Du bereitest dich auf deine erste volle Formel 1-Saison vor. Macht die Arbeit da noch mehr Spaß?
Sebastian Vettel: Es ist schon Arbeit, es macht aber auch sehr viel Spaß. Die Tatsache, dass ich nächstes Jahr im Auto sitze, ist natürlich sehr beruhigend und gut zu wissen. Wenn ich jetzt im Auto sitze, mache ich mir über nächstes Jahr aber keine Gedanken. Wir haben genug zu testen, genug zu probieren. Dass wir uns voll auf nächstes Jahr konzentrieren ist klar, aber das erste Rennen ist noch ziemlich weit weg.

Du hast in deinen ersten Formel 1-Rennen Höhen und Tiefen miterlebt. Haben dich diese Erfahrungen als Fahrer besser gemacht?
Sebastian Vettel: Ja sicher. Sonst müsste ich ja nicht fahren. Ich bräuchte einfach nur die Chance bekommen, in einem guten Auto zu sitzen und ab dafür... Nein, also ich denke, es ist ganz normal, dass man Höhen und Tiefen durchläuft. Ich denke, ich habe dadurch viel gelernt, werde nächstes Jahr noch viel lernen und habe auch noch viel zu lernen. Von daher passt das schon.

Du und Sebastien Bourdais, ihr habt gemeinsam nicht sehr viel Formel 1-Erfahrung. Siehst du das vielleicht als kleinen Nachteil?
Sebastian Vettel: Nein. Rennen in der Formel 1 zu fahren, ist zwar schon noch einmal etwas Anderes. Aber der Sebastien war in den USA vier Mal in Serie Meister in der Champ Car und ich denke, er bringt sehr viel Erfahrung mit. Deswegen glaube ich, dass wir mit ihm einen erfahrenen Fahrer haben und dann noch einen nicht so erfahrenen. Er ist acht Jahre älter, von daher ist es ein guter Mix. Letzen Endes sind wir beide noch junge Fahrer, beide in der Formel 1 vielleicht noch unerfahren, aber ich denke, das Paket ist nicht so schlecht.

Sebastian Vettel hat Spaß an der F1., Foto: Sutton
Sebastian Vettel hat Spaß an der F1., Foto: Sutton

Zu Saisonende haben du und das Team ein paar gute Rennen gehabt. In der Winterpause entwickeln zwar wieder alle weiter, aber siehst du den Saisonabschluss als gutes Signal für kommendes Jahr?
Sebastian Vettel: Es war alleine schon für die Gesamtmotivation des Teams gut. Es ist schön, mit den paar Punkten auf dem Konto als Konstrukteurs-Siebter in die nächste Saison zu gehen. Es haben auch beide Fahrer gepunktet. Man sieht immer gerne die Bilder von Ferrari und McLaren oder anderen großen Teams wie BMW, die um Siege kämpfen. Es gibt dann immer die Bilder der Sieger des Rennens, derer, die alles richtig gemacht haben. Wenn man weiter hinten fährt, dann fällt man vielleicht nicht so auf, aber die Leute stecken genauso viel Herzblut mit rein und strengen sich genauso an wie die Leute vorne. Das gilt nicht nur für die Fahrer sondern für das ganze Team.

Da ist es dann gut, wenn man als Fahrer für die harte Arbeit des ganzen Teams etwas zurückgeben kann - in der Form von Punkten oder guten Ergebnissen. Für die Moral ist das enorm wichtig. Die Arbeit macht dann natürlich etwas mehr Spaß, wenn man Perspektive hat. Wir sind noch ein sehr junges Team, müssen viel lernen, ich als Fahrer muss viel lernen, aber ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg. Wo sind wir nächstes Jahr? Wenn man jetzt jedem glaubt, dann sind sowieso alle ganz weit vorne. Es müsste Punkte bis zum 20. Platz geben. Deswegen, schau mer Mal, sagt der Kaiser.

Du bist einer von vielen jungen Fahren, die es in die Formel 1 geschafft haben oder an der Tür anklopfen. Siehst du das als Trend oder ist es eher eine Momentaufnahme?
Sebastian Vettel: Ich bin kein Journalist und kein Statistiker, insofern ist das etwas, was mich überhaupt nicht interessiert. Ich finde es aber gut. Damit will ich nicht sagen, dass es Leute gibt, für die es an der Zeit wäre, dass sie aus der Formel 1 verschwinden, um Jüngeren Platz zu machen. Ich denke, der David Coulthard hat es sehr gut formuliert: so bald man schnell genug ist für die Formel 1, ist man reif für die Formel 1 und so lange man schnell genug ist, ist man nicht zu alt für die Formel 1. Ich denke, so kann man das ganze sehen. Ich denke nicht, dass ein David Coulthard oder ein Giancarlo Fisichella alte Männer sind. Sie sind sehr erfahren und kennen das Geschäft sehr genau. Ich bin nicht der Meinung, dass man mit Mitte oder Ende 30 ein alter Mann ist.

Auch 2008 steht Sebastians Name auf der Toro Rosso-Boxentafel., Foto: Bumstead/Sutton
Auch 2008 steht Sebastians Name auf der Toro Rosso-Boxentafel., Foto: Bumstead/Sutton

Du kannst aber in jedem Fall die Qualität der Aufbauserien beurteilen...
Sebastian Vettel: Die Tatsache, dass die Fahrer heutzutage im Schnitt generell früher in die Formel 1 einsteigen als noch vor 10, 15, 20 Jahren lässt sich vielleicht darauf zurückführen, dass es schon im Kartsport die Möglichkeit gibt, früher anzufangen. Wenn man jetzt einmal die Generation vom Michael [Schumacher] als Beispiel herausnimmt. Die fing irgendwann an, Rennen zu fahren. Im Kartsport war das so mit 12, 13, 14 Jahren, das war damals so üblich. Heutzutage kann man schon mit 7 Jahren Kartrennen fahren. Der Umstieg in den Formelsport war damals fast nur mit einem Führerschein möglich - in Deutschland also mit 18. Heute geht das schon mit 15 oder 16. Ich denke, die ganze Szene und die Nachwuchsserien sind professioneller geworden und es hat sich alles weiterentwickelt. Und die Tatsache, dass man früher anfangen und auch in den Formelsport wechseln kann, ist wohl der Grund dafür, dass die Leute nun im Schnitt auch früher in die Formel 1 kommen.

Das Jahr war sehr spannend für dich, vor allem, was deine Entwicklung betrifft. Findest du es schade, dass es jetzt zu Ende ist oder freust du dich, dass du eine Pause bekommst?
Sebastian Vettel: Es war schon ein anstrengendes und hartes Jahr. Es hat aber auch sehr viel Spaß gemacht. Es gab nie einen Moment, an dem ich gesagt hätte, morgen ist jetzt aber Schluss. Ich freue mich auf jedes einzelne Mal, wenn ich ins Auto klettern darf. Manchmal muss man beim Testen ziemlich lange warten und da langweilt man sich vielleicht einmal ein bisschen, aber sonst... Ich denke, es ist ganz gut, dass man jetzt einmal eine längere Pause hat, damit man etwas abschalten und runterkommen kann. Man kann das ganze Thema ein wenig vergessen, um dann im Frühjahr wieder voll motiviert angreifen zu können und frisch und erholt an die Sache rangehen zu können. Es ist aber nicht so, dass ich sage, ich habe die Schnauze voll, Gott sei dank ist es vorbei.