Der Nebel hängt tief und dicht über dem Boden, schwappt unaufhaltsam durch die Straßen. Die Sicht ist auf wenige Meter begrenzt. Langsam zeichnen sich futuristische Konturen ab, eine ungewöhnlich geschwungene Glasfront taucht aus dem Nichts auf, ist immer deutlicher zu erkennen, kommt immer näher. Blaue Lichter funkeln zwischen den Nebelschwaden hervor, ihre Reflektionen spiegeln sich in den gebogenen Glasflächen des UFOs. Die Invasion hat begonnen.

Der Wagen, der aus dem Nebel kam., Foto: BMW AG
Der Wagen, der aus dem Nebel kam., Foto: BMW AG

Es ist ein grauer Montagmorgen in der bayerischen Landeshauptstadt. Schon beim Frühstück war der Himmel durch das Glasdach des Hotels kaum zu erkennen. München zeigt sich nicht unbedingt von seiner besten Seite. Bei BMW Sauber stört das niemanden. Dieser Montag soll allen in Erinnerung bleiben, den Beginn eines erfolgreichen Jahres markieren. Im neuen Auslieferungszentrum, der BMW Welt, präsentiert der Rennstall den neuen F1.08, in Wurfweite des Olympiaparks, zu Füßen des majestätischen Zeltdachs - auch wenn das so früh noch vom Morgennebel verschlungen wird.

In der futuristisch konstruierten BMW Welt drängen sich 350 geladene Gäste vor einem Vorhang, in Erwartung jenes Autos, das BMW Sauber einen Schritt näher an Ferrari und McLaren heran bringen soll, das den ersten GP-Sieg einfahren soll. Das Introvideo steuert auf den Höhepunkt zu, der Vorhang lüftet sich und da ist er wieder: der Nebel. Auf einer Hebebühne schwebt der neue F1.08 durch den künstlichen Nebel auf die Bühne herunter. Jetzt kann die weiß-blaue Invasion in der F1-Welt endgültig beginnen.

Die BMW Welt ist bereit: die Invasion kann beginnen., Foto: BMW
Die BMW Welt ist bereit: die Invasion kann beginnen., Foto: BMW

Die erste Überzeugungsarbeit ihrer überlegenen Technologie leisten die Invasoren direkt vor Ort. Auf einem Rundkurs in der BMW Welt dreht Nick Heidfeld die ersten Meter mit dem neuen Auto, der leicht gekürzte Bart soll die versammelten Erdlinge wohl weniger verschrecken als der alt bewährte Murmeltierlook. Ob der Bart nach dem anvisierten ersten Sieg abkommt, weiß Nick aber noch nicht. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Wichtig sei erst einmal, dass sie siegen, nicht, was sie danach machen.

Zwei Dinge stehen nach den vier Runden im Schritttempo fest: 1. etwas schneller muss er schon noch fahren und 2. die neuen Ferrari-ähnlichen Radkappen müssen noch fester gezogen werden. "Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich sie verloren habe", bekannte Heidfeld. "Das Auto fühlte sich gut an. Es hatte wenig Sprit drin, vielleicht lag es deshalb so gut." Kaum war klar, dass das Auto fährt, flog es auch schon - zum richtigen Roll-Out und ersten Test nach Valencia. Dabei wurde es zum ersten Mal überholt: vom Team und den Fahrern, die den Transportflieger in ihrem Flieger locker aufschnupften. Die ersten Überholmanöver auf der Strecke soll jedoch der F1.08 gewinnen.

Drinnen und draußen: überall Nebel., Foto: Sutton
Drinnen und draußen: überall Nebel., Foto: Sutton

Bei den Präsentationen liegt BMW Sauber in diesem Jahr schon jetzt ganz vorne. Branchenprimus Ferrari hielt sich an die traditionell bescheidene Vorstellung - erst reden, dann in die Fabrik gehen und kurz das Auto stehen sehen. Auch Toyota beschränkte sich in der Enge der Köln-Marsdorfer Fabrik auf einen Low-Key-Launch ohne große Show. Selbst die Partykönige von Red Bull ließen einen prächtigen Launch Event aus - ein paar Fotos vom RB4 und den Fahrern in der Boxengasse, schon ging es los mit dem ersten Testtag. Kein Scheinwerferlicht, kein Feuerwerk.

Letztes Jahr gehörte auch BMW Sauber dem Kreis der Bescheidenen an. Unspektakulär enthüllte das Team den F1.07 in Valencia, einen Tag nach der Supershow von McLaren Mercedes, die bei ihrer millionenteuren Veranstaltung 200.000 Schaulustige anlockten und tausend geladene Gäste bewirteten. In diesem Jahr zog es McLaren kurzfristig in das Mercedes Museum in Stuttgart. Keinen Launch konnte man sich angesichts der Ankündigung des Konkurrenten aus München nicht erlauben. Zwischen historischen Automobilen und erfolgreichen Rennwagen wurde der MP4-23 ins Blitzlichtgewitter gerollt - nur Nebel gab es keinen.