Timo Glock erkennt es neidlos an: Ferrari ist derzeit allen anderen zehn F1-Teams überlegen. David Coulthard wähnt deren Vorteil in den Reifen. Alle Teams könnten Windkanäle nutzen, aber auf der Strecke rutschen die Autos, sind schwer zu fahren, vor allem ohne Traktionskontrolle. Wenn sich die Reifen aufheizen, gelangen sie aus dem optimalen Nutzfenster. "Es kann sein, dass Ferrari und McLaren die Reifen bessern nutzen", sagt der Schotte. Das könnte die schnelleren Rundenzeiten erklären, die Ferrari in dieser Woche auch in der Wüste von Bahrain an jedem Tag in den Asphalt brannte.

Aus Sicht von Glock hat Ferrari einen Riesenschritt gemacht. "Sie gehen aufs Gas, als ob sie noch eine Traktionskontrolle hätten", beobachtete er in Bahrain. "Natürlich haben sie keine mehr. Aber das Auto liegt so gut, und der Motor ist so rund fahrbar, dass die Fahrer schon sehr früh beschleunigen können." Dazu komme, dass Ferrari eine sehr direkte Vorderachse habe und deswegen beim Einlenken auch sehr gut sei.

"Alle glaubten, dass die Fahrer die Autos ohne elektronische Hilfen schwieriger finden würden", sagte Ferrari-Entwickler Luca Baldisserri der Gazzetta dello Sport. "Der F2008 hatte bislang eine exzellente Traktion." Das habe die Fabelrundenzeiten in Bahrain ermöglicht. Die Simulationsarbeiten für die Vorder- und Hinterradaufhängung haben sich also gelohnt. Am meisten freut sich Baldisserri jedoch über die gute Zuverlässigkeit.

Die gute Anpassung des F2008 an die neuen Regeln ohne elektronische Hilfen wie die Traktionskontrolle und Motorbremse sowie die neue Einheitselektronik dürfte bald die Verschwörungstheoretiker auf den Plan rufen. Schon nach den ersten Tests des Jahres sagte Jarno Trulli: "Ich sage nicht, dass jemand betrügt, allerdings haben wir einige widersprüchliche Informationen erhalten." Seine Beobachtungen der Autos auf der Strecke hätten Fragezeichen hervorgerufen, ob vielleicht einige Teams einen Weg um das Verbot der Traktionskontrolle herumgefunden haben. "Die Veränderungen sind vielfältig - und in einigen Fällen verdächtig", sagte er. Bei McLaren macht sich Ron Dennis derweil über andere Dinge als eine versteckte Traktionskontrolle Sorgen: "Sollte ein Ferrari ausfallen", scherzte er in der Sport Bild, "wird unsere erste Reaktion bestimmt immer sein: Hoffentlich nicht wegen unserer Elektronik."