Haben Sie die Winterpause genossen?
Nick Heidfeld: So lange war die Winterpause zum Glück nicht, wir haben schließlich regelmäßig getestet. Dazwischen habe ich intensives Fitnesstraining betrieben. Ich habe zu Hause ein kleines Studio, in dem ich spezielle Übungen zum Aufbau der Muskulatur in Nacken, Armen und Rumpf durchführen kann. Über Weihnachten und Neujahr habe ich Zeit mit meiner Familie verbracht, die ich natürlich sehr genossen habe.

Robert Kubica: Meine Winterpause sah ähnlich aus. Ich habe ebenfalls ein paar Tage mit meiner Familie verbracht und mich entspannt. Außerdem habe ich genauso wie Nick das Fitnesstraining intensiviert und unter anderem am Trainingscamp des Teams in St. Moritz teilgenommen. Mein Schwerpunkt lag dabei auf dem Ausdauertraining.

Wie schwierig ist es, sich nach der Winterpause für die Testfahrten vor der neuen Saison zu motivieren?
Robert Kubica: Überhaupt nicht schwierig. Mir hat die kurze Pause ausgereicht, um meine Batterien aufzuladen. Ich sitze gerne auch bei Testfahrten im Auto. Zusätzliche Motivation war natürlich, dass ich die Ehre hatte, den neuen BMW Sauber F1.08 als Erster auf einer Rennstrecke zu fahren.

Das Auto hat sich seit dem Roll-Out stark verbessert, Foto: Sutton
Das Auto hat sich seit dem Roll-Out stark verbessert, Foto: Sutton

Nick Heidfeld: Von mir aus hätte die Winterpause sogar kürzer sein können. Ich sitze sehr gerne im Auto und freue mich auf jede Gelegenheit. Insgesamt wäre es mir lieber, wenn wir weniger testen und dafür mehr Rennen fahren würden. Knapp fünf Monate ohne Rennen sind mir irgendwie zu lang.

Wie sieht Ihr Resümee nach Abschluss der Wintertestfahrten aus?
Nick Heidfeld: Selbst für uns Piloten war es schon lange nicht mehr so schwierig, sich eine Meinung über die wahren Kräfteverhältnisse in der Formel 1 zu bilden. Die Testergebnisse der großen Teams waren dazu einfach zu unterschiedlich. Wir selbst haben uns seit dem Roll-out in Valencia enorm gesteigert.

Robert Kubica: Die Ingenieure sind ein gewisses Risiko eingegangen und haben mit dem F1.08 in einigen Bereichen Neuland betreten. Dass wir am Anfang der Wintertests nicht ganz da waren, wo wir uns erhofft hatten, war eine Folge davon. Aber seit dem Roll-out hat jeder im Team – gleichgültig ob im Testteam oder in der Zentrale – mit aller Energie sieben Tage die Woche gearbeitet. Diese Mühe hat sich gelohnt, wir haben riesige Fortschritte gemacht und in allen Bereichen Verbesserungen erreicht. Und ich bin mir sicher, wir haben das Potenzial des F1.08 noch lange nicht ausgereizt.

Wie wirken sich der Wegfall der Traktionskontrolle und der Motorschleppmomentregelung für Sie aus?
Robert Kubica: Bei den Testfahrten haben wir festgestellt, dass der Reifenverschleiß stark vom Fahrer beeinflusst wird. Das trifft umso mehr zu, je höher die Asphalttemperatur ist. Es ist außerdem sehr wichtig, möglichst wenig neben der Ideallinie zu fahren. In der Vergangenheit konnten wir uns in einer solchen Situation darauf verlassen, dass die Traktionskontrolle alles im Griff hatte. Trotz eines kleinen Ausrutschers hat man relativ wenig Zeit verloren. Ohne Traktionskontrolle muss der Fahrer vom Gas gehen, um keinen Dreher zu riskieren. Dadurch ist der Zeitverlust natürlich höher. Insgesamt ist es aber nicht ausschließlich eine Frage des Fahrstils. Dein Auto muss ebenfalls die Reifen perfekt nutzen.

Die Umstellung auf das Fahren ohne Fahrhilfen war spannend, Foto: Sutton
Die Umstellung auf das Fahren ohne Fahrhilfen war spannend, Foto: Sutton

Nick Heidfeld: Alle Piloten waren richtig gespannt darauf, wie sich ein heutiger Formel 1 ohne Traktionskontrolle fährt. Inzwischen haben wir alle unseren Fahrstil entsprechend umgestellt, das ist schließlich Teil unseres Jobs. Beim Testen hatte ich einmal die Gelegenheit, im Regen zu fahren. Ich muss sagen, das hat ohne Traktionskontrolle richtig Spaß gemacht. Die Herausforderung für den Piloten ist größer, das gefällt mir.

Womit kann Ihnen Ihr Teamkollege auf die Nerven fallen?
Nick Heidfeld: Wenn er schneller ist als ich. Logisch, oder?

Robert Kubica: Mir würde es nicht gefallen, wenn ich kein gutes Verhältnis zu meinem Teamkollegen hätte. Zum Glück arbeiten Nick und ich sehr gut zusammen.

Welche Ziele haben Sie sich persönlich für 2008 gesetzt?
Robert Kubica: Ich werde immer 100 Prozent geben und möchte konstant in die WM- Punkte fahren.

Nick Heidfeld: Ich möchte das Maximum aus mir und dem BMW Sauber F1.08 herausholen, so wenig Fehler wie möglich machen und mich ständig weiter entwickeln.

Das erste Nachtrennen der F1-Geschichte findet zwar erst im September in Singapur statt. Aber es kursieren schon Überlegungen, weitere Rennen bei Dunkelheit auszurichten. Wie gefällt Ihnen diese Idee?
Nick Heidfeld: Ich bin grundsätzlich ein Freund von allem Neuen. Ich bin also sehr gespannt, wie das Ganze in Singapur funktionieren wird, wie die Atmosphäre sein wird. Die Pläne sehen vor, durch künstliches Licht die Rennstrecke taghell auszuleuchten. Kein Vergleich also mit dem 24-Stunden-Rennen in Le Mans, wo ich früher schon einmal bei Dunkelheit gefahren bin.

Die BMW Sauber-Piloten sind gespannt auf Singapur, Foto: Sutton
Die BMW Sauber-Piloten sind gespannt auf Singapur, Foto: Sutton

Robert Kubica: Ich glaube nicht, dass es bei normalem Wetter irgendwelche Probleme geben wird. Wahrscheinlich werden wir kaum einen Unterschied zu einem normalen Rennen feststellen. Anders könnte es bei Regen aussehen, wenn Reflektionen von den Scheinwerfern die Sicht beeinträchtigen könnten. Ich bin mir aber sicher, dass die FIA auch daran gedacht hat und für einen sicheren Ablauf des Rennens sorgen wird.

Ihre Vorschau auf Melbourne…
Robert Kubica: Ich bin ein Freund von Stadtkursen, deswegen mag ich auch Melbourne. In der Vergangenheit war ich dort immer sehr schnell. Mir gefällt aber auch die Atmosphäre in der Stadt, die freundlichen und rennsportbegeisterten Fans. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, das Training zum Großen Preis von Australien aufzunehmen. Dann ist endlich die von den Wintertests verursachte Zeit der Spekulationen vorüber.

Nick Heidfeld: Das erste Rennen der Saison ist immer etwas Besonderes. Ich mag den Kurs von Melbourne, weil er einen ganz eigenen Charakter hat – ein Mittelding zwischen einem Stadtkurs und einer permanenten Rennstrecke. Weil hier nicht ständig Rennen stattfinden, ist vor allem in den ersten Trainingssitzungen das Grip- Niveau sehr niedrig. Ohne Traktionskontrolle und Motorschleppmomentregelung wird das sicher sehr anspruchsvoll. Außerdem hat uns in der Vergangenheit schon manchmal das Wetter überrascht. Für mich kommt hinzu, dass Australien mein Lieblingsreiseland ist. Ich werde vor dem Rennen dort ein paar Tage Urlaub machen. Kurz gesagt: Ich freue mich richtig darauf, dass es endlich losgeht.