Vorstandsvorsitzende von Automobilkonzernen sind nicht gerade für außerordentlich humorvolle Äußerungen begannt. Die Länge ihrer Reden bewirkt normalerweise das genaue Gegenteil. Dr. Dieter Zetsche versuchte sich bei der Eröffnungsrede auf dem McLaren Launch in Stuttgart dennoch an Comedyeinlagen - die das Allgemeinwissen der Zuhörer ungemein bereicherten.

"Man sagte mir, dass die Finnen so gute Autorennfahrer sind, weil sie noch vor dem Dunkelwerden zuhause sein möchten." Mika Häkkinen, Kimi Räikkönen, Heikki Kovalainen - McLaren Mercedes scheint das begriffen zu haben. "Die Briten sind hingegen so schnelle Autorennfahrer, weil sie zuhause sein möchten, bevor es anfängt zu regnen." Deswegen landete Lewis Hamilton wohl bei den Regenrennen in der Eifel und in China jeweils im Kiesbett...

Komm du mir nach hause: Nachtmensch Kimi störte die Dunkelheit nicht., Foto: Ferrari Press Office
Komm du mir nach hause: Nachtmensch Kimi störte die Dunkelheit nicht., Foto: Ferrari Press Office

Trotzdem besteht kein Zweifel daran: britische Rennfahrer sind schnell, finnische Rennfahrer sind schnell; Rosberg, Häkkinen, Kovalainen, Räikkönen, Hamilton, Hill, Mansell sind der Beweis - auch Jenson Button ist schnell, besonders beim Ankündigen von Siegen und Titeln (die neueste Auflage erfolgte dieser Tage für 2009). Doch wie schnell sind die neuen Gefährte?

Italienische Sportwagen aus Maranello haben den Ruf schnell und teuer zu sein. Das passt gut zur Formel 1 - so lange sich Max Mosley nicht durchsetzt, sonst könnten F1-Autos bald langsamer und sehr viel billiger sein. Ein Ferrari bei Rudis Resterampe, ein McLaren bei Schleudermaxe; David Richards würde sich freuen und sofort seinen Rücktritt vom Prodrive-Rückzug verkünden. Wie das genau geht, kann ihm sicher Alex Wurz verraten.

Von Wortwunder Kimi Räikkönen hätte man beim Launch vor einer Woche dennoch nur so etwas erwartet: "Ich bin das Auto noch nicht gefahren, also weiß ich es noch nicht." Kurz, prägnant, präzise und auch noch goldrichtig. So kennt man Kimi. Doch er überraschte mit einer gänzlich untypischen Anti-PR-Floskel: "Die ersten Eindrücke waren sehr positive." Okay, das ist noch ureigenste PR. Aber dann: "Ich glaube nicht, dass wir momentan noch Verbesserungen erzielen können." Nach nur 55 Runden am Shakedowntag. Der F2008 muss eine Rakete sein - oder ein Honda RA107 in Rot.

Zu spät: es regnete, bevor Lewis zuhause war., Foto: Sutton
Zu spät: es regnete, bevor Lewis zuhause war., Foto: Sutton

Selbst Michael Schumacher, zu seiner aktiven Zeit gerne ein Meister des Tiefstapelns, war ungewohnt optimistisch. "Der erste Eindruck war sehr gut - das Auto sieht schön, aber schon optisch auch schnell aus." Nur schade, dass ihm sein ehemaliger Lehrling Felipe Massa schon am Vortag in den Rücken gefallen war: "Das Wichtigste ist nicht die Schönheit, sondern die Performance und Zuverlässigkeit." 1:0 für Felipe.

Und was ist mit dem neuen Silberpfeil? McLaren geht offensiv und aggressiv in das neue Jahr. 2007 ist verdrängt, 2008 wird attackiert. "Wir wissen, dass das Auto schneller ist als das Auto vom Brasilien GP", gab sich Martin Whitmarsh angriffslustig. "Aber wir wissen auch, dass es langsamer ist, als das Auto mit dem wir nach Australien fliegen werden." Die ersten Eindrücke von Heikki Kovalainen waren erwartungsgemäß gut. Im Gegensatz zu Räikkönen hielt sich Lewis Hamilton an die PR-Bibel: "Wir haben noch viel zu tun, aber wir kennen jetzt unsere Ausgangslage." Anders als Ferrari können und müssen sie also noch etwas verbessern - selbst nach 1.999 Kilometern an drei Tagen. Statistikfreund Norbert Haug wird das als gutes Omen sehen: 1999 holte McLaren den letzten Titel - mit einem Finnen und einem Briten im Team. Nur was machen Briten und Finnen, wenn es beim Nachtrennen in Singapur regnen sollte?