Eine Meinung war bei McLaren Mercedes während sämtlichen Spionagewirbels immer eindeutig: man habe nichts falsch gemacht, die Ferrari-Informationen seien nicht im eigenen Team verwendet worden. Nachdem Renault für das gleiche Vergehen unbestraft blieb, gab es in der Formel 1-Welt einiges Stirnrunzeln. Einer der Gründe dafür, dass Renault nicht bestraft wurde, war laut der Urteilsbegründung des FIA World Motor Sport Council, dass Renault von Anfang an eng mit der FIA zusammenarbeitete und alle Informationen mit der FIA und dem Spionageopfer McLaren teilte. Sogar eine Durchsuchung der Computer sei gestattet worden.

McLaren scheint sich daran nun ein Beispiel zu nehmen, um weiteren Schaden vom Team abzuwenden. Denn noch ist der erste Spionagefall nicht beendet. Mitte Februar soll es eine neuerliche Anhörung des WMSC geben, in deren Verlauf darüber entschieden werden soll, ob Ferrari-Daten in die Entwicklung des 2008er Boliden eingeflossen sind und ob das Team eine weitere Strafe zu befürchten hat. Dann könnte McLaren ein Punktabzug für 2008 drohen. Dass die FIA-Untersuchung des MP4-23 anscheinend irgendetwas zu Tage gefördert hat, machten die Aussagen von Max Mosley deutlich.

"Es gibt einen Report der Untersuchungskommission, der eine zweite Anhörung nötig macht", sagte Mosley der auto, motor und sport. "Glauben Sie mir: Wenn wir 26 Leute aus der ganzen Welt einfliegen lassen, dann haben wir gute Gründe dafür. McLaren wurde über unsere Zweifel früh informiert. Sie haben genügend Zeit zu reagieren, sollte sich der Zweifel bestätigen."

In einem Brief an Mosley und alle Mitglieder des WMSC entschuldigte sich McLaren am 5. Dezember offiziell für ein Fehlverhalten in der Spionageaffäre. Durch die Untersuchungen der FIA sei zu Tage gefördert worden, dass die Ferrari-Informationen weiter innerhalb des Teams verbreitet gewesen sind, als man selbst angenommen hatte. "McLaren bedauert es sehr, dass unsere eigenen Untersuchungen das Material nicht früher bemerkt haben", heißt es in einem Presseschreiben des Teams, dem der Entschuldigungsbrief angefügt wurde. "McLaren hat bemerkt, dass die gesamte Situation hätte vermieden werden können, wenn man Ferrari und die FIA sofort informiert hätte, als die Kommunikation mit Nigel Stepney erstmals bekannt wurde. Wir sind natürlich beschämt und haben uns dafür beim FIA World Motor Sport Council entschuldigt." Die Tatsache, dass man dies nicht schon früher bemerkte, entschuldigte das Team mit dem Stress und Druck während des hektischen Saisonverlaufs.

Um die kleinste Möglichkeit zu unterbinden, dass Ferrari-Daten in die Entwicklung des 2008er McLaren einfließen, wird man die Entwicklung von drei unabhängigen Systemen unterlassen. Man betonte jedoch ausdrücklich, dass keine Hinweise darauf gefunden wurden, dass die Ferrari-Informationen im 2007er oder 2008er McLaren verwendet wurden. Zudem habe man strengere Regeln für die Einstellung von Mitarbeitern aufgestellt. "McLaren möchte sich öffentlich bei der FIA, Ferrari und der gesamten Formel 1-Gemeinde und den Formel 1-Fans entschuldigen und versichern, dass nun Mechanismen in Kraft treten, die eine Wiederholung verhindern." McLaren habe sich auch dazu bereit erklärt, die Kosten der FIA für die Untersuchung zu übernehmen. "McLaren möchte jetzt diese Dinge hinter sich lassen und sich auf die Saison 2008 konzentrieren." Deshalb drängt McLaren auf ein schnelles Ende der Untersuchung und angesichts der harten Strafe und deren Auswirkungen auf das Team auf keine weiteren Sanktionen.