Bei BMW Sauber gibt es kein wenn und aber: 2008 muss der erste GP-Sieg her. "Ich wäre nicht zufrieden, wenn es genauso laufen würde wie letztes Jahr", sagte uns Nick Heidfeld im Dezember klipp und klar. Nur so könne man die nächste Stufe des Plans erreichen, den Kampf um den WM-Titel 2009. Einige Wochen später wurde Heidfeld vorsichtiger. Bei der Präsentation des F1.08 in München schien er seine Meinung geändert zu haben oder zumindest öffentlich weniger Druck aufbauen zu wollen: "Es ist unser Ziel, das erste Rennen zu gewinnen, und ich hoffe, ich erreiche es. Ich kann aber nicht so einfach sagen, ich wäre enttäuscht, wenn wir es nicht schaffen sollten."

Das Ziel sind Siege aus eigener Kraft., Foto: Sutton
Das Ziel sind Siege aus eigener Kraft., Foto: Sutton

Die erste Kostprobe des neuen Autos bekam Heidfeld auf einem Mini-Rundkurs in der BMW-Welt. "Das Auto fühlte sich gut an", scherzte er nach seinen ersten Metern im neuen Auto. "Es hatte wenig Sprit drin, vielleicht lag es deshalb so gut." Da war ihm noch zum Scherzen zumute. Nach einer Woche Privattests in Valencia und noch einmal drei Tagen an gleicher Stelle mit der Konkurrenz sah das etwas anders aus. "Im letzten Jahr schien es zu dieser Zeit besser zu sein", gestand Heidfeld. "Die Balance war letztes Jahr schneller da und wir waren eher dort, wo wir es erwartet hatten."

Was also stimmt nicht mit dem weiß-blauen Boliden? Während Ferrari und McLaren auch mit den neuen Autos von Anfang an Bestzeiten hinlegen, hält sich BMW Sauber im dichten Mittelfeld auf, mit einer bis anderthalb Sekunden Rückstand. "Wir sind bei der Balance noch nicht da, wo wir sein wollen", erklärte Heidfeld gegenüber Autosport. Das habe sich schon in der ersten Testwoche angedeutet, allerdings seien es keine Balanceprobleme im eigentlichen Sinn. "Es ist niemals optimal, man hat entweder Über- oder Untersteuern, sonst wäre es perfekt."

Diese Woche testete das Team schon die ersten Verbesserungen, denen beim nächsten Test in Barcelona weitere folgen werden. "Es sind einige Teile im Windkanal, aber auch ohne sie rechneten wir damit, dass wir eine schönere Balance haben würden." Da halfen auch Setupänderungen und Aerodynamikteile wie die neuen Nasenflügel nur marginal.

Den Grund für die Probleme wollte Heidfeld nicht verraten, unter anderem, weil das Team sich noch nicht hundertprozentig sicher ist. Ein bisschen Angst fährt bei ihm also mit, dass die Probleme nicht behoben werden können und sich durch die gesamte Saison schleppen. "Aber wenn ich mit den Jungs spreche, sind sie ziemlich überzeugt, allerdings kann man das nie genau wissen. Es gibt immer ein gewisses Risiko." Heidfeld glaubt jedoch, dass die Probleme spätestens bis Melbourne behoben sein werden. "Je schneller desto besser, schlecht wäre nur, wenn es nicht bis Melbourne gelöst wäre." Eine Störung des Entwicklungsprogramms ist es so oder so. "Wir haben nicht die gewünschte Balance, also könnte sich die Setuparbeit, die wir jetzt leisten, mit den neuen Teilen nicht mehr auszahlen."

Bis Melbourne werden weiter wild Flügel wachsen., Foto: Sutton
Bis Melbourne werden weiter wild Flügel wachsen., Foto: Sutton

Erstmals seit der Übernahme durch BMW steht das Team in diesem Jahr unter großem Erfolgsdruck. Die Ankündigung des ersten Sieges hat schon andere Hersteller, vor allem japanische, ungewollt schnell eingeholt. "Ich hoffe, dass das Team mit dem Druck klarkommt", sagte Heidfeld im Winter. "Natürlich wachsen die Erwartungen mit jedem Erfolg, den man erreicht", bestätigte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. "Das ist allerdings nicht nur ein Druck von außen, sondern vor allem unser eigener Anspruch im Team." Der stieg auch bei Honda, nachdem sie 2005 WM-Zweiter geworden waren. In der Folgesaison holten sie den ersehnten ersten Sieg, fielen aber auf WM-Rang 4 ab. 2007 folgte der völlige Absturz ins Nirwana. Auch Renault fiel nach zwei Weltmeistertiteln in Serie im letzten Jahr in ein Loch, wenn auch kein so tiefes wie Honda.

Technikdirektor Willy Rampf ist zuversichtlich, dass BMW Sauber nur ein leichtes Wellental durchfährt und bald wieder obenauf sein wird. "Die Zuverlässigkeit des F1.08 ist bereits sehr gut", betonte er die positive Seite am F1.08. Die Anzahl der absolvierten Runden bestätigt die Aussage. "Bei der Performance stehen wir am Anfang einer intensiven Entwicklungsphase." Ab dem nächsten Test in Barcelona wird es bei jedem Test neue Teile und Modifikationen geben. "Wir haben ein internes Ziel gesetzt, welches wir bis Melbourne erreichen möchten. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen werden." Noch ist Zeit und noch gilt die Regel, dass Testzeiten nichts bedeuten müssen. Der Druck und die Angst fahren jedoch bis Melbourne mit.