Die Wüste lebte. Beim ersten Abschnitt der Probefahrten von Toyota und Ferrari in Bahrain präsentierte sich die Strecke in der Steinwüste von Sakhir wie dem Klischee entsprungen: Mit einer feinen Sandschicht überzuckert. Dazu ging noch eine steife Brise, die aber gerade eben unterhalb der Ausmaße eines Sandsturms vorbeischlitterte. "Die Streckenverhältnisse änderten sich von Runde zu Runde", berichtet Timo Glock aus dem Scheichtum. "Der starke Wind hat den Sand mal von der Bahn geweht, aber auch mal wieder neuen drauf geblasen. Es war nicht immer einfach einzuschätzen, ob die Bahn sich wirklich in dem Maß steigert, wie das wegen des mehr drauf gefahrenen Reifenabriebs eigentlich sein müsste. Das war schon mal ein gutes Training für das Rennen in Bahrain. Denn da werden wir zumindest in den Freien Trainings am Freitag auch solche Verhältnisse haben."

In der ersten Halbzeit der Wüsten-Tour konzentrierte Toyota sich darauf, die Mechanik des neuen TF108 weiter zu verfeinern. "Wir probierten verschiedene Setups rund um die Hinterachse. Dabei unternahmen wir verschiedene Versuche in den Bereichen Traktion und Stabilität und probierten, die Vorder- und die Hinterachse näher zusammenzubringen. Die Erkenntnisse aus Valencia haben sich bestätigt. Wir arbeiten also bei der Mechanik in die richtige Richtung."

Unterbrochen wurde die Arbeit nur von einem Getriebeproblem bei Timos Teamkollegen Jarno Trulli am zweiten Testtag. "Da hat das Team mich zur Sicherheit auch gleich reingeholt, weil sie zuerst nicht genau wussten, was die Ursache war", blickt Timo zurück. "Aber mit meinem Getriebe war alles in Ordnung. Ich habe nur wenig Testzeit verloren. Das neue Getriebe ist generell sehr haltbar, genau wie das ganze Auto. Das erleichtert es uns, möglichst viel Testkilometer abzuspulen."

Abenteuerurlaub in der Wüste

Timo Glock ist bereit für Bahrain, Teil 2., Foto: Sutton
Timo Glock ist bereit für Bahrain, Teil 2., Foto: Sutton

Bahrain ist nicht gerade ein Urlauberparadies. Im Vergleich zu den prunkvoll herausgeputzten Emiraten oder Abu Dhabi ist die Insel vor Saudi-Arabien eher von unaufgeräumtem mediterranen Flair. Aber nicht nur das hielt Timo Glock davon ab, sich während der drei freien Tage zwischen den Tests in Sakhir den Freizeitvergnügungen eines Wüsten-Urlaubers hinzugeben. "Wenn man den ganzen Tag über mit Sport beschäftigt ist, dann braucht man abends nicht mehr in die Stadt zu fahren", berichtet er. "Einmal war ich zwar im Kino, sogar in einem recht guten Film. Aber alles in allem ist unser Hotel so gut ausgestattet, dass man dort alles kriegt, was man braucht."

Die Tage zwischen den Tests verbrachte Timo teils an der Rennstrecke, bei Besprechungen mit den Ingenieuren. Aber das Gros der Zeit beschäftigte er sich mit sich selbst. "Ich habe viel Sport gemacht. Die äußeren Bedingungen sind optimal. Wir hatten tagsüber zwischen 22 und 24 Grad Außentemperatur, kaum Luftfeuchtigkeit, und auch erst am Freitag frischte der Wind wieder ein bisschen auf. Besser kann das Wetter zum Trainieren gar nicht sein. Man schwitzt, aber muss sich nicht so quälen, wie man das in der Wüste vielleicht erwarten würde. Für meine körperliche Saisonvorbereitung war das sicher ein sehr wertvoller Beitrag. Und in der Wüste, auf einer Insel, kann man ohnehin nicht sehr viel mehr machen."

Anpfiff zur zweiten Halbzeit

Am Freitagabend war es mit der Ruhe in Bahrain vorbei. Am späten Nachmittag Ortszeit machte sich Timo Glock wieder auf die 25-minutütige Autofahrt von der Hauptstadt Manama in Richtung Rennstrecke Sakhir. Toyota rief zu einem vorbereitenden Meeting. "Die Ingenieure des Testteams sind auch alle hier geblieben; sie hatten einen Tag frei, haben sich danach aber gleich wieder um die Datenauswertung gekümmert."

Mit der Konferenz am Freitagabend bereiteten die Kölner den zweiten Test-Block vor. "Wir besprachen, was genau in den nächsten drei Tagen auf dem Programm steht. Wir werden zum Beispiel auch eine Renndistanz abspulen, wie Ferrari sie mit Kimi Räikkönen schon im ersten Testabschnitt runtergerissen hat", verrät Timo. "Generell werden wir da anknüpfen, wo wir vor drei Tagen aufgehört haben. Denn die neue Aerodynamik wird ja erst noch in Köln entwickelt. Wir fokussieren uns also ganz auf die Mechanik, auf die Haltbarkeit und auf die Erkenntnisse in Sachen Temperaturen und Bremsbelastung."

Nachdem Timo sich inzwischen ins Team eingefunden hat, kommt auch die Zusammenarbeit mit Jarno Trulli immer besser in Fahrt. "Sehr angenehm", findet Timo. "Bei der Abstimmung geht zwar jeder seinen eigenen Weg. Aber das ist normal. Und über die Gebiete, auf denen wir uns noch verbessern müssen, decken sich unsere Meinungen. Wir ziehen also sehr produktiv am selben Strang, und zwar auch in dieselbe Richtung." Die Besprechungen und Konferenzen bei den Testfahrten finden generell mit allen Fahrern und Ingenieuren statt, sind nicht von Fahrer zu Fahrer in Gruppen unterteilt. "Bei diesen Meetings funktioniert die Zusammenarbeit mit Jarno sehr gut. Das macht Mut, dass wir gemeinsam etwas bewegen können."