Auch wenn Zyniker gerne sagen, dass in der Formel 1 eigentlich nur mehr das Auto wichtig sei, so sind es doch auch die Fahrer, die ihre Boliden möglichst schnell und möglichst heil über die Ziellinie bringen müssen. Deswegen standen am Montag in Stuttgart neben dem MP4-23 auch Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen im Rampenlicht. Dabei musste der Finne zunächst einmal festhalten, dass er keinen Grund hat, zu glauben, dass er im kommenden Jahr irgendwie hinter seinem Teamkollegen zurückstehen müsse. "Ich wäre nicht hierher gekommen, wenn ich denken würde, ich hätte nicht die gleichen Chancen. Wir wissen nicht, wie die Saison läuft, aber wir starten mit den gleichen Voraussetzungen. Dann liegt es an mir, eine starke Beziehung zum Team aufzubauen. Warten wir ab, was passiert", sagte Kovalainen.

Ähnliches gab auch Hamilton von sich. "Ich beginne das Jahr nicht als erster Fahrer. Wir erwarten gleiche Voraussetzungen für beide Fahrer. Als Teamkollegen wollen wir uns gegenseitig schlagen und das Team voranbringen. Wir wollen beide Titel holen. Das bedeutet aber nicht, dass einer der erste Fahrer ist", erklärte der Brite. Die Zusammenarbeit mit seinem neuen Teamkollegen laufe aber bereits bestens. So hätten sie ein gutes Verhältnis, möchten sich zwar gegenseitig besiegen, aber auch das Beste für das Team geben. "Wir wollen das Team voranbringen, ein gutes Jahr haben und das Racing genießen. Deswegen sind wir hier", meinte Hamilton.

Während Kovalainen seinem Teamkollegen in diesem Punkt zustimmte, wollte er aber auch nicht auf Gary Paffett und Pedro de la Rosa vergessen, die seiner Meinung nach auch viel dazu beitragen werden, dass das Team vorankommt. Für ihn selbst sei es nun einfach wichtig, sich im Team einzuleben. "Damit habe ich schon begonnen. Am Tag nachdem ich unterschrieben habe, war ich in der Fabrik. Ich muss mich aber noch etwas mehr auf die Dinge konzentrieren als Lewis. Er ist auf Autopilot und weiß, wie das Team arbeitet. Ich muss etwas härter daran arbeiten, aber bis Melbourne sollte ich gut integriert sein", meinte er. Die erste Kennenlern-Phase sei aber gut verlaufen und alle hätten ihn nett begrüßt, erinnerte er sich.

Sie waren sich in vielen Punkten einig, Foto: Sutton
Sie waren sich in vielen Punkten einig, Foto: Sutton

Ebenfalls einig waren sich beide, dass es durch den Wegfall der Fahrhilfen einiges schwieriger wird - wenn auch nur kurzfristig. "Die Fahrer passen sich aber schnell an. Am Ende wird es keinen Unterschied machen. Vielleicht passieren Fehler leichter, aber davon abgesehen wird sich nicht viel ändern", meinte Kovalainen. Hamilton ergänzte, dass man nun eine leicht andere Technik anwenden müsse, sich das Fahren prinzipiell aber kaum ändere. "Es wird für uns nicht härter als für andere Teams. Es gibt jedem Fahrer mehr Kontrolle. Wir müssen das Beste daraus machen und vielleicht machen die besseren Fahrer einen besseren Job", sagte er.

Wie gut oder schlecht Hamilton seinen Job am Ende der vergangenen Saison gemacht hat, wollte er nicht bewerten. Er meinte nur, dass er kein Mensch wäre, wenn er nach dem verlorenen Titel nichts fühlen würde. "Es hat mich aber stärker gemacht, ich habe mich besser vorbereitet, mehr trainiert. Ich bin nun entschlossener als in der Vergangenheit. Diese Erfahrung hat das vielleicht verbessert", betonte er. Außerdem gab er zu, dass er von Fernando Alonso einiges gelernt hat. Doch er ist sich auch sicher, durch die Arbeit mit Kovalainen wieder etwas zu lernen, da jeder neue Teamkollege auch neue Erfahrungen mitbringt.

Hamilton meinte jedenfalls, dass er als Fahrer nun erwachsen geworden ist. "Ich fühle mich nun mehr zuhause, bin zuversichtlicher, entspannter. Ich weiß nun eher, was ich will", sagte er. Die Annahme, dass es für ihn 2007 etwas zu schnell nach oben gegangen ist, wollte er nicht bestätigen, denn er sei bereits seit 15 Jahren im Rennsport. Deswegen sei der ganze Rummel für ihn auch kein zu großer Schock gewesen. Und es wird für ihn auch kein Schock sein, wenn Kovalainen ihn das nächste Jahr fordert. Denn wie 2007 sieht er in seinem Teamkollegen den größten Konkurrenten. "Er kann hier seine wahre Leistungsfähigkeit zeigen. Er wird mich pushen", war er sicher.

Wer sonst noch vorne mitmischen wird, konnte er nicht genau sagen und meinte, bis zum ersten Rennen werde man es auch nicht genau wissen. "Fernando wird wohl vorne sein und die gleichen wie voriges Jahr: Massa, Räikkönen. Vielleicht fahren auch noch ein paar Andere vorne mit." Blieb Hamilton nur noch eine Aufgabe, die er sich selbst stellte. Denn Dieter Zetsche bezeichnete den neuen McLaren als Geburtstagsgeschenk für den Briten, der am Präsentationstag des MP4-23 23 Jahre alt wurde. Hamilton wusste nicht so recht. "Mein Vertrag sagt mir nicht, dass ich das Auto behalten darf. Aber ich arbeite daran", meinte Hamilton.