Eine gewisse Mattigkeit konnte er nicht verleugnen. "Ich bin wieder keinen Abend vor 24 Uhr ins Bett gekommen", knirschte Timo Glock in seiner persönlichen Rückblende auf den Jerez-Gruppentest letzte Woche. Der 25-Jährige erwies sich in Andalusien wieder als Meister der Spätschicht. Besprechungen und Gedankenaustausch mit den Toyota-Ingenieuren zogen sich bis spät in die Abendstunden hin.

Dieser Arbeitseifer fiel auf. Auch Toyota-Chefingenieur Dieter Gass, der gegenüber Motorsport aktuell analysierte: "Ich würde nicht sagen, dass Timo einen anderen Arbeitsstil hat als andere. Was schön ist: Er ist hoch motiviert. Er versucht, diese Motivation aufs Team zu übertragen, und das gelingt ihm auch sehr gut." Wie mochte Gass sich nicht verraten: "Er hat da ein paar schöne Tricks, die ich nicht verraten werde."

Der Arbeitseifer des Wersauers führt auch zu einer erhöhten Reisetätigkeit: Von Jerez ging es via Menorca nach Cheste bei València, nächste Woche steht Barcelona auf dem Flugplan; Timo entwickelt sich zu einem Handlungsreisenden in Sachen Formel 1-Testfahrten. "Vor Ende Januar", ächzt er beim Koffer-Stemmen auf den Balearen, "bin ich nicht wieder zu Hause."

Beim Gruppentest in Jerez musste Timo immer wieder Runden mit konstanter Geschwindigkeit drehen. Sein Toyota war dabei mit verschiedenen aerodynamischen Anbauteilen versehen, etwa mal mit und mal ohne Bügelflügel über der Fahrzeugnase. "Bei solchen Tests mit konstanter Geschwindigkeit miss man den Abtrieb, um so eine Korrelation zu jenen Daten darzustellen, die wir aus dem Windkanal erhalten hatten", erklärt Chefingenieur Dieter Gass.

Von Andalusien flog Timo auf die Balearen. Auf Menorca testen verschiedene Teams bei Geradeausfahrten auf einem kleinen Flughafen ihre Aerodynamik respektive die Übertragbarkeit der Windtunneldaten in die Realität. Das Tempo wird dabei auf 240 km/h abgeriegelt, um konstante Anpressdruck-Verhältnisse zu kreieren. "Man probiert dann verschiedene Fahrzeughöhen und fährt das Mapping nach, das man im Windkanal probiert hat, um die mit dem Auto in 1:1 zu messen", erläutert Gass. "Das Wetter ist dabei der Hauptgrund, warum wir nach Menorca gingen. Denn auf allen anderen Strecken, auf denen man solche Versuchsfahrten auch machen kann, wie etwa Vairano, würde man um diese Jahreszeit im Nebel versinken."