Das Jahr ist erst wenige Wochen alt, aber es gab bereits wieder viel zu diskutieren. Jarno Trulli vermutete, dass einige Teams einen Weg gefunden haben, um die elektronische Startkontrolle auf mechanischem Weg zu emulieren, die Stewards wurden umorganisiert und die Superlizenz deutlich verteuert. Praktisch, dass Max Mosley am Montag zum ausgiebigen Mediengespräch geladen hatte und dabei bereit war, über alle Themen ein wenig zu referieren.

Zunächst ging es um die Startautomatik. Laut aktuellen Regeln ist es den Teams verboten, ein System oder eine Vorrichtung im Auto zu haben, womit die angetriebenen Räder davon abgehalten werden, durchzudrehen oder womit das übermäßige Gasgeben eines Fahrers kompensiert wird. Doch genau das vermutete Trulli bereits in den Autos anderer Teams. Mosley sah es aber beinahe als unmöglich an, dass jemand außerhalb der Regeln agiert. "Das wird sehr schwierig sein. Zunächst muss man die ECU umgehen und dann muss man noch unseren Spion im Führerhaus eliminieren, der uns sagen wird, was passiert."

Was Mosley nicht ausschloss, war, dass einige Teams vielleicht mit solchen Systemen unterwegs waren, da man bei privaten Tests fahren darf womit man will. "Ich denke aber, es wird sehr schwer, das bei einem Rennen zu machen", glaubte er. Deswegen meinte Mosley auch, dass es recht nervend sei, wenn nun wieder darüber gesprochen werde, dass andere betrügen. "Als wir ursprünglich die Lauch Control und Traktionskontrolle verboten haben, ist jeder im Paddock herumgelaufen und hat gesagt, dass die anderen Teams es hätten. Wir haben dann nachgegeben und gesagt: nachdem geglaubt wird, dass alle betrügen, öffnen wir das Reglement." Was dann passierte, war aber nicht nach Mosleys Geschmack. "Alle blieben stehen, keine Startkontrolle funktionierte und wir mussten in Monaco ein Spezialtraining machen, für den Fall, dass sie sich in der Startaufstellung über den Haufen fahren. Es hat gezeigt, dass nicht betrogen wurde, aber die Vermutung war da."

Sollte sich doch ein Team daneben benehmen, dürften wieder einmal die Stewards zum Zuge kommen, wobei Mosley davon ausgeht, dass es mit der neuen Struktur in Zukunft schneller gehen sollte. Tony Scott-Andrews ist zurückgetreten und nun werden drei Stewards unter der Aufsicht von Alan Donnelly agieren. "Alans Job wird es sein, die Verbindung zwischen den Stewards und der Race Control herzustellen. Außerdem soll er etwas Schwung erzeugen, damit wir die Entscheidungen schnell bekommen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass es so lange gedauert hat, wie es gedauert hat", erklärte der FIA-Präsident.

Donnelly hat in der Vergangenheit mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gearbeitet und sich dabei mit der Führung im Sport beschäftigt. Gerade deswegen sieht Mosley ihn auch als ideal für den neuen Posten an. "Er ist ein Experte in sportlicher Führung und er ist unabhängig. Ich denke, er wird gute Arbeit leisten und dass er nicht stimmberechtigt war und die abstimmenden Leute aus dem Motorsport kamen, schien zu passen", meinte Mosley. Nur jemand direkt aus dem IOC hätte vielleicht noch besser gepasst, fügte er an. Doch auch so sieht er die Wahl als richtig, da Donnelly die Dinge beschleunigen werde und keinem Vorsitzenden eines Landesverbandes oder Klubs sagen werde, wie sie etwas zu tun hätten.

In Zukunft sollen Entscheidungen nicht erst Wochen nach der Zielflagge kommen, Foto: Sutton
In Zukunft sollen Entscheidungen nicht erst Wochen nach der Zielflagge kommen, Foto: Sutton

Mosley konnte verstehen, dass die Handhabung und Dauer der Einsprüche 2007 einige frustriert hatte, unter anderem auch Lewis Hamilton. "Was Lewis und alle Anderen verstehen müssen, ist, dass dies ein komplexer Sport ist und wir unser Bestes tun", meinte er. Er wollte es wie beim Fußball sehen, wo ein Elfmeter in weiterer Folge zu einer sportlichen Debatte wird. "In unserem Fall ändert sich der Ball aber zwischen den Veranstaltungen, er ist bei jedem Team anders und es gibt zwischen den Rennen 150 Modifikationen daran", gab er zu bedenken. Die FIA sei bemüht, da immer Schritt zu halten, aber das sei eben nicht so einfach. "Mein Rat an Lewis wäre, sein Geld in die Bank zu bringen und sich nicht zu sehr zu sorgen. Wenn er weiter schnell fährt, dann wird es ihm gut gehen."

Allerdings wird Hamilton auch wieder etwas mehr Geld von der Bank abheben müssen, wenn er weiter schnell fährt. Denn die Superlizenz wird mit jedem erreichten Punkt teurer - seit einer Neubestimmung der Tarife um 2000 Euro pro Punkt. Die Grundgebühr schlägt mit 10.000 Euro zu Buche. Damit wird Hamilton - oder McLaren, je nach Vereinbarung - in diesem Jahr 228.000 Euro für die Lizenz zahlen müssen. 2007 hatte die Superlizenz für den Briten noch 1725 Euro gekostet. "Wir geben ein Vermögen für Sicherheit aus und das Meiste davon ist für die Fahrer. Viele Leute, die ansonsten die Rechnung bezahlt haben, meinten 'Moment, diese Fahrer verdienen alle sehr viel Geld und wir geben ein Vermögen dafür aus, damit sie sicher sind'. Deswegen gab es die Erhöhung", sagte Mosley.

Wie er zugab, hätten sich bereits einige Fahrer an ihn gewandt und betont, dass sie selbst für ihre Superlizenzen zahlen müssten. Doch Mosley hatte anscheinend auch nie etwas Anderes angenommen. "Die Sache ist die: wenn jemand 30 Millionen verdient, oder wie viel auch immer einige von ihnen bekommen, dann tut das nicht so weh. Wenn man am Ende des Feldes ist, wenn man keinen Punkt hat, dann zahlt man 10.000 Euro. Für Leute, die so viel Geld verdienen, ist das kein Drama. Ich würde mich damit zufrieden geben, wenn mir jemand sagt, dass ich 20 Millionen haben kann, wenn ich 250.000 für eine Lizenz bezahle." Die Lizenzgebühren werden laut Mosley zur FIA wandern, die ihrerseits aber viel mehr Geld für Sicherheit ausgeben werde als in der Vergangenheit.