Sebastien Bourdais hat lange gewartet und viel dafür gegeben, einmal als Formel 1-Stammfahrer in eine neue Saison zu gehen. In Melbourne ist es endlich so weit. "Bislang habe ich den Winter sehr genossen", sagt er. Er hat viele Testkilometer absolviert und ist besser vorbereitet als so manch anderer F1-Rookie. Als vierfacher ChampCar-Meister weiß er sogar, wie man Rennen gewinnt. "Aber man fühlt sich nie wirklich bereit. Es ist wie beim Elternwerden: wenn man zum ersten Mal ein Kind bekommt, fühlt man sich nicht bereit dafür, aber wenn das Baby da ist, geht es einfach."

Genauso sei es in der Formel 1. "Bislang war hat es sehr viel Spaß gemacht. Hoffentlich erwischen wir ein problemfreies Wochenende. Dann werden wir sehen, wohin uns das führt." Der Kampf um die Mittelfeldplätze ist für den ChampCar-Seriensieger kein Problem. "Ich habe in meiner Karriere nicht immer nur gewonnen", erinnert er. "Manchmal ging es Podestplätze, manchmal nur um Punkteränge. Beides kann genauso befriedigend sein wie ein Sieg." Denn es sei immer toll, wenn man die Erwartungen an sich übertreffe. "Das kann man, wenn das Auto ein Siegerauto ist genauso schaffen wie wenn man Punkte holt mit einem Auto, das nur für Platz 12 gut ist."

Noch hat Bourdais viel zu lernen. "Es gibt noch viele Dinge, die ich entdecken muss, viele unbekannte Strecken, verschiedene Programme an den Wochenenden, ein anderes Qualifyingformat, es ist überwältigend, gleichzeitig wird man danach beurteilt, wie schnell man sich anpasst. Ich werde versuchen, niemanden zu enttäuschen, am wenigsten mich selbst."

Bei dieser Anpassung hilft ihm die Tatsache, dass er in seiner Karriere schon eine Vielzahl an Rennwagen von Sportwagen bis Formel 1-Boliden gefahren hat. Eine große Herausforderung ist und bleibt allerdings das Qualifying, insbesondere bei der Topleistung auf einer schnellen Runde. "Diese hat sich bei mir nicht verbessert, seit ich das letzte Mal darüber gesprochen habe", lässt sich der F1-Neuling nicht von der wiederkehrenden Frage aus dem Konzept bringen. "Das ist die härteste Aufgabe für mich."

Vielleicht, weil es bei den Wintertests mit ihren kühlen Temperaturen so schwierig war, die Reifen auf Temperatur zu bringen und dann auch auf Temperatur zu halten. Während der Saison erwartet er jedoch viel höhere Temperaturen. "Auf Long Runs fühle ich mich auch jetzt schon wohl, aber die Firstlap-Performance ist entscheidend für ein gutes oder schlechtes Wochenende. Hoffentlich wird es besser je mehr ich fahre. Aber da muss ich mich noch verbessern." Endlich am Ziel angekommen, will er sich davon aber sicher nicht aufhalten lassen.