Wer Adrian Sutil nach seiner Lieblingsschlagzeile für 2008 fragt, bekommt geradeheraus eine ehrliche Antwort: "Sutil mit erstem Sieg." Der Force India-Pilot mag es nicht, große Töne zu spucken, von Siegen in besseren Autos zu sprechen, denn das ist momentan möglich. Aber manchmal müsse man in der Formel 1 eben offensiv zu Werke gehen, es nicht nur auf der Rennstrecke krachen lassen.

Helfen soll ihm sein überarbeitetes Arbeitsgerät, der VJM01. Auch wenn die mechanische Basis, das Chassis das gleiche wie beim B-Spyker sind, bringt die neue Aerodynamik den Wagen nach vorne. "Das neue Auto ist besser, ganz klar", sagt Sutil nach seinen ersten anderthalb Testtagen. "Ich konnte sofort einen Unterschied ausmachen, die Stabilität ist besser, das Auto ist etwas einfacher zu fahren."

Wie genau wirkt sich das aus? "Am Eingang der Kurve ist das Auto beim Einlenken viel stabiler, übersteuert nicht mehr so sehr", antwortet er motorsport-magazin.com. "Das macht das Fahren einfacher. Es ist das Schlimmste, was man haben kann, wenn man nicht einlenken kann, das Auto immer anfängt auszubrechen." Dann verliere man das Vertrauen in sein Fahrzeug und könne nicht ans Limit gehen. "Das hat sich sehr verbessert."

Sutil hat Honda, Super Aguri und Toro Rosso im Visier., Foto: Sutton
Sutil hat Honda, Super Aguri und Toro Rosso im Visier., Foto: Sutton

Am Kurvenausgang dreht sich alles um die Traktion, die ohne die gleichnamige Kontrolle dieses Jahr ein wichtiges Thema sein wird. "Manchmal müssen wir das mechanische Setup so legen, dass wir in den schnellen Kurven gut durchkommen", erklärt Sutil, "dafür verlieren wir aber Traktion." Mal wieder hängt alles von der Aerodynamik ab. "Unsere Mechanik ist normal, ich würde sagen gut, aber mit einem guten Aeropaket können wir noch ein bisschen mehr spielen."

Am Montag testete das Team mit extrem viel Traktion, bekam dadurch aber Untersteuern. "Ich kam gar nicht mehr um die Kurve", beschreibt Sutil. "Deshalb mussten wir den ganzen Grip hinten wegnehmen und nach vorne setzen." Wenn genügend aerodynamischer Grip vorhanden wäre, könnte man hinten guten Grip und vorne eine super Traktion haben. "Aber wir müssen eben Kompromisse eingehen."

Dennoch blickt Sutil optimistisch in die Zukunft. "Es kommt noch mehr", kündigt er an. "Am ersten Tag sah es so aus, als ob wir drei Zehntel geholt hätten." Doch das endgültige Aerodynamikpaket für Melbourne verspricht laut Sutil weitere drei bis vier Zehntel. "Wenn alles läuft wie erhofft, haben wir dann sieben Zehntel geholt, was uns ins Q2 bringen könnte. Das ist ein gutes Ziel." Denn Punkte sind bei realistischer Sichtweise zu weit entfernt, "vielleicht mit etwas Glück in einem besonderen Rennen. Aber nicht aus eigener Kraft."

Das Kräfteverhältnis will Sutil noch nicht einschätzen, nur so viel: "Die anderen noch nicht alles gezeigt. Aber wir sind nicht schlecht." Denn das neue Auto hat auf ihn einen positiven Eindruck gemacht. "Es ist sicher, dass wir nicht mehr so hinterherhinken wie letztes Jahr. Wir haben den Anschluss und sollten uns an Honda messen können." Sollte Super Aguri an den Start gehen, sieht er auch sie als Gegner. "Wenn sie mitfahren, sollten wir eine Chance haben, sie zu schlagen." Mittelfristig hat er sich Toro Rosso als dritten Gegner herausgepickt. "Man sieht es schon: auf Long Runs sind wir auf dem gleichen Level wie Honda, manchmal sogar schneller; schon jetzt können wir uns mit ihnen messen."