Schmal, so gerade wie möglich, mit einem kleinen abschließenden Schwung nach oben, 110 Grad zwischen der Lippe und der Nasenspitze. Das ist sie angeblich. Die perfekte Nase einer Frau.

Bei einem modernen Formel 1 Boliden kann man das perfekte optische Erscheinungsbild der Nase bzw. des Frontspoilers leider nicht so einfach beschreiben. Eines kann man aber die letzten Jahre relativ durch die Bank ausmachen: die Nasen der Autos verlaufen von Jahr zu Jahr immer tiefer nach unten.

Besonders aufregend sieht der Frontbereich beim neuen Renner von Renault aus, dem R28. Während Renault vergangene Saison das letzte Team war, das noch mit V-Kiel an den Start ging, nutzte man die durch das V-Kiel Konzept mögliche vorteilhafte Geometrie der Radaufhängung. Doch die No-Keel Konstruktion, die sich diese Saison schlussendlich durchsetzte, erfreut sich nicht ohne Grund großer Beliebtheit. Beobachten konnte man die neue Keel-Variante als erstes bei Toyota und BMW Sauber. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die No-Keel Variante fördert einen ruhigeren Luftfluss unter die Nase und ist der Aerodynamik, genauer gesagt der Anströmung des Unterbodens zuträglich.

Renault kann durch die tiefe Nase, die unteren Querlenker direkt am Chassis anlenken und hat so nicht den Nachteil eines störenden V-Keel, Mono-Keel und Twin-Keel. So kann man die achsgeometrischen Vorteile des V-Keels (durch niedrigere Anbindungspunkte der Querlenker am Chassis) mit den aerodynamischen Vorteilen des No-Keel Konzepts kombinieren. Zwar hat man nun im Vergleich zu anderen No-Keel Fahrzeugen weniger Strömungsraum unter dem Boliden, dafür dürfte neben dem Vorteil der tiefen Anlenkpunkte für die Vorderradaufhängung auch der Gesamtschwerpunkt profitiert haben.

Die Heckpartie des R28 kann man als logische Weiterentwicklung des R27 sehen. Während die schlanken Seitenkästen nun noch früher zum Heck übergehen, sind die Abluftkamine auf den Seitenkästen in diesem Jahr sichtbar kleiner ausgefallen als bei der Konkurrenz. Als Neuerung gibt es am R28 dafür einen neuen, halbkreisförmigen Warmluftauslass am hinteren Ende der Motorabdeckung.

Schlankheit ist nicht nur für Frauen das A und O, sondern auch für die Aerodynamiker von Renault. So sind zum Beispiel die Spiegel näher zum Cockpit-Rand gerückt, um die Schwingungsprobleme der auf den Sidepods montierten Spiegel aus dem Vorjahr zu umgehen.