Änderungen an der Spitze und die Neuverpflichtungen an anderen Schlüsselpositionen, sei er im Moment doch wieder sehr zufrieden. "Ich mag in einem Auto sitzen, das im Rennen nicht um Punkte mitfahren kann, aber ich könnte für die Zukunft in keiner besseren Position sein. 2004 war ein gutes Jahr, aber realistisch gesehen bin ich jetzt wahrscheinlich an einem schöneren Ort, wenn ich mit Honda in meine nächsten Jahre gehe", sagte er.