Wenn Timo Glock unzufrieden ist, merkt man es ihm leicht an. Seine GP2-Leidenszeit bei BCN im ersten Halbjahr 2006 und auch die Rückschläge während der Saison 2007 mit technischen Defekten und unverschuldeten Kollisionen nagten auch noch Tage nach dem Rennwochenende am heutigen Toyota-Piloten. Dann nahm er jeden Themenwechsel liebend gerne an - und meistens kam danach der gewohnte Timo zum Vorschein.

So schlimm war es nach dem Ende des vorletzten Testtages in Barcelona nicht um seine Stimmung bestellt. Doch etwas nachdenklich lief er schon durchs Fahrerlager. "Heute war es relativ schwierig", klagte er, nachdem er noch länger als sonst mit seinen Ingenieuren gesprochen hatte. "Das nächste Debriefing wird sicher genauso. Wir müssen noch herausfinden, warum es heute nicht so gelaufen ist."

Timo konnte keine gute Balance finden. "Jarno hatte eine, aber ich nicht. Jetzt müssen wir das Auto checken, ob da alles okay ist." Auf die Mechaniker und Ingenieure kommt also eine lange Nacht zu. Das Fahrverhalten seines TF108 hatte sich übernacht seit gestern verändert - ohne ersichtlichen Grund. "Wir waren beim Test letzte Woche schneller, obwohl es da kälter war und weniger Grip vorherrschte." Zwar hatte das Team seit gestern einige kleinere mechanische Änderungen vorgenommen, die sich nicht so ausgewirkt haben, wie sie es sollten, aber einen gravierenden Einfluss hätte das nicht haben dürfen.

"Wir haben einige Tools um herumzuspielen, aber es ist noch nicht so einfach für mich", gestand er. "Jarno hat so viel Erfahrung mit dem Auto, für mich ist es doch ganz anders als ein GP2-Wagen. Ich brauche noch mehr Erfahrung und muss näher an Jarno herankommen. Für eine Runde ist es ziemlich gut, aber über eine Renndistanz noch nicht." Doch dieser Lernprozess geht eben nicht von heute auf morgen über die Bühne. "Dafür ist die F1 zu schwierig, zu komplex zu verstehen." Der Ausnahmefall Lewis Hamilton gilt nicht als Vergleich, schließlich war sein McLaren das beste Auto im Feld, das ist der Toyota garantiert nicht.

"Jarno hat auch einen anderen Fahrstil", betonte Timo. "Das Auto wurde sicher mehr in diese Richtung entwickelt, auf seinen Fahrstil abgestimmt." Aus Timos Sicht untersteuert das Auto viel zu stark in der Kurve, was sich am Kurvenausgang in ein Übersteuern wandelt. "Das mag ich nicht so. Ich will in der Kurve spüren, was das Auto macht. Das war gestern der Fall, heute aber irgendwie gar nicht mehr." Alarm schlägt er deshalb aber nicht. "Ich bin deshalb nicht frustriert, nur etwas nachdenklich. Denn wenn man ein anderes Resultat erwartet, denkt man schon darüber nach, warum das nicht eingetreten ist."

So wird sich auch Timo noch bis tief in den Abend oder gar die Nacht mit den Daten beschäftigen. "Ich kann mich ja nicht in die Ecke setzen und sagen, dass alles schlecht ist. Ich muss weiter arbeiten. Vielleicht etwas nachdenklicher, mit weniger Witzen als sonst, aber generell wird es nicht so lange dauern." Ganz ohne Witze kommt aber auch der nachdenkliche Timo Glock nicht aus: "Ich lasse es an meinen Ingenieuren aus, dann geht es wieder."