"Wenn ein Team richtig gut ist, dann ist es bereits mit dem Design des nächstjährigen Autos beschäftigt", sagte Toro Rosso Teamchef Franz Tost am Mittwoch in Melbourne und musste kurz darauf verweisen, dass bei Toro Rosso noch das Auto für 2008 in Arbeit ist. Denn der STR3 wird erst in Istanbul seine Premiere erleben. "Wir sind froh, wenn wir einmal das heurige Auto zum laufen bringen. aber normalerweise muss man jetzt damit anfangen, das nächstjährige Auto zu entwickeln", erklärte Tost.

Die Einführung des neuen Boliden ab Istanbul ist bei Toro Rosso allerdings einer relativ einfachen Überlegung entsprungen. Nachdem man die Saison noch mit dem alten Auto beginnen wollte, blieb aufgrund der neuen Regeln für 2008 nur das fünfte Saisonrennen als passender Termin. Hätte man den STR3 vorher gebracht, dann hätte es aufgrund der Regelung, dass ein Getriebe vier Rennwochenenden halten muss, gleich einmal eine Strafe von fünf Startplätzen gegeben.

Besonders beunruhigt, dass man mit der Entwicklung des Autos für 2009 ins Hintertreffen geraten könnte, schien Tost aber nicht zu sein. So wird der STR3 zwar nur für die ab Istanbul 14 verbleibenden Rennen 2008 sein, aber der STR4 wird extern entwickelt. "Der wird von Red Bull Technology gemacht", erklärte er. Trotz des nach wie vor anhängigen Verfahrens von Force India wegen Kundenautos, hatte Tost auch kein Problem, das offen zuzugeben. "Die Konstellation ist ja folgende: wir haben Red Bull Technology und die sind für das Design des Autos von Red Bull Racing und Toro Rosso zuständig. Das ist eine unabhängige Firma und deswegen gibt es nix zu verheimlichen und das haben wir auch immer so kundgetan. Das ist nichts, wo wir jetzt irgendwelche neuen Wege beschreiten. Das ist bekannt und ist auch so immer kommuniziert worden", betonte er.

Franz Tost sieht bei Toro Rosso keine rechtlichen Probleme, Foto: Sutton
Franz Tost sieht bei Toro Rosso keine rechtlichen Probleme, Foto: Sutton

Zudem musste er widersprechen, dass die Autos von Red Bull und Toro Rosso völlig gleich wären. "Wir haben einen anderen Motor drin und deswegen ist dort auch das Umfeld völlig anders. Deswegen sehe ich rechtlich keine Probleme", sagte Tost. Und das wird auch 2009 so sein. Doch im kommenden Jahr wird das Auto ohnehin wieder ein völlig anderes sein müssen. "Für 2009 brauchst du ein völlig neues Auto. Du hast KERS drinnen, du hast ein völlig neues Aerodynamik-Paket und du hast Slicks", fasste er kurz zusammen.

2008 liegt die größte Änderung darin, dass es keine elektronischen Fahrhilfen mehr gibt, wobei sich Tost dabei Veränderungen beim Start, beim Bremsen, beim Beschleunigen und bei Nässe erwartet. So werden sich die Räder beim Start wieder durchdrehen und am Ende von Stints, wenn die Reifen abgefahren sind, dürfte es durchaus öfter Dreher geben, meinte er. "Beim Hinausfahren aus den Kurven wird man übersteuernde Autos sehen und auch Dreher, was es vorher aufgrund der Traktionskontrolle nicht gegeben hat." Deswegen rechnet er auch damit, dass die Qualität der Fahrer deutlicher herauskommen wird als in den Jahren zuvor.

Einem Mythos aus der Vergangenheit musste er dabei noch widersprechen. Es lag zu Zeiten der Traktionskontrolle nicht an den Fähigkeiten der Fahrer, wie gut das System eingestellt war, betonte er. "Der Fahrer hat Vollgas gegeben, sonst gar nichts. Alles Andere haben dann die Elektronik-Ingenieure anhand der Daten analysiert und die haben dann das Drehmoment oder das Mapping angepasst, damit das optimiert ist", erklärte Tost. Lediglich Feinabstimmungen für ihre Fahrstile seien dann von den Fahrern mit den Ingenieuren vorgenommen worden. "Das Gros haben aber die Elektronik-Ingenieure gemacht, nicht die Fahrer. Das passierte zwar mit den Fahrern zusammen, es waren aber eben vorwiegend die Ingenieure. Die Fahrer haben nur Vollgas gegeben."